In der Schweiz sind virtuelle Zaunsysteme für Rinder, Schafe und Ziegen aufgrund von Tierschutzbedenken wie negativem Stress nicht erlaubt, obwohl sie kommerziell erhältlich sind. Nun hat Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für die Forschung in der Land- und Ernährungswirtschaft sowie im Umweltbereich, erfolgreich virtuelle Zäune für die Weidehaltung von Rindern getestet. Das System verwendet GPS-Halsbänder, die über eine Smartphone-App verbunden sind. Über die App kann die virtuelle Weidegrenze festgelegt werden. Wenn sich die Kühe der Grenze nähern, erklingt ein akustisches Warnsignal. Läuft das Tier weiter, erhält es einen leichten elektrischen Impuls. Dieser ist dabei deutlich schwächer als bei herkömmlichen Elektrozäunen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Zäune effektiv sind: Die Test-Kühe lernten nach durchschnittlich acht elektrischen Reizen, korrekt auf die virtuelle Grenze zu reagieren.

Die Vorteile liegen zudem auf der Hand. Einerseits können Weideflächen flexibel per App verschoben werden, was im Vergleich zu herkömmlichen Zäunen eine erhebliche Zeitersparnis bedeutet. Auf der anderen Seite wird das Weidemanagement vereinfacht, da die Kühe präzise auf Weiden mit einem passenden Pflanzstadium geführt werden können. Dabei zeigte die Studie keine signifikanten Unterschiede im Tierwohl zwischen Kühen, die auf einer Weide mit virtuellen Zäunen gehalten werden und solchen in traditionellen Umzäunungen. Auch die Stressreaktionen, gemessen an verschiedenen Indikatoren wie Aktivitäts- und Liegeverhalten, Futterverzehr, Körpergewicht und Werte des Stresshormons Kortisol in der Milch, waren vergleichbar. Zusätzlich reduzieren virtuelle Zäune das Risiko von Unfällen für die Wildtiere, da Rehe und Co. hindernisfrei ihre Lebensräume durchqueren können.

Das System bewährt sich laut der Studie nicht nur im Tal, sondern auch im anspruchsvollen Berggebiet mit wechselnder Topografie. Hierbei erforderlich sind jedoch eine sorgfältige Planung und Platzierung der virtuellen Grenzen. Das Projekt wurde in den Sommermonaten 2021 bis 2023 durchgeführt und vom Schweizerischen Landmaschinen-Verband (SLV) finanziell unterstützt.