Die Harpyie ist in der griechischen Mythologie ein geflügeltes Mischwesen, halb Vogel, halb Mensch. Schnell wie der Wind und unverwundbar. Schnell wie der Wind ist auch die real existierende Harpyie, aber ganz und gar nicht unverwundbar.

Obwohl sie einer der grössten Greifvögel der Welt ist, hat kaum ein Mensch das Glück, die Harpyie in ihrem Lebensraum, dem Amazonas-Regenwald, anzutreffen. Zum einen, weil sich der imposante Vogel im Dickicht versteckt, um seine Beute mit einem blitzschnellen Angriff zu überraschen, zum anderen, weil er sehr selten ist. Zwar leben in ganz Mittel- und Südamerika von Mexiko bis Argentinien vereinzelt Harpyien, doch insgesamt existieren heute schätzungsweise weniger als 50'000 Exemplare, Tendenz sinkend.

Als sähe man ein Einhorn
Die Naturfotografen Jeff Cremer von «Rainforest Expeditions» sowie Lucas Bustamante und Jaime Culebras von «TropicalHerping» haben auf einer Amazonas-Tour ein Harpyien-Nest gefunden. Während zwei Tagen haben sie sich im Dickicht, mit Sicht aufs Nest, versteckt und dabei faszinierende Aufnahmen gemacht.

«Die Harpyie ist so selten, es ist, als würde man ein Einhorn sehen», sagt Cremer über sein Erlebnis. «Ich habe schon Jaguare, Tapire und Pumas fotografiert und Tiere gefilmt, die vorher noch niemand gefilmt hat, aber zu sehen, wie eine Harpyie sein Junges füttert, war etwas ganz Spezielles.»