Das geht aus einer in der Fachzeitschrift «PNAS» veröffentlichten Studie hervor, für die Daten zu mehr als 50'000 Arten aus drei verschiedenen 20-Jahres-Zeiträumen bis zum Jahr 2015 miteinander verglichen wurden. Demnach droht den artenreichen tropischen Meeresgebieten bei fortschreitendem Klimawandel ein weiterer Verlust an biologischer Vielfalt. 

Auch für die Menschen, die von diesen Tierbeständen lebten, könnte sich die Situation dadurch drastisch verschlechtern, warnten die beteiligten Forscher. Insgesamt registrierten sie am Äquator bereits einen Rückgang um rund 1500 Arten. In diesem Jahrhundert werde sich der Trend fortsetzen. Das Tempo der Polwanderung hänge davon ab, ob und wie schnell die Menschheit den Ausstoss von Treibhausgasen senke. 

«Die Erderwärmung verändert das Leben in den Ozeanen bereits seit 60 Jahren», fasste Leitautor Mark Costello von der Universität im neuseeländischen Auckland die zentralen Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Demnach war der Trend zur Abwanderung in Richtung Pol auf der Nordhalbkugel stärker ausgeprägt. Grund ist, dass sich die Meere dort bislang stärker erwärmten als auf der Südhalbkugel der Erde. 

Fische stärker betroffen 
Darüber hinaus waren im freien Wasser lebende Arten wie Fische stärker betroffen als Bodenbewohner. Letztere könnten nur während ihrer ersten Lebensphasen mit den Strömungen frei im Wasser treiben und seien danach nicht mehr mobil, erklärten die Forscher. Dadurch ziehe sich die Verlagerung in anderen Breitengrade über Generationen. 

Die «verschwundenen» tropischen Arten würden dabei vermutlich ihren angestammten Temperaturzonen nach Norden und Süden folgen, während sich subtropische Meere erwärmten, erläuterte Mitverfasser David Schoeman von der Nelson Mandela University im südafrikanischen Port Elizabeth. Der Studie zufolge sinkt die Artenzahl in den tropischen Gewässern, wenn die Jahresdurchschnittstemperatur über 20 bis 25 Grad steigt. Im Einzelnen ist dies von der jeweiligen Art abhängig. 

Hochsee-Arten mit weniger Problemen 
Ähnliche Verschiebungen gab es nach Erkenntnissen von Forschern auch vor 140'000 Jahren, wie Funde von Fossilien zeigen. Damals waren die Temperaturen auf der Erde zum letzten Mal so hoch wie heutzutage. Wie einzelne Arten mit den Veränderungen zurechtkommen, untersuchten die Wissenschaftler in der aktuellen Studie gleichwohl nicht. Ältere Studien zeigten, dass Hochsee-Arten generell weniger Probleme haben. 

Auch mit Auswirkungen auf für Fischerei relevante Arten befassten sich die Experten bei ihrer Arbeit nicht ausdrücklich. Allerdings sei offenkundig, welche Regionen der Welt am stärksten betroffen seien. «Indonesien und andere Staaten in der Nähe des Äquators, etwa in Westafrika, haben am meisten zu verlieren», berichtete Leitautor Costello. In ihren Gewässern nehme die Artenvielfalt in Folge des Trends ab, ohne dass parallel dazu neue Arten zuwanderten.