Rund eine Million Enten, Möwen und Taucher aus Nord- und Osteuropa nehmen jedes Jahr den Weg in die Schweiz unter die Flügel, um zu überwintern. Doch die Ornithologen zählen immer weniger Wintergäste auf Schweizer Gewässern, wie die Schweizerische Vogelwarte in Sempach am Donnerstag mitteilte.

Die Winter im Norden seien milder geworden und die Gewässer würden nicht mehr jedes Jahr zufrieren. So seien weniger Vögel gezwungen, den weiten Weg bis in die Schweiz zu fliegen. Sie würden auch im nördlichen und östlichen Europa genügend zu fressen finden, heisst es in der Mitteilung weiter.

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 Die Winterbestände der Reiherente haben sich nach Nordosten verschoben.
 Bild: © Schweizerische Vogelwarte

Vier Grad wärmer als früher
Im vergangenen Winter zählten Ornithologen schweizweit beispielsweise rund 120'000 Reiherenten und 6000 Schellenten – so wenige wie seit den Siebzigerjahren nicht mehr. Während die Winterbestände der beiden Vogelarten in Mitteleuropa in den vergangenen 30 Jahren rückläufig waren, sind sie in Nordeuropa stark gestiegen. Die Verschiebung geht laut Vogelwarte einher mit einem Anstieg der Temperaturen im Frühwinter um fast vier Grad Celsius.

Die Änderungen im Zugverhalten der Wasservögel stellt den Naturschutz in Europa vor neue Probleme. Die klimabedingte Verlagerung führe dazu, dass der Schutzstatus der Winterquartiere von Wasservögeln europaweit neu beurteilt werden müsse, schreibt die Vogelwarte.

Am kommenden Wochenende findet in der Schweiz und im übrigen Europa die jährliche Wasservogelzählung statt. Diese wird seit den Fünfzigerjahren durchgeführt und zählt gemäss Vogelwarte zu den grössten und ältesten internationalen Tierüberwachungsprogrammen. In der Schweiz beteiligen sich an der Zählung rund 500 freiwillige Beobachter.