Steinadler gelten in der Schweiz als potenziell gefährdet, nach Angaben der Vogelwarte gibt es hierzulande etwa 360 Brutpaare. Ein Brutplatz im Berner Jura ist seit 2014 bekannt. Da in der Schweiz etwa ein Viertel der gesamten Population des Alpenbogens lebt, trage man eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art.

Kopflos gefunden

Es ist also alles andere als «irgendein» Vogel, der im grössten Windpark der Schweiz im Berner Jura ums Leben gekommen ist. Wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA Bird Life Schweiz zitiert, sei der kopflos aufgefundene Steinadler von einer Turbine erschlagen worden. Die Organisation Freie Landschaft Schweiz zeige sich schockiert über die Nachricht und fordere ein sofortiges zehnjähriges Moratorium für alle Windkraftprojekte, die ein potenzielles Risiko für die Vogelwelt darstellten, heisst es weiter.

Nichts von offizieller Seite

Die BKW als eine der Besitzerinnen der Anlage auf dem Mont Crosin wollte gegenüber der SDA nicht weiter Stellung beziehen. Man habe nur aus den Medien und nicht von offizieller Seite – z. B. der Wildhut – von dem Vorfall erfahren, so die Begründung. Die BKW bedauere aber den Vorfall. Laut dem Energiekonzern ereignete er sich Anfang November 2021.

Die Haltung von Bird Life zu Windkraft

Man unterstütze die Energiewende, aber nicht zu jedem Preis, schreibt Bird Life auf ihrer Website. Die Produktion erneuerbarer Energie dürfe keine wertvollen Naturgebiete oder gefährdeten Arten bedrohen. Wie bzw. unter welchen Umständen sich Windkraft und Vogel- oder allgemein Naturschutz vereinbaren lassen, zeigt Bird Life in einem Merkblatt auf. Die Masten und Turbinen in luftiger Höhe sind demnach nicht nur wegen Vogelschlags ein potenzielles Problem, sondern auch weil sie Lebensräume zerschneiden oder deren Qualität vermindern könnten. Als erste Priorität für die Energiepolitik der Schweiz sieht die Umweltorganisation die Begrenzung des Energieverbrauchs, gefolgt von der Förderung der Energieeffizienz und erst an dritter Stelle die Förderung Erneuerbarer Energien.

Auch der Bund will den Verbrauch senken

Der Bund sieht in seiner Energiestrategie 2050 vor, den durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch pro Person gegenüber dem Jahr 2000 bis 2035 um 13 Prozent zu senken. Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien – Wind, Solar, Biomasse und Geothermie – soll bis 2035 auf 14,5 TWh steigen (heute liefern Wind, Biomasse und Solaranlagen 4,2 TWh pro Jahr).