Bevor es losgeht, gibt Patrizia Flace von der Hundeschule «Dein Hund – Dein Freund» den Teilnehmenden einen wichtigen Rat: «Mit Suchaufgaben sollte man immer erst dann anfangen, wenn man die volle Aufmerksamkeit des Hundes hat.» Wichtig sei es ausserdem, dass die Spiele ungefährlich sind, damit keine falschen Verknüpfungen durch negative Erlebnisse entstehen.

Für das erste Spiel benötigt man leere Frischkäse- oder Margarinedöschen mit Deckel. In diese Schatzkästchen wird etwas Nass- oder Trockenfutter gelegt. Anfangs sticht man ein paar Duftlöcher in den Deckel. Nun werden die Überraschungsboxen unbeobachtet vom Hund in der Wohnung versteckt. Anschliessend schickt man den Vierbeiner auf die Suche. «Der Hund soll dabei stets mit eigener Begeisterung und dem Kommando ‹Such› angespornt werden. Ausserdem ist Lob wichtig, wenn er seine Nase einsetzt», sagt die Hundetrainerin. Am Ende gilt es, sich die Leckerei durch Öffnen des Deckels selbst zu holen.

Bleibt die Fellnase nicht gerne alleine, kann man ihr die Zeit mit einem hohlen Vollgummi-Spielzeug (Zoofachhandel) versüssen, das mit Nassfutter gefüllt ist. Das Spielzeug wird an einem geheimen Ort deponiert, den der Vierbeiner erst erschnüffeln muss. Bis der Hund dann das verlockende Futter herausgeleckt hat, ist er einige Zeit gut beschäftigt und kommt nicht auf dumme Gedanken.

[IMG 2]

Immer wieder beliebt ist das Hütchenspiel. Hierfür benötigt man drei leere mittel grosse Plastikblumentöpfe und einige Leckerli. Die umgedrehten Töpfchen werden in einer Reihe auf dem Boden aufgestellt.Unter einem von ihnen wird ein Leckerli versteckt. Der Hund darf alles genau beobachten, sollte aber zunächst brav wartend neben Herrchen oder Frauchen sitzen bleiben. Nun vertauscht man noch einige Male die Plätze der Hütchen. Anschliessend muss die Fellnase den Blumentopf finden, unter dem das Leckerli versteckt ist.

Für dieses Spiel eignen sich auch ausrangierte Nudelsiebe, grössere Joghurtbecher oder einfache Pappschachteln. Joghurtbecher und Kartons versieht man am besten mit einigen Löchern, damit der Suchanreiz durch den Duft der Leckerli für den Hund grösser ist.

Egal, ob Tennisball oder Klopapierrolle

Der Kreativität für Nasenspiele sind in einer Wohnung generell kaum Grenzen gesetzt. So kann man in verschiedenen Ecken und Winkeln in oder unter diversen Gegenständen Leckereien deponieren. «Ich nenne diese Spiele Geduldsspiele, denn ich setze meinen Hund zunächst ab, sage ‹Warte› und verstecke dann in der Wohnung, im Bücherregal, hinter dem Sofa oder ähnlichem Leckerli.

Anschliessend gehe ich zum Hund zurück und fordere ihn mit einem ‹Such› auf, die Futterbröckchen zu finden», erklärt Patrizia Flace. Diese Übung könne noch dahingehend ausgebaut werden, dass der Vierbeiner das gefundene Fressen zunächst anzeigen müsse und erst auf Kommando aufnehmen dürfe. «Ein gutes Training, um im Freien gegen eventuelle Giftköder gewappnet zu sein.»

Fortgeschrittene Vierbeiner können nach spezifischen Gegenständen suchen, die nach ihrem Menschen riechen, wie beispielsweise Geldbeutel, Handschuh oder Schlüsselbund. Auf einem Spaziergang nimmt man unbemerkt vom Hund einen Tannenzapfen auf, reibt ihn in den Händen und wirft ihn wieder weg. Anschliessend schickt man den Hund auf die Suche. Eifrig loben, wenn er die richtige Richtung einschlägt. Hat er den Zapfen gefunden und apportiert er ihn, freut man sich mit. Am Ende winkt natürlich ein Leckerli zur Belohnung.

Schon gewusst?Die Hundenase ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Sie umfasst bis zu 300 Millionen Riechzellen – etwa 60 mal mehr, als wir Menschen besitzen. Auch die zuständige Hirnregion, das sogenannte Riechhirn, ist entsprechend ausgeprägt. Es macht ganze zehn Prozent des Hundehirns aus. So riechen sie Dinge sogar noch, wenn sie bereits rund drei Kilometer entfernt sind.

