Das Team um Demian Chapman von der Stony Brook University im US-Bundesstaat New York hat eine Routine-DNA-Untersuchung bei der Sägerochenart Pristis pectinata durchgeführt. Sie wollten eigentlich wissen, ob bei den stark gefährdeten Rochen, von denen es nur noch wenige Exemplare vor der Küste Floridas gibt, Inzucht häufig ist.

Zum ersten Mal nachgewiesen
«Was die genetische Untersuchung dann ergab, war verblüffend: Weibliche Sägerochen pflanzen sich manchmal ohne Paarung fort», erklärt der Leiter der Studie, Andrew Fields, in einer Mitteilung der Hochschule. Die Forscher fanden insgesamt sieben derart gezeugte Individuen, was immerhin einem Anteil von drei Prozent der untersuchten Sägerochen entspricht. Es ist das erste Mal, dass auf diese Weise geborene, lebensfähige Jungtiere bei einer Art, die sich sonst normal fortpflanzt, in freier Wildbahn nachgewiesen wurden.

Die fakultative jungfräuliche Zeugung, von Biologen Parthenogenese genannt, ist bei Wirbeltieren selten. Bisher hat man sie bei einigen Schlangen, Echsen, Vögeln und Haien nachgewiesen, jedoch meistens in Zoos, wo alleine lebende Weibchen eines Tages plötzlich Nachwuchs hatten.

Bei Wirbeltieren entsteht Parthenogenese vermutlich, wenn eine Eizelle mit einer anderen Eizelle statt eines Spermiums verschmilzt. Die sieben jungfräulich gezeugten Sägerochen sind bei bester Gesundheit. Die Forscher haben alle gefangenen Tiere markiert und zurück in die Freiheit entlassen, um das Verhalten der Rochen zu erforschen.

Öfter als gedacht
«Gelegentliche Parthenogenese könnte in freier Wildbahn viel öfter vorkommen als wir gedacht hatten», schliesst Kevin Feldheim vom Field Museum in Chicago, wo die DNA-Untersuchungen durchgeführt worden waren.

Es sei möglich, dass diese seltsame Form der Fortpflanzung vor allem in schwindenden Populationen vorkommt, mutmassen die Forscher. Sie empfehlen deshalb anderen Biologen, die DNA-Daten anderer Arten ebenfalls auf solche versteckten Fälle von Parthenogenese zu überprüfen.