Vor rund 1,5 Millionen Jahren begann sich der Stammbaum der Paviane (Gattungsname Papio) aufzufächern. Heute bevölkern sechs Aarten, die sich in Grösse und Aussehen mitunter recht stark unterscheiden, vor allem den afrikanischen Kontinent südlich der Sahara. Da sich die Verbreitungsgebiete der Arten teilweise überschneiden, sind die Tiere für Wissenschaftler interessant, die sich mit Fragen zur Bildung und Durchmischung (Hybridisierung) von Arten auseinandersetzen.      

Jüngere Studien legen nämlich nahe, dass sich Arten auch dann voneinander abspalten können, wenn Populationen nicht voneinander isoliert sind, sondern es weiter einen Genfluss zwischen den Gruppen gibt. Das steht im Gegensatz zu herkömmlichen Vorstellungen zur Artenbildung, wie es einer Aussendung der Veterinärmedizinischen Universität Wien heisst.      

Ein internationales Team mit Beteiligung der Wiener Hochschule verglich ausgehend vom Erbgut der am weitesten verbreiteten Art, dem Anubispavian (Papio anubis), die DNA aller weiteren Arten miteinander. Dabei wurde klar, dass es sowohl in entfernterer als auch in jüngerer Vergangenheit immer wieder Hybridisierung gegeben hat.

Unterschiede kein Hindernis  
Obwohl es ein gewisses Mass an genetischer Inkompatibilität zwischen verschiedenen Arten gebe, fanden die Forscher keine wesentlichen Einschränkungen für die Reproduktion über die Artgrenzen hinweg, wie sie im Fachblatt «Science Advances» berichten.      

Sogar deutliche Unterschiede in der Lebensweise und in den Sozialsystemen stellen demnach kein Hemmnis dar: So leben unter den Anubispavianen sowohl Weibchen und Männchen polygam. Beim Mantelpavian (Papio hamadryas) dominieren hingegen Harem-ähnliche Strukturen mit einem Männchen und mehreren Weibchen. Trotz dieser fundamentalen Unterschiede fand das Forschungsteam Hybridisierung in der freien Wildbahn.      

Im Gegensatz zum Menschen, dessen Verwandte wie Neandertaler oder Denisova-Menschen seit langem ausgestorben sind, könne man bei Pavianen die Vermischung von Arten noch wissenschaftlich studieren. Von diesen Analysen versprechen sich die Forscher nämlich auch gewisse Rückschlüsse auf die Entwicklung des modernen Menschen, findet sich in dessen Erbgut doch auch ein gewisser Anteil an DNA, der von anderen Menschenarten stammt.