Wer gerne Papageien, aber keine Sittiche halten möchte, liegt beim Blaugenick-Sperlingspapagei richtig. Ein Paar kann in einer Zimmervoliere von ungefähr 2 × 1 × 1,5 Meter (L × B × H) gehalten werden. Wer nicht züchten möchte, kann auch vier Vögel des gleichen Geschlechts in einer solchen Voliere halten. Die Schwarmhaltung von mehreren Paaren ist nicht gut möglich, da dies immer wieder zu Streitigkeiten untereinander führt.

Die Geschlechter dieser Kleinpapageien mit leuchtend grünem Grundgefieder lassen sich äusserlich unterscheiden. Das Männchen hat blaue Streifen hinter den Augen, einen blauen Bürzel und blaue Flügelpartien. Das Blau prägt sich innerhalb eines halben Jahres aus. Das Weibchen dagegen hat nur einen Anflug von Blau beim Augenstreifen und am Nacken. Alle Flügelpartien, die beim Männchen blau sind, sind beim Weibchen grün.

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LED- und Sonnenlicht
Die 13,5 Zentimeter grossen Blaugenick-Sperlingspapageien stammen aus trockenen Gebieten im Westen Ecuadors und Nord-Perus, die aus Dornbuschsavannen und lichten Laubwäldern bestehen. Ausserhalb der Zuchtzeit sind sie in grossen Schwärmen unterwegs, die an Nahrungsplätzen aus hundert und mehr Vögeln bestehen können.

Für Züchter, die sich spezialisieren möchten, ist diese Art ideal. Zwei Flugvolieren sowie mindestens vier Zuchtboxen sind eine gute Grundausstattung. In den Volieren können die Vögel nach Geschlechtern getrennt gehalten werden, in die Zuchtboxen werden nach Bedarf Paare eingesetzt. Volieren und Boxen für Sperlingspapageien sollten abwechslungsreich gestaltet werden.

Blaugenick-Sperlingspapageien freuen sich über die regelmässige Gabe von frischen Zweigen. Sie können in einen Behälter mit Wasser eingestellt werden, so dass sie länger grün bleiben. Verzweigte Äste werden gerne zum Klettern benutzt. Zudem sind sie besser als gedrechselte Stangen, da die kleinen Papageien mit ihren Füssen immer wieder andere Weiten greifen können. 

Einer, der sich den Blaugenick-Sperlingspapageien verschrieben hat, ist Fidan Knushi aus Pfungen ZH. «So klein sie auch sind, jeder hat einen eigenen Charakter», sagt er. Knushi  bezeichnet sie als lustige Kobolde. Seine Zuchtboxen sind 200 × 60 × 50 Zentimeter gross. «In tiefen Boxen fühlen sie sich sicherer», erklärt er. Die Boxen kann er in der Mitte durch einen Schieber unterteilen. In jeder Boxe hat er eine LED-Beleuchtung mit 6500 Kelvin im Tageslichtspektrum. Doch der Lichtbalken ist nicht der Länge nach angebracht, sondern quer auf einer Seite. So haben die Vögel die Möglichkeit, dem Licht auszuweichen. Im dunkleren Bereich bringt Knushi die Nistkästen an.

Das Licht ist mit einer Schaltanlage gesteuert. Von 5 bis 6 Uhr steigert sich das Licht von einem bis auf 60 Prozent, von 6 bis 8 Uhr auf 80, dann bis auf 100 Prozent. Nach dem Mittag geht es wieder zurück, bis um 22 Uhr eine Restmenge von einem Prozent brennt. «So simuliere ich den Lauf der Sonne», sagt Knushi. Er hat auch noch Aussenanlagen. Dort fliegen seine Sperlingspapageien nach Geschlechtern getrennt zusammen mit Agapornidenarten. So können sie von der frischen Luft und von direktem Sonnenlicht profitieren. «Alle sind im Verlauf des Jahres in den Flugvolieren draussen», betont Knushi.

