Der Gesang der Nachtigall ist bereits seit Ende Juni nicht mehr zu hören. Jetzt machen sich die Vögel auf den Weg in ihre Winterquartiere. Welche Richtung die Nachtigallen dabei einschlagen, konnte bisher nur vermutet werden. Die einzigen Hinweise stammten von den wenigen Vögeln, die in Europa beringt und im tropischen Afrika wieder gefunden worden waren.

Sonnenlicht-Messgerät ortet die Vögel
Die Schweizerische Vogelwarte und die Universität Basel wollten es genauer wissen. Dabei verhalfen Sie einer alten Methode zu einer Renaissance: Der Positionsbestimmung anhand der Tageslänge. Mithilfe eines sogenannten «Geolocators» konnten die Standorte der Vögel im Verlauf eines Winters immer aufgezeichnet werden.

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Eine Nachtigall mit «Geolocator» ausgerüstet
© Philipp Sprau

Besonders präzise ist diese Methode nicht, dafür aber Vogelschonend: Die Geräte, gerade mal ein Gramm schwer, wird den Vögeln auf den Rücken montiert und tut nichts anderes, als alle zwei Minuten zu messen, wieviel Sonnenlicht gerade auf den Vogel trifft. Diese Daten werden gespeichert, der «Geolocator» im nächsten Frühjahr wieder eingesammelt und ausgewertet. Dadurch können die Zugrouten der Nachtigallen immerhin auf 100-200 Kilometer genau nachverfolgt werden.

Brutgebiete vermischen sich kaum
«Wir konnten für insgesamt 28 Nachtigallen herausfinden, wo sie den Winter verbracht hatten», sagte Valentin Amrhein von der Universität Basel. «Uns fiel auf, dass sich die Vögel der verschiedenen europäischen Brutgebiete in Afrika wenig vermischten, sondern in begrenzten Gebieten überwinterten.» So verbrachten die Nachtigallen aus dem Raum Basel den Winter mehrheitlich in der Elfenbeinküste und Ghana, diejenigen aus Norditalien hingegen zwischen Ghana und Nigeria und diejenigen aus Bulgarien vom Tschad bis zur Demokratischen Republik Kongo und Uganda.

«Wenn wir die Nachtigall effizient schützen wollen, dann müssen wir wissen, wo sie sich im Winter aufhält und wo sie durchzieht», erläuterte Steffen Hahn von der Vogelwarte Sempach die Bedeutung dieser Resultate. «Nur so können die von den Nachtigallen dringend benötigten Lebensräume und Gebiete vor der Zerstörung geschützt werden.»