«Mauuu, Miaaau, Murrrrrr, Murrrr, Mau, Mau», Dakota ist eine regelrechte Quasselstrippe. Sitzen Frauchen und Herrchen auf dem Sofa, drängt sich die Katze dazwischen und redet mit. Geht einer der Zweibeiner Richtung Küche, läuft der Stubentiger miauend hinterher und ist er morgens ausgeschlafen, steht er so lange maunzend vor der Terrassentür, bis sie geöffnet wird. Die Siamkatze weiss, was sie will, und bringt es lautstark zum Ausdruck. Und damit steht sie nicht alleine da.

«Orientalische Rassen sind oft deutlich gesprächiger als andere Katzen. Generell ist es aber sehr individuell», sagt die Tierpsychologin Katharina Prevodnik. Wie bei uns Menschen sei dieser Charakterzug auch unter Vierbeinern vererbbar. «Ist eines der Elterntiere ein Schwatzer, sind es die Jungen auch. Katzen kopieren sehr gerne von anderen Katzen», weiss die Winterthurerin, die die Praxis AnimalSoul führt. Anders als angeblich unter Zweibeinern sind es aber nicht vor allem die Weibchen, die ihr Maul nicht halten können. Kater stünden dem Redeschwall erfahrungsgemäss in nichts nach. 

Miau ist nicht gleich Miau
Und wie fast immer im Leben, kommt es auch bei der Katzensprache auf den Ton an. Bringt die Mieze ein helles Miau heraus, ist sie im Regelfall weniger gut gelaunt. Es sei denn, es handelt sich um Tiere wie Dakota, denn einige Rassen wie die Siam sind für ihre schrillen Töne bekannt. Verdruss kann aber auch beim Maunzen, den lang gezogenen Lauten, der Fall sein. Je nach Situation maunzt die Katze beim Betteln oder bei einer entspannten Plauderei mit Frauchen. 

Das Gurren ist eindeutiger und kommt vor allem während zärtlicher Kuscheleinheiten zum Einsatz. Kommunizieren Katzen unter sich, kann aber auch das Gurren verschiedene Bedeutungen haben. So zum Beispiel, wenn die Katzenmutter ihren Jungen Beute für das Jagdtraining mitbringt. Am Tonfall der Gurrlaute können die Kleinen erkennen, ob sich eine Maus oder eine andere harmlose Beute oder aber etwas Gefährlicheres wie etwa eine Ratte in ihrem Maul befindet. Neben den unterschiedlichen Tönen des Miauens ist die Situation entscheidend. So kann ein sehr ähnlich tönendes Miau beispielsweise vor dem Computer des arbeitenden Halters bedeuten «Kraul mich!», beim miteinander Spielen jedoch auf Langeweile hindeuten.

Doch das Repertoire von gesprächigen Katzen umfasst noch mehr. Ebenso knurren, schreien und fauchen sie. Laut wissenschaftlichen Studien kommunizieren die Fellknäuel mit weit über 100 verschiedenen Tönen sowie mit fast 60 unterschiedlichen Miau-Variationen. Untereinander haben diese Laute aber eine nebensächliche Rolle und werden hauptsächlich zwischen Mutter und Jungtieren benutzt.

Während das Kreischen oder Schreien nur Anwendung findet, wenn die Samtpfote in Bedrängnis oder Not ist, knurrt und faucht sie aus den verschiedensten Gründen. Meistens ist sie dann ängstlich oder wütend, beim Fauchen manchmal auch verlegen. Faucht sie mit seitlich flach angelegten Ohren, wobei die Ohrwurzel nach vorn gerichtet ist, stösst sie laut der Autorin Petra Twardokus eine Warnung aus. Sind die Ohren dabei seitlich abgespreizt, heisst es «Hau ab. Komm mir ja nicht zu nahe». Nachzulesen in ihrem Wörterbuch der Katzensprache. Was immer der Grund dafür ist, hier ist Vorsicht geboten. Mit aufgebrachten Katzen ist nicht zu spassen.

Dass die Katzen diese Lautäusserungen meist nur im Kontakt mit dem Menschen von sich geben, hat einen einfachen Grund: Im Laufe der Zeit haben sie gelernt, dass es ihnen Vorteile bringt. «Miaut eine Katze in der Küche, rennen wir doch sofort mit Futter hin – und schon ist sie bestätigt, dann wird sie das Vorgehen wiederholen», sagt Prevodnik. Britische Studien haben ergeben, dass wir Menschen besonders leicht mit einem bestimmten Ton zu manipulieren sind. Binden die Miezen in ihr für gewöhnlich als angenehm empfundenes Schnurren einen hohen Ton ein, dessen Frequenz im Durchschnitt bei 380 Hertz liegt und sich damit im gleichen Bereich befindet wie das Schreien von Babys, sind sie kaum zu ignorieren. Diesen Trick haben jedoch nicht alle Stubentiger drauf, sondern offenbar nur diejenigen, die nicht in grossen Haushalten leben, wo ihr Schnurren weniger beachtet wird.

Nicht beachten lautet das Rezept
Manchmal wollen Katzen durch ihr Geplapper allerdings auch Beutetiere anlocken – das wird zumindest vermutet. Wer schon einmal seine Katze meckern oder schnattern gehört hat, kennt dieses Phänomen. Sitzt sie drinnen vor dem Fenster oder auf dem Balkon und schnattert, will sie einerseits damit ihre Frustration ausdrücken, andererseits aber auch potenzielle Beutetiere neugierig machen.

Für den Halter können geschwätzige Katzen zu einem echten Problem werden, zumal sie gerne nachts zur Hochform auflaufen. Wird das Verhalten noch belohnt statt ignoriert, wird es rasch zur Gewohnheit und der Katzenhalter kann kaum eine Nacht durchschlafen. Zwar kann man der Katze die Maunzerei auch wieder abtrainieren, benötigt dazu aber laut Prevodnik viel Nerven und Geduld. «Ich hatte einmal einen Fall mit einer tauben Katze, die sich ja selber nicht hört und sehr laut miaute. Sie hatte gelernt, wenn ihr langweilig ist und sie miaut, kommt sofort jemand angerannt und streichelt sie. Wir lösten das Problem mit Clicker-Training und viel Beschäftigung», erzählt die Tierpsychologin.

Weitere Infos unter www.animalsoul.ch