Wie kommt es, dass manche Tierarten die Palette ihrer möglichen Nahrungsmittel eingrenzen? Aus welchem Grund konzentrieren sich gewisse Arten nur auf einen Bruchteil der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen? Man nimmt an, dass die Möglichkeit, ein breites Spektrum an möglichen Nahrungsmitteln zu fressen, den Nachteil hat, dass deren effiziente Nutzung darunter leidet; ein Phänomen, das in der Ökologie unter dem Begriff «trade-off» bekannt ist.

Der Schweizer Volksmund sagt dazu: Man kann nicht beides haben, den Fünfer und das Weggli. Getreu diesem Phänomen ist eine spezialisierte Tierart also besser in der Lage ihre Nahrung zu nutzen als die weniger wählerischen Verwandten. Bisher gab es allerdings keine empirischen Studien, die das Phänomen der «trade-offs» überzeugend belegen konnten. Entsprechend ist auch dessen Wichtigkeit in der Evolution der Spezialisierungen nach wie vor Gegenstand von Diskussionen.

Larven fressen ihr Opfer von innen auf
Die kürzlich in der Fachzeitschrift «Functional Ecology» erschienenen Resultate von Silvia Rossinelli und Sven Bacher, von der Universität Freiburg, untermauern die Hypothese dieser «trade-offs». Die Beiden untersuchten die Entwicklung von parasitischen Schlupfwespen, die zur biologischen Kontrolle von Schädlingen weltweit eingesetzt wurden.

Solche Wespen, von welchen es wahrscheinlich über eine Million verschiedener Arten gibt, werden bereits seit über 100 Jahren zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Sie befallen andere Insekten, indem sie ihre Eier im Inneren oder auf der Oberfläche der ausgesuchten Wirte ablegen. Die geschlüpften Larven fressen ihren Wirt sozusagen von innen her auf und töten ihn damit. Während einige Schlupfwespenarten ein breites Nahrungsspektrum haben, sind andere hochspezialisiert und legen ihre Eier nur in einige wenige Wirte.

Vorteile mit einem Haken
Die Ergebnisse der Studie zeigen nun, dass die spezialisierten Wespen bessere Chancen haben, eine stabile Population aufzubauen, als diejenigen, deren Diätplan eine breitere Palette aufweist. Der Grund dafür: Spezialisierte Arten seien besser in der Lage, ihre Wirte zu «nutzen» als die Generalisten.

Die Forscher räumen allerdings ein, dass die Spezialisierung nicht nur Vorteile hat: «Ist der bevorzugte Wirt in einem bestimmten Habitat nicht vorhanden, sind die Generalisten ganz klar besser bedient», schreiben sie.

Originalpublikation:
Silvia Rossinelli, Sven Bacher: «Higher establishment success in specialized parasitoids: Support for the existence of trade-offs in the evolution of specialization.», Functional Ecology (2014).
doi: 10.1111/1365-2435.12323