Es gibt wohl kaum eine Entenrasse, die in den vergangenen Jahrzehnten auch nur ansatzweise einen solchen rasanten Aufstieg erlebt hat, wie die Laufente. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Laufente wie keine andere Entenrasse in den Schlagzeilen steht. Es gelingt ihr regelmässig auch Medien zu füllen, die sonst eher der Politik und dem weltweiten Tagesgeschäft vorbehalten sind. Unter der Bezeichnung «Indische Laufente» werden der Rasse im Hinblick auf die Schneckenbekämpfung im Garten wahre Wunderwerke nachgesagt. Das kommt der Rasse natürlich entgegen und die Züchter brauchen sich in der Regel keine Gedanken zu machen um den Absatz ihrer Jungtiere, die nicht so sehr dem züchterischen Ideal entsprechen.

Das gilt auch für die Züchter der Peking­enten, und zwar unabhängig davon, ob man nun die Deutsche oder die Amerikanische Variante züchtet. Die asiatischen Restaurants haben hier ganze Arbeit geleistet und das Fleisch dieser Rassen wird als echte Delika­tesse betrachtet. Anhand dieser Merkmale wird deutlich, wie wichtig auch in der Rassegeflügelzucht die richtige Werbung ist. Denn schliesslich fressen alle Entenrassen mit besonderer Hingabe Schnecken (siehe «Tierwelt Online» vom 22.3.2013), und dass die Pekingenten das beste Fleisch haben sollen, ist zumindest unter Entenzüchtern teilweise heftig umstritten.

Ruhig stehen sie nie
Trotzdem: Dass die Laufente einen solchen Siegeszug antreten konnte, muss Gründe haben. An erster Stelle ist wohl das aussergewöhnliche Aussehen der Rasse zu nennen. Die Laufente hebt sich darin von allen derzeit bekannten Enten ab. Und es sieht für nicht Eingeweihte schon ulkig aus, wenn eine Gruppe Laufenten in ihrem schnellen Gang übers Gras läuft. Der Begriff «Renner» passt da schon ganz gut. Denn ruhig vor sich hin gehend, wird man Laufenten selten sehen. Vor allem dann nicht, wenn eine Person in der Nähe ist. Laufenten sind nämlich alles andere als ruhig. Man kann sie getrost als leicht nervös bezeichnen. Auch bei Ausstellungen werden die Laufenten deshalb immer so präsentiert, dass sie zumindest an einer Boxenseite eine Wand haben. Selbst dann ist zu empfehlen, dass man sich ein paar Meter wegstellt, um die Laufente optimal beurteilen zu können.

Das etwas nervöse Wesen und die Agilität der Laufente kommen ihren Rassenmerkmalen sehr entgegen. Sie sollen nämlich schlank sein! Eine dickliche und plumpe Laufente passt auf keinen Fall. Viele Züchter stellen deshalb die Tränke und den Futtertrog möglichst weit voneinander entfernt auf. Dann ist für zusätzliche Bewegung gesorgt und damit für eine schlanke Linie. Damit diese dann auch optimal zur Geltung kommt, brauchen Laufenten ein sehr straffes und eng anliegendes Gefieder. Man spricht von «Wassergefieder». Dieses tritt dann besonders gut in Erscheinung, wenn die Enten ausreichend Badegelegenheit haben. Die wenigsten Züchter verfügen über ein natürliches Gewässer; es reicht jedoch auch eine Duschwanne aus, sofern regelmässig das Wasser getauscht wird. Frisches und sauberes Wasser ist für eine gute Gefiederqualität unverzichtbar.

