Der Tierpark bestätigte am Mittwoch gegen Abend eine entsprechende Meldung der online-Ausgabe der Zeitung «Der Bund» und gab bekannt, getötet worden sei der Bär mit der Bezeichnung «3». Namen haben die Jungbären nicht bekommen. Laut der Internet-Meldung schüttelte Vater Misha das Jungtier heftig, warf es durch die Luft und liess es fallen.

Dass Bärenväter ihre Jungen mitunter töten, war der Tierparkleitung bewusst. «Es besteht die Möglichkeit, dass die Jungtiere durch den Bärenmann getötet werden können. Das kann auch in der freien Natur geschehen», heisst es auf der Internetseite des Berner Zoos. Die Dählhölzli-Leitung ging das Risiko bewusst ein, weil sie zum Wohle von Vater Misha vermeiden wollte, dass dieser zwei Jahre lang allein in einem Gehege verbringen muss. «Dieser Belastung wäre er nach unserer Überzeugung nicht gewachsen».

Lieber ein totes Jungtier als ein geschädigter Vater
Der Verlust von Jungtieren sei nach biologischen Grundsätzen wie auch nach Tierschutzkriterien auch weit weniger gravierend als ein dauerhaft verhaltensauffälliger erwachsener Bär, hiesst es an gleicher Stelle weiter. Die Verantwortlichen liessen die Familie auch deshalb zusammen, weil Mutter Masha Vater Misha während der letzten zwei Monate in ihrer Nähe tolerierte.

Die Berner Tierpark-Leitung ging damit im Dählhölzli einen anderen Weg als im Berner Bärenpark, wo sie nach der Geburt von zwei Jungtieren Vater Finn von Mutter Björk und Töchtern Berna und Ursina trennte. Später wagte sie die Familienzusammenführung, doch musste bekanntlich letztes Jahr Berna wegen Streitigkeiten mit Björk den Bärenpark verlassen («Tierwelt Online» hat berichtet). 280 und 360 Kilogramm schwer Misha und Masha kamen 2009 nach Bern – als Geschenk der damaligen russischen First Lady Swetlana Medwedewa.

Der Berner Tierpark baute in den vergangenen Jahren für die beiden nicht miteinander verwandten Waisenkinder extra ein neues Gehege, den im März 2012 eingeweihten «BärenWald». Wogen die beiden russischen Braunbären bei ihrer Ankunft in Bern noch je zehn Kilo, bringen sie nun 280 (Masha) und 360 Kilogramm (Misha) auf die Wage.

Tierschützer fordern Zuchtplanung
Kritik handelt sich der Tierpark von der Tierschutzorganisation «Vier Pfoten» ein: In einer Mitteilung schreibt Länderchefin Julie Stillhart: «Es ist nicht natürlich, dass ein Männchen bei der Jungenaufzucht dabei ist. In der freien Natur gebärt die Bärin alleine in der Winterschlafhöhle und vermeidet danach jeglichen Kontakt mit erwachsenen Männchen. Die Reaktion des Männchens war also vorhersehbar. Die Argumentation, die Jungtiere könnten auch in der freien Natur getötet werden, akzeptieren wir nicht.»

«Vier Pfoten» wirft dem Tierpark vor, seine Jungtiere als «Publikumsmagneten» zu missbrauchen. Die Tierschützer sprechen sich auch für die Kastration von Bären aus, wenn kein Nachwuchs gewünscht ist. «Der Tierpark soll nur dann züchten, wenn er für den Nachwuchs gute Haltungsbedingungen gewährleisten kann», schreibt Stillhart. Regelmässige Fortpflanzung gehöre nicht zwingend zum natürlichen Verhalten der Braunbären.

Reaktion: Mischa wird sterilisiert
In einer Stellungnahme von Donnerstagmorgen führt der Tierpark eine Richtungsänderung durch: «Auch wenn das zweite Jungtier überlebt, wird Misha sterilisiert», schreibt Tierpark-Direktor Bernd Schildger. Das zweite Jungtier, «4», sei wohlauf und habe am Montag einen Spaziergang unbeschadet überstanden. «Um den Bären die grösstmögliche Ruhe zu geben», schreibt er weiter, «werden wir die Gästeplattform an der oberen Bärenanlage schliessen».