«Der letzte Wolf soll 1695 im Walde von Steinegg bei Teufen erlegt worden sein. Die Jahreszahl wurde in den Felsen gehauen und der Ort Wolfsruhe genannt.» Diese Inschrift ziert den grossen Felsen im Wald zwischen Speicher und Teufen. Nun ists aber fertig mit der Ruhe. Der Wolf ist nämlich wieder da.

Mitte Mai habe er in Heiden zwei Schafe getötet, teilt die Ausserrhoder Kantonskanzlei am Montag mit. Genetische Analysen an der Universität Lausanne hätten gezeigt, dass der Wolf in Italien bereits bekannt sei. Wie die Kanzlei schreibt, ist der momentane Aufenthaltsort des Wolfs ungewiss. Seit dem Riss am 18. Mai seien keine weitere Hinweise oder Beobachtungen bei der Jagdverwaltung eingegangen.

Möglicherweise aus dem Calanda-Rudel
Für den Ausserrhoder Jagdverwalter Willi Moesch kommt das Auftauchen eines Wolfs in seinem Kanton überraschend. Der Bauernhof, auf dem der Wolf zwei Schafe riss, liegt am Dorfrand von Heiden in relativ dicht besiedeltem Gebiet. Anderseits sei bekannt, dass Wölfe grosse Distanzen durchwanderten, sagte Moesch der Nachrichtenagentur sda. Der Jagdverwalter schliesst nicht aus, dass der «Ausserrhoder» Wolf ein Tier aus dem Calanda-Rudel sein könnte, das seit 2013 im Grenzgebiet zwischen den Kantonen St. Gallen und Graubünden lebt.

Dass der Wolf ein ausdauernder Wanderer ist, hat er nicht nur nach seiner Einreise aus Italien bewiesen: Wenige Tage nach dem Schafriss in Heiden wurden im St. Gallischen Untereggen zwei Schafe getötet worden – vermutlich durch denselben Wolf.

Für den Wolf und die Ausserrhoder bleibt zu hoffen, dass dem Eindringling nicht dasselbe Schicksal widerfährt wie dem letzten Wolf des Kantons, der 1695 erlegt wurde. Ansonsten müsste wohl die Jahrzahl auf dem Wolfsfelsen in «2014» abgeändert werden.