Vor dem Amtsgericht Bucheggberg-Wasseramt in Solothurn fand am Mittwoch die Verhandlung über die Vollstreckung der Räumung des Tierparks statt. Strickler, die Kantonstierärztin, ein Vertreter des für die Räumung zuständigen Oberamts und Vertreter der Landeigentümerin, der Solothurner Immobiliengesellschaft Espace Real Estate AG, waren anwesend. Der Fall ist für die Vollzugsbehörden mehr als ungewöhnlich. Sie können auf keine Erfahrungen mit der Räumung eines Raubtierparks zurückgreifen. «Es ist ein komplexes Problem», hiess es von allen Seiten vor Gericht.

Die Behörden wissen nämlich selbst nicht, wohin sie bei einer Zwangsräumung die insgesamt 18 Löwen, Tiger und Pumas bringen sollten. Bei Wohnungsräumungen müssen die Behörden höchstens mal eine Katze oder einen Hund in einem Tierheim unterbringen.

Mieterstreckung verstrichen
Strickler hatte zuletzt einen Vergleich mit der Landbesitzerin unterschrieben. Er verpflichtete sich, bis Ende 2015 das Areal in Subingen geräumt zu haben. Doch das tat der Mann nicht. Er fand keinen Ersatzstandort.

Ursprünglich war ihm das Gelände im September 2008 gekündigt worden. Er erhielt zwei Mieterstreckungen. Gemäss Espace Real Estate besteht im Grundsatz die Möglichkeit, dass Strickler das Gelände kaufen kann. Der Preis für das insgesamt 40'000 Quadratmeter grosse Areal beträgt dem Vernehmen nach rund 14 Millionen Franken.

«Ich bitte um Zeit, nicht um Almosen», sagte der 65-jährige Strickler vor dem Amtsgericht: «Ich bin kein Stänkerer. Ich will eine gute, solide Lösung finden». Er liess keinen Zweifel aufkommen: «Ich kämpfe für meine geliebten Tiere.» Er habe ein sehr enges Verhältnis zu ihnen. «Es kann sich heute niemand mehr erlauben, eine seltene Raubkatze zu töten. Das Echo auf der Welt wäre unkontrollierbar», machte der ehemalige Zirkusdompteur klar. Obwohl ihn alles aufwühlte, sprach er klar und ruhig.

Im vor elf Jahren gegründeten Park in Subingen leben neben den Raubkatzen auch 50 kleinere Tiere in einem Streichelzoo. Der Park, in dem die Tiere den Vorschriften entsprechend gehalten werden, gilt als Ausflugsziel für Familien.

Letzte Chance zeichnet sich ab
Die Anwältin von Strickler forderte vor Gericht einen Aufschub von einem Jahr, um mehr Zeit für eine Lösung zu haben. Das lehnte das Amtsgericht ab und folgte damit dem Antrag des Anwalts der Landbesitzerin. Trotzdem liess das Gericht ein Fenster als wohl allerletzte Chance offen.

Es wird zunächst verfügen, dass Strickler genaue Angaben zur Zahl der Tiere und zu deren Gesundheitszustand machen muss, wie der Gerichtspräsident ausführte. Danach wird das Gericht entscheiden, ob noch ein Expertengutachten eingeholt werden soll. Wenn es bis dann keine Lösung gibt, droht weiterhin die zwangsweise Räumung.

Dem Gericht ist klar, dass man einen Raubtierpark nicht einfach räumen kann, und es schwer ist, für die Raubkatzen neue Standorte zu finden. Es befragte auch einen Zoologen und pensionierten Bundesbeamten. Es sei unmöglich, die Tiergruppen zu teilen. Sie würden eine Umplatzierung wohl nicht überleben. Sie seien auf Strickler fixiert, führte der Experte aus.

Millionensumme für Kauf in Aussicht
Der Raubtierpark-Besitzer machte wiederholt deutlich, es bestehe die Möglichkeit, dass er das gesamte Industrieland seines Parks kaufen könne. Das aus dem Ausland stammende Geld sei nun endlich freigegeben worden. Genauere Angaben dazu machte er nicht.

Von Seiten der Espace Real Estate hiess es, man sei im Grundsatz bereit, das Land an Strickler zu verkaufen. Trotzdem will sich das Unternehmen nicht einfach weiter vertrösten lassen. Mit der Verhandlung über die Vollstreckung der Räumung sei nun der Weg klar aufgezeigt, hiess es.

«Ich gebe nun Vollgas, Vollgas», sagte Strickler nach dem Entscheid des Gerichtes: «Es braucht Zeit und Geld.» Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten setzt sich derweil für die Tiere im Raubtierpark ein, denen eine ungewisse Zukunft droht. Man wolle helfen, eine Lösung zu finden. Der Fall des Raubtierparks zeige, wie problematisch die Privat- und Zirkushaltung von Grosskatzen sei. Sie stelle extrem hohe Ansprüche, die höchstens von wissenschaftlich geführten Zoos und guten Auffangstationen erfüllt werden können. Ausserdem müsse die Finanzierung und Unterbringung der Tiere auf Lebenszeit sichergestellt werden.