Der erste Ausflug war harte Arbeit für Mutter Cocha, wie Zoo-Kurator Robert Zingg am Mittwoch erklärte. Hatte sie das eine der Jungtiere erfolgreich über den Bachlauf gelockt, rannte das andere schon wieder zurück in die Wurfbox. Nach längerem Hin und Her schnappte sie sich dann beide gleichzeitig und trug sie aufrecht gehend in die gewünschte Richtung.

«Es ist noch etwas schwierig, einen Konsens zu finden, wer wann in welche Richtung geht und wer diese angibt», sagte Zingg. Doch die Fortschritte sind bereits sichtbar. Das am 31. Januar geborene Zwillingspärchen hat schnell Gefallen an dem weitläufigen Aussengehege gefunden und Cocha beobachtet das Treiben entspannt.

Klettern will gelernt sein  
Die Zoobesucher brauchen allerdings gute Nerven, denn die tapsigen Bärchen sind noch keine geübten Kletterer. Furchtlos und unbekümmert wagen sie sich dennoch in die Höhe. Der Abstieg erfolgt dann allerdings auch manchmal im freien Fall. Doch Zingg beruhigt: Die beiden Jungtiere sind hart im Nehmen und lernen schnell. Denn bei Gefahr flüchten sie in die Bäume. Gute Kletterfähigkeiten dienen also der Sicherheit. Dabei helfen die starken und gut ausgebildeten Krallen.   

Brillenbären sind die einzigen Bären Südamerikas. Ihre Heimat ist ein schmaler Streifen der tropischen Anden zwischen Venezuela im Norden und Bolivien im Süden. Ihren Namen haben sie von der markanten Gesichtszeichnung, die sich wie eine Brille um die Augen legt.  

Durch diese individuell unterschiedliche Zeichnung kann man die Zürcher Zwillinge gut unterscheiden. Das Weibchen trägt die prägnantere «Brille». Sie hat den Namen Rica erhalten, was köstlich oder lecker bedeutet und auch als Kosewort gebräuchlich ist. Ihr Zwillingsbruder heisst Rasu, was mit Schnee, Eis oder schneebedeckter Berg übersetzt wird.

300 Gramm Geburtsgewicht  
Bei ihrer Geburt wogen die kleinen Bärchen rund 300 Gramm und waren gerade einmal so gross wie Meerschweinchen. Inzwischen bringen sie etwa 5 Kilogramm auf die Waage. Ausgewachsen wiegen Brillenbärenweibchen etwa 60 Kilogramm, die Männchen werden 120 bis 140 Kilogramm schwer.  

Der Brillenbärenbestand ist gefährdet. Durch die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen, Ausbeutung von Bodenschätzen und Strassenbau wird ihr Lebensraum in den Anden eingeschränkt. Bedroht werden sie auch durch Wilderei.