Einem britischen Ornithologen gelang im Senegal ein Bild eines jungen Fischadlers im Flug, mit welchem die Herkunft des Vogels aus der Schweiz nachgewiesen werden konnte. «Es war wie eine Nadel im Heuhaufen zu finden», schwärmt Wendy Strahm, die als Biologin das Wiederansiedlungsprojekt des Welschen Vereins «Nos Oiseaux» koordiniert. An der Schweizer Herkunft bestehe kein Zweifel, so Strahm.

Tatsächlich sind auf der Aufnahme deutlich der blaue Ring am rechten Bein und die Antenne des kleinen Sendegeräts zu sehen, das Freiwillige des Vereins in der Schweiz an seinen Schwanzfedern befestigt hatten. Das junge Männchen hat es somit offenbar geschafft, den Nationalpark Langue de Barbarie im nordwestlichen Senegal zu erreichen, «eine sehr fischreiche Gegend für überwinternde Fischadler».

Küken aus Schottland
Das Projekt zur Wiederansiedlung von Fischadlern begann im Jahr 2015 und wird noch bis 2020 fortgesetzt. Sechs in Schottland aufgezogene Küken waren im Sommer 2015 auf dem ruhigen Gelände des Gefängnisses in Bellechasse angesiedelt worden. Zwei davon starben durch Kollisionen mit Stromleitungen – die inzwischen entfernt wurden – und die anderen vier sind in den Süden aufgebrochen.

Einer der verbleibenden vier Greifvögel war von einem Wilderer in Algerien verletzt worden, konnte aber behandelt und wieder freigelassen werden. Wenn die Vögel auch die Rückkehr in die Schweiz überleben, werden sie Anfang 2018 in der Drei-Seen-Region erwartet.

Um die Erfolgsaussichten zu verbessern, war 2016 eine zweite Gruppe aus zwölf Küken aus Deutschland und Norwegen importiert und auf dem Gelände in Bellechasse freigelassen worden. Das Team aus Freiwilligen des Wiederansiedlungsprojekts ist hoch erfreut über den ersten Beweis für die Ankunft eines Schweizer Fischadlers an der afrikanischen Küste.

Zurück an den Brutort
Die wandernden Greifvögel können eine Spannweite von 170 Zentimetern erreichen. Sie sind Brutorts-treu: Ist ein Fischadler mit drei oder vier Jahren ausgewachsen, kehrt er an den Ort zurück, wo er flügge geworden ist. Die Methode, solche Vögel für die Wiederansiedlung als Küken an einen neuen Ort zu bringen, hat sich bereits in anderen Ländern bewährt.

Die letzte Brut von Fischadlern in der Schweiz stammt aus dem Jahr 1914. Für ihr Verschwinden sind Wilderer und Eiersammler verantwortlich.