Samuel Furrer, Geschäftsführer Fachbereich, Schweizer Tierschutz STS

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«Klassische Zoos, wie wir sie heute kennen, gibt es in 50 Jahren nicht mehr. Einige, teilweise verstaatlichte Einrichtungen konzentrieren sich auf die Nachzucht und Auswilderung bedrohter europäischer Tierarten wie Feldhase, Schneehuhn oder Bartgeier. Durch die neuen Formen der Mobilität werden exotische Tierarten direkt in ihren Verbreitungsgebieten besucht. Bei uns gibt es dafür Virtual-Zoos und Zoos mit Robotertieren, die den echten Vorbildern zum Verwechseln ähnlich sind. Sie riechen sogar wie diese. Nur braucht es jetzt keine Abschrankungen mehr. In einem Urwald mit lebenden Pflanzen beispielsweise bewegt man sich gefahrlos durch Gorillafamilien, sieht Vogelspinnen vorbeikrabbeln und kann die zwitschernden Vögel beim Wasserbaden beobachten. Hier braucht es den Tierschutz nicht.»

Karin Federer, Direktorin Walter Zoo Gossau SG

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«In 50 Jahren wird unser Alltag noch digitaler und noch virtueller sein. Die stetig wachsende, urbane Bevölkerung wird weiter weg von der Natur sein als je zuvor. Stellen Sie sich vor, es gäbe Einrichtungen, die der Bevölkerung Tiere und deren Lebensräume näherbringen können. Ein Ort, an dem die Natur mit allen Sinnen erlebt wird. Und stellen sie sich vor, dass an diesem Ort Tierarten erhalten und dadurch auch Tiere ausgewildert werden können. Arten, die in ihren Ursprungsländern durch die Umweltzerstörung komplett verschwunden sind. Stellen Sie sich diesen Ort als Teil einer der grössten Umweltorganisationen weltweit vor, der den Naturschutz sogar mitfinanziert. Diesen Ort gibt es bereits. Und er heisst auch in 50 Jahren noch ‹Zoo› und er wird durch jeden einzelnen Besucher unterstützt.»

Vera Weber, Präsidentin Fondation Franz Weber

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«Der Zoo der Zukunft wird das sein, was er heute vorgibt, bereits zu sein. Er wird Artenschutz, Bildung und Wissenschaft betreiben, aber hauptsächlich in der Natur, direkt vor Ort. Die Gefangenhaltung von exotischen Tieren in Städten wird nur noch im Ausnahmefall möglich sein. Der Zoo von morgen ist einerseits ein Rettungszentrum für einheimische und konfiszierte Tiere und fördert andererseits Wissen und Begeisterung durch neue Technologien, die ein Eintauchen in die reelle Welt der Tiere ermöglichen. Man beobachtet Tiere nicht mehr eingeschlossen in künstlichen Anlagen, sondern erlebt sie live in ihrem natürlichen Lebensraum. Der Zoo der Zukunft ist an die Ethik unseres Jahrhunderts angepasst. Er ist ein Kompetenzzentrum für den Schutz der Tiere und Lebensräume, ohne Tiere ihrer Freiheit zu berauben.»

Olivier Pagan, Direktor Zoo Basel

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«Im Zeitalter von Klimawandel und schrumpfenden natürlichen Lebensräumen nimmt die Bedeutung von Zoos zu. In 50 Jahren gehören Zoos zu den wenigen Orten, wo echte Tierbegegnungen noch möglich sind. Wo Menschen die Grossartigkeit der Biodiversität und die Wichtigkeit von Artenschutz und Naturschutz erkennen und verinnerlichen. Zoos sind als ausserschulische Lernorte führend in der Vermittlung der aktuellen Themen zu Natur- und Artenschutz und von biologischen Zusammenhängen. Durch das Engagement der Zoos und deren Unterstützung von Naturschutzprojekten sind in 50 Jahren Lebensräume noch vorhanden, die es ohne sie nicht mehr gäbe.»