Viele Legenden ranken sich um den Narwal. Meereseinhörner sollen sie sein. Ihrem «Horn», bei dem es sich in Wahrheit um den linken oberen Eckzahn der Männchen handelt, schrieb man Heilkräfte zu. Fakten sind dagegen über den Narwal erstaunlich wenig bekannt – auch heute noch. Denn die Tiere sind nicht leicht zu erforschen, halten sie sich doch den grössten Teil des Jahres unter dem dicken Eis der Arktis auf.      

Doch die Arktis befindet sich im Wandel: Durch den Klimawandel und das schmelzende Eis wird sie leichter zugänglich. Dies werde wohl unweigerlich zu erhöhter menschlicher Aktivität und damit auch zu erhöhter Lärmbelastung für die arktischen Meeressäuger führen, prognostizieren US-Forscherin Susanna Blackwell und ihr Team in einer gestern im Fachjournal «PLOS One» veröffentlichten Studie. Sie machten sich deshalb auf nach Grönland, um zum ersten Mal überhaupt die Gesänge des Narwals zu erforschen – und um damit auf mögliche Reaktionen der Wale auf Veränderungen in seiner Umgebung besser vorbereitet zu sein.      

Stress wegen Forschern
So statteten die Meeresbiologen sechs Narwale mit akustischen Geräten aus, die nach einigen Tagen von den Tieren wieder abfielen und mittels GPS wieder gefunden werden konnten. «Neue Technologien ermöglichen einen mehrtägigen virtuellen Ritt auf dem Rücken eines Narwals», sagt Blackwell in einer Medienmitteilung.      

Und die neuen Technologien stellten sich als sehr effizient heraus. Blackwell und ihrem Team gelang es, drei verschiedene Typen von Narwaltönen zu identifizieren: Klicken und Schwirren kommen bei der Echolokation und beim Fressen zum Einsatz. Mit Hilfe dieser Lautäusserungen konnten die Forscher sogar eine Futterstelle identifizieren. Für die Fernkommunikation benutzen die Wale Rufe verschiedener Art. Diese tätigen sie meist in der Nähe der Oberfläche.  

Auch eine Reaktion auf Stress verursacht durch Menschen, namentlich durch sie selbst, haben die Forscher schon gefunden: Nach dem Einfangen, Besendern und erneutem Freilassen waren die Narwale einen Tag lang still, bevor sie wieder anfingen zu kommunizieren. Es darf also davon ausgegangen werden, dass die Tiere auch auf weniger drastische Eingriffe reagieren werden. 

Hören Sie hier einige Beispiele:

Narwal Eistla beim Klicken:

[EXT 1]

Narwal Thora ruft:

[EXT 2]

Der Ruf von Helge:

[EXT 3]

Der Ruf von Balder:

[EXT 4]