Auf der Alp Fursch in der St. Galler Gemeine Flums sind seit Anfang Woche 19 Schafe von einem Wolf gerissen worden. In dem Gebiet im Sarganserland wurden seit 2019 wiederholt ein männlicher und ein weiblicher Wolf gesichtet. Der kantonale Wildhüter wurde am Donnerstag wegen mehreren toten Schafen auf die im Schilstal gelegene Alp gerufen, wie die St. Galler Staatskanzlei am Freitag mitteilte.

Die gerissenen Schafe befanden sich auf einer Weide mit Elektrozaun und natürlichen Grenzen. Die kantonale Fachstelle für Herdenschutz habe umgehend die Nutztierhalter im Sarganserland per SMS informiert und vor Ort geeignete Schutzvorkehrungen getroffen, heisst es. Um den Wolf zu identifizieren, nahm der Wildhüter bei den toten Schafen Proben für DNA-Analysen. Bei den beiden Wölfen, die seit dem vergangenen Jahr wiederholt durch das Gebiet streiften, wurde bisher kein Nachwuchs beobachtet, wie der Kanton schreibt.

Im Kanton St. Gallen werden regelmässig Wölfe gesichtet, besonders im Sarganserland, aber auch im Toggenburg und zuletzt mehrmals am Säntis im Gebiet der Schwägalp. Arno Puorger vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen rechnet damit, dass sich der Wolf in der Region weiter ausbreiten wird. Grundsätzlich stelle dies keine Gefahr dar. Der Wolf gehöre zur einheimischen Artenvielfalt, sagte Puorger kürzlich in einem Interview.

Ziegenrisse im Kanton Uri
Im Kanton Uri derweil hat vermutlich ein Wolf bei Hospental auf einer Weide mindestens zwei Ziegen getötet. Knapp ein Dutzend weitere Tiere werden laut der Jagdaufsicht seit dem Vorfall vergangener Woche vermisst. Die Tiere waren demnach nicht speziell geschützt.

Am Freitag wurden auf der Alp Rossmettlen vom zuständigen Älpler zwei Tiere tot aufgefunden, wie Jagdaufseher Markus Aschwanden am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Er bestätigte Informationen von CH Media. Wann die Ziegen starben, war unklar. Das Rissbild deute auf einen Wolf hin, sagte Aschwanden. Den gerissenen Ziegen wurden DNA-Proben entnommen. Auf der Weide befanden sich laut Angaben des Jagdaufsehers rund fünfzig Tiere.

Eine grössere Suchaktion nach den vermissten Ziegen sei in dem steinigen und unübersichtlichen Gelände erfolglos verlaufen. Die verbliebenen Tiere seien an einen anderen Ort gebracht worden. Aus dem Kanton Uri wurden in den vergangenen Monaten mehrere Wolfssichtungen gemeldet. Ende Mai hatte ein Wolf ebenfalls im Urserental elf Schafe getötet. Letztes Jahr wurden im Kanton insgesamt zwölf Schafe vom Wolf gerissen.

Schweizweit wird die Zahl der Wölfe auf etwa 80 geschätzt. 2012 bildete sich im Calandagebiet in Graubünden das erste Rudel. Seither breiteten sich die Tiere weiter aus. Heute gehen Fachleute von mindestens neun Wolfsrudeln in der Schweiz aus.