Die Form der Laufente gleicht einer Weinflasche – unten dick, oben dünn
Nicht selten wird die Laufentenform mit der einer Weinflasche verglichen. Das heisst auch, dass an der Form der Laufente nichts eckig oder kantig sein darf. Trotz stattlicher Grösse und einem schlanken Hals ist darauf zu achten, dass die Schultern nicht zu markant in Erscheinung treten. Gerade der Übergang von Halsbasis zur Schulter, den man auch als Einlauf bezeichnet, soll fliessend sein. Der Rumpf ist ebenfalls lang gestreckt, dabei aber doch walzenförmig – also auch hier wieder gut gerundet. Besonders der Rücken ist bei den Erpeln gerne etwas kantig und zwischen den Schultern eingefallen. Das Modell der Flasche muss man sich also immer wieder vor Augen führen. Walzenförmig und nicht abgeplattet muss der Laufentenkörper sein. Dies kommt besonders gut zur Geltung, wenn lange Schenkel und Läufe vorhanden sind. Hier gibt es grosse Unterschiede, die es zu beachten gilt. Als Besonderheit ist anzusehen, dass eine rassige Laufente nie voll auf den Paddeln steht. Wenn sie kurz stehen bleibt, liegt nur das vordere Drittel der Zehen auf dem Boden auf. Um dies beurteilen zu können, muss man die Laufente aber zur Ruhe kommen lassen. Zeit bei der Bewertung ist deshalb ungemein wichtig. Die richtige Körperhaltung ist dann erreicht, wenn eine gedachte Senkrechte vom Auge auf die Zehenspitzen fällt.

Neben der extravaganten Haltung ist die Laufente durch die Proportionen geprägt, und zwar wesentlich mehr als andere Rassen. Ein Drittel Halslänge und zwei Drittel Körperhöhe sollen sein, damit es stimmt. Hat sich das Auge dieses Verhältnis erst einmal eingeprägt, fallen Abweichungen davon sofort auf, zum Beispiel ein zu kurzer Hals.

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Laufente mit feinen Kopfpunkten.
(Bild: Wilhelm Bauer)

Ein weiteres Rassenmerkmal stellt die charakteristische Kopfform dar. Eine flache Stirn ist die Verlängerung des gerade verlaufenden und in der Seitenansicht keilförmigen Schnabels. Dabei ist es wichtig, dass der Hinterkopf scharf gebogen abfällt. Das bedeutet, dass der Kopf von der Seite betrachtet die Keilform des Schnabels weiterführt. Eine gut ausgeschnittene Kehle fördert diesen Eindruck. Sitzt dann noch das Auge hoch am Kopf und sind keine Backen zu sehen, ist viel erreicht.

Während viele Entenrassen meistens in nur wenigen Farbenschlägen gezüchtet werden, sind die Laufenten eine überaus vielfarbige Truppe. Insgesamt stehen zehn verschiedene Farben zur Auswahl. Vor allem für sogenannte Hobbyhalter besteht damit die Möglichkeit, in der Vielfalt die Erfüllung zu finden. Ernsthafte Züchter konzentrieren sich hingegen meistens auf einen Farbenschlag.

Laufenten legen viele Eier, aber sie brüten sie nicht aus
Da Laufenten in der Regel nicht selber brüten, wird eine Brutmaschine nötig, will man selber Nachzucht aufziehen. Zumindest an Bruteiern ist aber kein Mangel. Laufenten legen nämlich reichlich Eier, vorausgesetzt sie sind nicht zu fett. Dann kann man einem Erpel auch drei bis vier Enten zugeben, ohne eine mangelhafte Befruchtung fürchten zu müssen. Wer seinen jungen Laufenten schon von Beginn an einen gut bewachsenen Auslauf anbieten kann, hat einen entscheidenden Vorteil. Hier suchen sie nämlich gleich nach allerlei Getier und fressen auch Gras. Das fördert eine optimale Entwicklung und ist zudem äusserst günstig. Bei längeren Regenperioden sollte man hingegen seinen Enten nicht den ganzen Auslauf zur Verfügung stellen. Sonst kann es vorkommen, dass sie die schönste Grasnarbe sehr schnell in eine Schlammwüste verwandeln – auch darin machen sie keine Ausnahme von anderen Enten. Ein vorgelagerter Auslauf mit Sandboden kann Abhilfe schaffen. Auf jeden Fall muss man ihnen aber Zugang zum Wasser bieten. Der gute Ruf, den Laufenten besitzen, kommt nicht von ungefähr. Sie sind Exoten innerhalb der Entenfamilie und leben damit ganz gut.