Es sei zwar bekannt gewesen, dass die in den USA und Mexico beheimateten Silberdachse (Taxidea taxus) Kadaver vergraben, um sie länger haltbar zu machen, schreiben die Forscher der University of Utah in einer Mitteilung. Doch zum ersten Mal habe man beobachtet, wie einer der Dachse ein Tier ganz vergräbt, das um einiges grösser und schwerer ist als er selbst.  

Die Wissenschaftler wollten eigentlich gar keine Dachse studieren. Im Winter 2016 legten sie westlich von Salt Lake City im US-Staat Utah sechs tote Kälber aus und installierten Kamerafallen nebenbei – erwartet wurden vor allem Vögel, Aasfresser wie Geier. Zu seiner Überraschung stellte das Team nach einer Woche fest, dass einer der Kadaver verschwunden und die Erde um ihn herum aufgewühlt war. Die Kamera entlarvte den Silberdachs. Fünf Tage brauchte er, um das Kalb zu vergraben, zwei Wochen lang ist er danach nicht mehr aus dem Bau heraus gekommen.  

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Nach getaner Arbeit ruht sich der Silberdachs erstmal aus.
  Bild: Evan Buechley

Leben im Verborgenen
«Silberdachse sind rätselhafte Kreaturen», sagt Ethan Frehner, Hauptautor der Studie, die kürzlich im Fachjournal «Western North American Naturalist» veröffentlicht wurde. «Wir wissen viel über ihre Genetik und Morphologie, aber sehr wenig über ihr Verhalten. Da sie einen grossen Teil ihres Lebens im Untergrund verbringen und viel nachtaktiv sind, ist es schwierig, sie zu beobachten.»  

Frehner und seine Kollegen vermuten, dass diese bisher unbekannte Verhaltensweise der Dachse einen beträchtlichen Einfluss auf das Ökosystem haben könnte, vor allem im trockenen Grossen Becken im Westen der USA, wo die Ressourcen knapp sind. Normalerweise profitieren von einem Tierkadaver viele Aasfresser, heisst es in der Mitteilung. Wenn ein Dachs einen solchen einfach ganz für sich beansprucht, hat dies Auswirkungen für die anderen Tiere. Das Verhalten könne aber auch Ranchern helfen, mutmassen die Forscher. Indem Silberdachse tote Tiere eingraben, könnten sie dabei helfen, Nutztierherden vor Krankheiten zu schützen.

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