Hüt- und Treibhunde
Der Ursprung der Sennenhunde
Heute haben Familienhunde in der Schweiz oft ein bequemeres Leben als ihre Vorfahren. Die Hunde von Sennen und Bauern zogen die Milch in die Käserei oder trieben das Vieh von den Alpen.
Der Bärri gehört zum Bauernhof wie die Kuh auf die Weide. Der Hund ist und war immer ein wichtiger Begleiter auf Bauernhöfen und Alpen. Auch wenn sie heute oft noch klare Aufgaben innehaben, wie das Bewachen von Haus und Hof, sind sie meist mehrFamilienhund als Nutztier. Lange wurden Hunde wie die anderen Hofbewohnergebraucht, um Arbeiten zu verrichten. Sie trieben das Vieh von den Weiden oder auf die Alp, zogen Karren und bewachten das Daheim. Heute leben in der Schweiz eine halbe Million Hunde, aber nur ein Viertel davon werden als Arbeitshunde gehalten. Wie viele Bauernhofhunde es früher gab, ist nicht klar erforscht. Die Geschichte von Menschen und Hunden begann vor 15 000 Jahren. Die treuen Begleiter wandelte sich mit ihren Besitzern mit, denn dort wo Herrchen war, war Hund. Die Landwirtschaft nahm lange einen grösseren Teil der Wirtschaft und der Beschäftigung ein. 1900 waren 31 Prozent der Bevölkerung im landwirtschaftlichen Sektor tätig. Heute sind es nur noch vier Prozent.
Fleischerhunde
Schweizer Bauernhunde, wie sie vom Geologen und Kynologen Albert Heim genannt wurden, waren oft Sennenhunde oder genauer gesagt deren Vorläufer. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der Schweiz die gezielte Zucht von Hunderassen forciert. Davon ausgenommen waren Jagdhunde, deren wichtige Eigenschaften schon früh herausgezüchtet und gezielt gefördert wurden. Albert Heim war Wanderer und begeistert von den zähen Sennenhunden. Er nahm sich ihrer zu Beginn des 20. Jahrhunderts an und charakterisierte die einzelnen Zuchtlinien. Laut den Zuchtvereinen legte er die Zuchtmerkmale der vier Rassen fest – oder war zumindest daran beteiligt.
Bauernhofhunde mussten einiges mitbringen – sie mussten standorttreu und arbeitswillig sein. Kleine, flinke Hunde wurden zum Treiben des Viehs genutzt. Mit der eigenen Bewegung, Gebell oder gezieltem Zwicken trieben sie die Kühe von der Weide oder auf die Alp. Nach der Festlegung des Rassenstandards wurden in der Schweiz vor allem Entlebucher und Appenzeller Sennenhunde dafür gezüchtet. Sie gelten laut den Zuchtvereinen als arbeitswillige und mutige Hunde – sie stellen sich auch einer Kuh in den Weg. Der grosse Unterschied zwischen Treib- und Schäferhunden ist, dass sich Treibhunde vor allem dafür eignen, die Tiere von hinten zu treiben, sie sind aber nicht genügend schnell, um das Vieh oder die Schafe zu überholen und so in eine Richtung zu lenken. Deswegen eignen sich die beiden Sennenhunde bestens für Vieh; Schafe sind zu flink und zu schnell.
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Die grösseren Sennenhunde, der Berner Sennenhund und der Grosse Sennenhund, hatten eine andere Aufgabe: Sie zogen die Karren zur Käserei. Die Hunde wurdengezielt gezüchtet, um schwere Lasten zu ziehen. Sie waren auch als Käsereihunde bekannt und galten als «das Pferd desarmen Mannes». Bauernhofhunde oder auch Fleischerhunde halfen dem Metzger bei den Tätigkeiten, waren aber keinesfalls nur in der Schweiz ein Phänomen. In Deutschland dienten die Vorläufer von Rottweiler und Dobermann als Hirten- und Bauernhunde. Oft halfen sie auch Metzgern bei der Arbeit – von dort kommt der Name «Fleischerhund». Vor dem 20. Jahrhundert gab es aber noch keine klare Einteilung in Rassen, es wurden einfach Hunde genommen, die sich gut für die Arbeit eigneten. Bauernhofhunde waren aber nicht nurArbeitskraft und Nutztier, sondern landeten im Ersten Weltkrieg, als die Lebensmittel in der Schweiz sehr knapp wurden, auch mal auf dem Teller.
Armeehunde
Hunde mussten aber nicht nur auf dem Hof, sondern auch in ganz anderen Bereichen arbeiten. Berner und Grosse Sennenhunde wurden in der Schweizer Armee vor die Karren gespannt und zogen die Munition.
Eine besondere Rolle hatte natürlich die fünfte Schweizer Hunderasse inne: Der Bernhardiner war Hospizhund auf dem grossen Sankt Bernhard. Der berühmte Barry rettete vom Jahr 1800 bis 1812 40 in Bergnot geratene Menschen. Auch der Bernhardiner wurde aber erst Ende des 19. Jahrhunderts forciert gezüchtet. Hunde gehören auch heute noch auf viele Bauernhöfe und sind den unterschiedlichsten Reizen ausgesetzt: Jogger, Biker, Reiter, Walker – für alles Zwei- und Vierbeinige müssen die treuen Begleiter gewappnet sein.
Tierschutzorganisationen prangern oft die Haltung von Hofhunden an – besonders Kettenhaltung sei weder tierschutzkonform noch zeitgemäss. Tierschutzrechtlich brauchen Hofhunde einen isolierten Raum, in den sie sich zurückziehen können, oder eine gut isolierte, genügend grosse Hundehütte. Hunde sind Rudeltiere, brauchen Sozialkontakt und schätzen besonders die Nähe zu Frauchen und Herrchen. Zudem müssen sich Sennenhunde-Begeisterte bewusst sein, dass die grossen und die kleineren Sennenhunde als Arbeitshunde gezüchtet wurden. Wenn sie keine Milchkarren ziehen oder Vieh treiben können, brauchen die Sennenhunde unbedingt andere Auslastung und Beschäftigung.
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