Auch aus einem ganzen Haufen von Tannenzapfen kann der Hund denjenigen herausfinden, den man vorher in der Hand gehalten hat. Richtig spannend wird’s, wenn der Vierbeiner den Schuh eines bestimmten Familienmitglieds aus einem Berg anderer Schuhe herausfischen soll: Je ein Schuh von verschiedenen Familienmitgliedern befindet sich auf einem Haufen. Der jeweils zweite Schuh dient als Geruchsmuster, an dem der Vierbeiner zunächst schnuppern darf, bevor die Suche losgeht.

«Sehr vielseitige Spielzeuge sind leere Küchenrollen. Zunächst füllt man einige Leckerli hinein und steckt in die Enden als Verschluss zusammengeknülltes Packpapier. Anschliessend einige Duftlöcher in die Rolle stechen. Die fertigen Knallbonbons kann man entweder verstecken, als Ballersatz durchs Zimmer rollen oder apportieren lassen. Um dann noch an die Leckereien zu gelangen, dürfen am Ende natürlich so richtig die Fetzen fliegen», so Patrizia Flace.

Das nächste Spiel birgt jede Menge Auspackspass. Eine grosse Plastikschüssel wird mit Bällchen aus Zeitungspapier oder mit Korken gefüllt. Darin versteckt man ein stark duftendes Leckerli, das der Vierbeiner finden muss. Alternative: Man schneidet einen Tennisball auf und gibt ein verlockendes Futterbröckchen hinein. Dann den gefüllten Ball unter die Korken oder Zeitungsbällchen schieben und den Hund danach suchen lassen. Als Belohnung winkt am Ende der köstliche Inhalt des Tennisballs.

[IMG 3]

Auch eine Fährte kann man gut im Haus legen. Hierfür ein Stück Dörrfleisch oder eine andere stark duftende Leckerei an eine Schnur binden und diese unbeobachtet vom Hund durch verschiedene Räume hinter sich herziehen. Dabei sollte man an markanten Stellen wie Sofa, Schrank, Eckbank oder Bett vorbeilaufen, um sich den begangenen Weg leichter einprägen und somit die Nasenleistung des Schnüfflers später besser nachvollziehen zu können.

Nun schickt man den vierbeinigen Sherlock Holmes mit dem Kommando «Such» los und motiviert ihn immer wieder mit eigener Begeisterung und Lob. Verliert er die Spur, nicht schimpfen, sondern ganz ruhig erneut die Fährte zeigen. Am Ende winkt natürlich wieder eine leckere Belohnung.

Wissen, wann Schluss ist

«Ganz wichtig bei allen Spielen ist, den Hund nie zu überfordern, auf Stress- und Übersprungsreaktionen zu achten und zu beobachten, ob es dem Hund auch wirklich Spass macht. Ausserdem darf das Training nie unter Stress oder mit Druck stattfinden. Beachten sollte man zudem, immer dann aufzuhören, wenn es am schönsten ist, das heisst, nie zu lange spielen, damit bis zum Schluss die volle Aufmerksamkeit des Hundes da ist», betont Patrizia Flace.

Es gelte grundsätzlich: Weniger ist manchmal mehr. Ein Hund braucht auch nicht ständig Programm, sondern will einfach auch mal nur Hund sein dürfen, mit Artgenossen kommunizieren, im Freien schnüffeln, buddeln oder sich wälzen. «Zudem ist das Ruhebedürfnis eines Hundes nicht zu unterschätzen. Er braucht täglich genügend Zeit, das Erlebte und alle Umweltreize verarbeiten zu können», erklärt die Hundetrainerin aus Hochfelden.

Drei Beschäftigungstipps
1. Drei Becher, ein paar Leckerli und fertig ist das Hütchenspiel.
2. In Schnüffelmatten lässt sich das Trockenfutter prima verstecken.
3. Vollgummi-Spielzeuge können mit Trocken- oder Nassfutter gefüllt und dann in der Wohnung versteckt werden.

Bei allen Spielen beziehungsweise Suchen sollte man dem Hund möglichst wenig helfen, sonst verlässt er sich zu sehr auf seinen Menschen und strengt sein Näschen kaum selbst an. Die Länge von Schnüffelspielen oder Fährten darf nur langsam gesteigert werden, sonst verliert der Vierbeiner leicht die Lust, da er anfangs noch nicht so ausdauernd ist.

«Suchspiele erfordern vom Hund eine hohe Konzentration. Daher sollte er nicht suchen müssen, wenn er bereits müde ist (wie nach Spaziergängen, Spielen oder nach dem Fressen). Da immer auch mit Leckerli gearbeitet wird, muss die gegebene Menge unbedingt auf die gesamte Tagesfutterration mit angerechnet werden. Am besten verwendet man kleine, stark duftende Leckerchen. Eine Suche gestaltet sich generell leichter, wenn der Vierbeiner hungrig ist.