Er züchtet mit den Blaugenick-Sperlingspapageien zweimal im Jahr, einmal im September bis November, dann von März bis Juni. Meist brüteten die Paare zweimal nacheinander. Insgesamt hat er 25 Paare. Er stelle immer neue Paare zusammen, wegen der Blutauffrischung. «Die Paarzusammenstellung gelingt am besten, wenn die Männchen vorher wenige Tage einzeln sassen.» Den alten Partner dürften sie weder hören noch sehen, sonst gelinge eine Neuverpaarung kaum. Er gebe dem Männchen meistens drei Weibchen zur Auswahl. «Nach einer halben Stunde ist es klar, welches das Männchen favorisiert.»

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Zweistöckige Nistkästen
Der leidenschaftliche Vogelzüchter, der sich auch zum Zuchtrichter für Vögel ausbilden lässt, verwendet besondere Nistkästen aus Kunststoff, die er in Deutschland bezogen hat und die in der Fachliteratur besonders für Sperlingspapageien empfohlen werden. Sie sind zweistöckig. Klettern die Vögel hinein, sitzen sie zuerst auf einem Zwischenboden. In einer Ecke können sie dann in die untere Kammer klettern, ähnlich einem Astloch, das oft auch verzweigt oder gewölbt ist.

Der Züchter erläutert weitere Vorteile: «In der Brutkammer ist es dunkel. Wenn die Jungen flügge sind und das Weibchen schon wieder mit einer neuen Brut beginnt, halten sie sich im Zwischenboden auf und werden vom Männchen gefüttert, während das Weibchen im unteren Bereich schon das zweite Gelege bebrütet.» Blaugenick-Sperlingspapageien legen jeden zweiten Tag ein Ei, bis ein Gelege mit fünf oder sechs Eiern vollständig ist.

Die Weibchen brüten meistens ab dem ersten Ei. Darum entstehen bei den Jungen grosse Altersunterschiede. Das Weibchen bebrütet die Eier während 21 Tagen, die Jungen bleiben fünf Wochen im Nest, bis sie ausfliegen. Knushi beringt sie, wenn sich die Äuglein zu öffnen beginnen, mit 4,2-Millimeter-Ringen. Die Jungen können zwei Wochen nach dem Ausfliegen von den Eltern getrennt werden. Knushi warnt aber: «Man muss gut beobachten, manche Männchen werden rasch, nachdem die Jungen ausfliegen, aggressiv ihnen gegenüber.»

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Vorliebe für Aroniabeeren
Fidan Knushi füttert seine Blaugenick-Sperlingspapageien mit einem Körnerfutter für Grassittiche, das er fertig gemischt erwirbt. Zusätzlich reicht er Apfel, Gurke, Rüebli, Broccoli, Ebereschen-, Aronia- und Wacholderbeeren, Löwenzahn und Wildgräser.Vogelmineralien versorgen die Kleinpapageien mit essentiellen Stoffen, die sie sich auch in der Natur suchen würden. Fenchelsamen und ein Mix aus 17 verschiedenen Kräutern gehören ebenso zum Menüplan. Zur Zuchtstimulation, und währenddem die Altvögel Junge aufziehen, füttert er ein Eifutter und mischt drei Teile Grassittich-, je einen Teil Exoten- und Waldvogelzucht-Körnerfutter ohne Rübsen darunter. Knushi betont, dass sie sehr gerne Aroniabeeren haben. 

Er züchtet Blaugenick-Sperlingspapageien in der Naturfarbe sowie in den Mutationen Blau, Lutino, US-Gelb / Weiss, Falbe und Zimt. Er verpaart immer Blaureihe × Grünreihe. «Würde ich immer nur blaue miteinander verpaaren, verlören sie an Grösse.» Zudem verbessere die natürliche, grüne Wildform die Farbe.

Man merkt, dass der Sperlingspapageien-Spezialist lange und intensiv mit seinen Vögeln arbeitet. Wenn er einen Nistkasten kontrolliert, klopft er sachte daran, öffnet das Türchen. Das Weibchen bleibt sitzen, er schiebt es sachte mit einem Finger beiseite, um das Gelege sehen zu können. «Mir ist wichtig, dass die Vögel nicht scheu sind», sagt Fidan Knushi.