Die rührenden Bilder gingen im August 2018 um die Welt. Das Orcaweibchen J35, auch Talequah genannt, gebar ein Baby, das nicht mal eine Stunde alt wurde. Die trauernde Orcamutter liess es aber nicht in die Tiefen des Meeres absinken, sondern stupste es mit der Nase immer wieder an und trug es so noch 17 Tage lang mit («Tierwelt online» berichtete).

Nun scheint sich für Talequah das Blatt gewendet zu haben. Wie das Center for Whale Research in der Stadt Friday Harbor im US-Bundesstaat Washington mitteilt, wurde Talequah erneut Mutter. Der gesunde Orcabub J57 kam wohl etwa am 4. September zur Welt und sei am 22. September zum letzten Mal gesehen worden. «Er ist robust und scheint gesund», schreibt das Center for Whale Research auf seiner Website. J57 dürfte nun schon etwa einen Monat alt sein.

Weiterer Nachwuchs für die Orcagruppe folgte zudem am 24. September. Das Weibchen J41 brachte ein Kalb zur Welt. Dessen Geschlecht ist aber noch nicht bekannt.

Zu wenig Lachse
J57 und das neue Baby bringen dringend nötige Verstärkung. Sie gehören nämlich zur Population der Southern Resident Killer Whales (SRKW), die vor der Nordwest-Pazifikküste der USA und der kanadischen Provinz British Columbia heimisch ist. Und die kämpft seit Jahren mit Nahrungsmangel, denn auch ihre Hauptnahrungsquelle, der Chinook-Lachs, ist gefährdet.

Weil die Wale zu wenig Nahrung finden, schlagen 75 Prozent der Schwangerschaften fehl. Kommen die Jungtiere doch zur Welt, liegt die Mortalität bei über 40 Prozent. Gemäss der Mitteilung leben in der Population mit J57 und dem ein paar Wochen jüngeren Kälbchen nun 74 Orcas. 1999 waren es 100, 2005 noch 83 Tiere gewesen. Wie das Center for Whale Research weiter schreibt, wären für den Erhalt der Population weibliche Kälber dringend nötig. Doch auf jeden Fall sind die beiden Geburten eine gute Nachricht. Auch wir wünschen den Kleinen viel Glück!