Die Kantone Wallis, Graubünden und Waadt haben beim Bund Gesuche um Abschussbewilligungen eingereicht, im Goms wurde bereits ein Wolf erlegt. «Bauernverband schlägt Wolf-Alarm» lautete diese Woche eine Schlagzeile. Von hier und da werden Forderungen nach mehr Abschüssen laut. Wie es scheint, haben die Bergkantone dem Wolf nun endgültig den Kampf angesagt.

Zur Mässigung und zur Wahrung des Volkswillens dagegen mahnt die Gruppe Wolf Schweiz. Am 15. Juli nämlich trat die revidierte Jagdverordnung in Kraft. Weil das neue Jagdgesetz im vergangenen September an der Urne scheiterte, wurden die Hürden zum Abschuss in der Verordnung gesenkt. So dürfen Wölfe unter anderem schon ab zehn gerissenen Nutztieren geschossen werden und nicht mehr wie bisher ab 15. Präventivabschüsse wie sie das revidierte Jagdgesetz vorgesehen hätte, sind dagegen in der Verordnung nicht enthalten. Ebenfalls ist es weiterhin der Bund, der Abschussbewilligungen erteilen kann. Diese Kompetenz wurde nicht an die Kantone abgegeben (mehr zur neuen Jagdverordnung können Sie hier nachlesen).

Zuerst Erfahrungen sammeln
Die nun erlaubten Regulierungen wären ohne die neue Jagdverordnung kaum bewilligt worden, schreibt die Gruppe Wolf Schweiz in einem Statement. Die Auswirkungen der Revision seien also bereits jetzt spürbar.

«Die Anpassung der Jagdverordnung Mitte Juli stellt ein erhebliches Entgegenkommen an die Landwirtschaft und Bergbevölkerung dar. Die wiederkehrend medial gestellten Forderungen nach einer Lockerung des Wolfsschutzes, die teilweise weit über das abgelehnte Jagdgesetz gehen würden, sind befremdlich», so die Gruppe Wolf. Man erwarte deshalb, das Volksentscheide respektiert und Erfahrungen mit der revidierten Verordnung gesammelt werden, bevor vorschnell eine erneute Lockerung des Wolfsschutzes gefordert werde.

Wolf gut für Wald
Gerade in Graubünden seien viele Schutzwälder in einem schlechten Zustand, liessen die Behörden Anfangs Juli verlauten («Tierwelt online» berichtete). Besonders betroffen sind die Bündner Herrschaft und das Prättigau. Grund für die Misere sind die vielen Hirsche und Rehe, welche die jungen Triebe fressen und so die Verjüngung und das Nachwachsen der Wälder verhindern. Die Bündner Regierung sieht nun vor, dass die Jägerinnen und Jäger mehr Wild schiessen sollen. Doch gerade unter der Jägerschaft, sowie auch unter den Försterinnen und Förstern gibt es viele, die froh sind, wenn der Wolf ihnen bei dieser Aufgabe unter die Arme greift (lesen Sie hier mehr dazu).

So schreibt auch die Gruppe Wolf Schweiz, dass der Wolf eine Chance für das Prättigau sein könne. Ein Wolfspaar sei bereits vorhanden und es könne sich noch dieses Jahr dort ein Rudel bilden. Tierhalterinnen und Tierhalter in der Surselva, die noch im letzten Jahr angaben, besonders unter der Wolfspräsenz zu leiden, hätten ihren Herdenschutz massgeblich verbessert, woraufhin die Nutztierrisse im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen seien. Verstärkten auch die Prättigauerinnen und Prättigauer den Herdenschutz, sei die Rückkehr des Wolfes in das Tal «sehr zu begrüssen und notwendig».