Im Tierpark Goldau leben seit Mittwoch sechs Exemplare der Europäischen Sumpfschildkröte, die früher in der Schweiz verbreitet war. Ein Wiederansiedlungsprojekt will die Tierart vor dem Aussterben bewahren. Bei den sechs Tieren handle es sich um zwei Männchen und vier Weibchen, sagte Tierpark-Direktorin Anna Baumann auf Anfrage. Die Tieren stammten aus Zuchten der Schildkröten-Interessengemeinschaft Schweiz (SIGS) und des Berner Tierparks Dählhölzli.

Nur vereinzelte Exemplare in freier Natur
Die Europäische Sumpfschildkröte wurde im Mittelalter wegen ihres Fleisches intensiv bejagt. Als später Flüsse begradigt und Weiher und Sümpfe trockengelegt wurden, verschwand die Sumpfschildkröte - bis auf einige Restvorkommen in den Kantonen Tessin und Genf. Diese hätten wahrscheinlich ohne Aussetzungen nicht überlebt, schreibt der Tierpark.

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© Tierpark Goldau

Lange Zeit wurde vermutet, dass sich die Schildkröten in der Schweiz wegen des kalten Klimas nicht fortpflanzen können. Untersuchungen der Universität Neuenburg hätten aber gezeigt, dass die Europäische Sumpfschildkröte in passenden Lebensräumen in der Lage sei, Eier zu legen und Nachwuchs aufzuziehen, allerdings nur im Flachland und bis zu einer Höhe von 500 Metern, schreibt der Tierpark.

Zwei verschiedene Typen
Breite Wiederansiedlungsprojekte gibt es für die Kantone Tessin, Genf und Neuenburg. Die erste offizielle Freisetzung fand 2010 im Kanton Genf statt. Auch der Tierpark Goldau möchte seinen Sumpfschildkröten-Nachwuchs für solche Projekte zur Verfügung stellen. Das Problem ist, dass es verschiedene Sumpfschildkröten-Typen gibt. Für die aktuellen Wiederansiedlungsprojekte in der Schweiz wird der «westliche» Typ benötigt. Die Schildkröten im Tierpark Goldau gehören aber zum «östlichen» Typ.

Es sei sehr schwierig, den westlichen Vertreter zu erhalten, sagte Baumann. Der Nachwuchs des Tierparks Goldau könnte aber für andere Wiederansiedlungsprojekte, etwa in den Donauauen, verwendet werden. Wie gross der Nachwuchs der Goldauer Sumpfschildkröten sein wird, lässt sich nicht voraussagen. Dies hängt gemäss Baumann stark von den Rahmenbedingungen ab. Die Tiere können 30 bis 40 Jahre alt werden.