Im September 2017 war es endlich soweit: Die Renaturierung der Thur auf den letzten fünf Kilometern bis zur Mündung in den Rhein im Zürcher Bezirk Andelfingen war nach elf Jahren Planungs- und Bauzeit endlich abgeschlossen («Tierwelt Online» berichtete). Der Fluss darf sich nun wieder seinen eigenen Weg suchen. An den Ufern wurden störende Längsverbauten entfernt, so dass sie wieder ihre ursprüngliche Form als naturbelassene Steilhänge annehmen konnten.

Von diesen Steilhängen gibt es nun bereits eine kleine Sensation zu vermelden: Im Sommer wurden zwei Paare von Uferschwalben gesichtet, die hier erfolgreich ihre Jungen grosszogen. Zum ersten Mal seit über Hundert Jahren brüteten sie wieder an der Thur – und damit auch in ihrem natürlichen Lebensraum. «Ein solcher Nachweis ist in den letzten Jahrzehnten in der Deutschschweiz einzigartig», freut sich Matthias Griesser, Präsident des Andelfinger Naturschutzvereins, der die brütenden Uferschwalben entdeckte.    

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Durch sein Fernrohr vom anderen Ufer der Thur aus fotografierte Naturschützer und Ornithologe Matthias Griesser eine Uferschwalbe im Anflug zur Bruthöhle.
  Bild: Matthias Griesser

Kritische Situation im Kanton Zürich
Denn die Uferschwalbe ist in der Schweiz gefährdet und ihre Bestände sind seit zwanzig Jahren rückläufig. Die Vogelwarte Sempach schätzte 2012, dass es von der kleinsten der vier einheimischen Schwalbenarten noch 4000 bis 4750 Paare gibt. Neuere Zahlen sollen bald veröffentlicht werden. Schuld am Rückgang ist vor allem der Verlust des Lebensraums. Statt an unverbauten Prallhängen an Flussufern, von denen es fast keine mehr gab, brüteten die Uferschwalben fast nur noch in menschgemachten Kiesgruben. Im Kanton Zürich sei die Situation besonders kritisch, sagt Griesser. «2016 brütete die Uferschwalbe nur noch in vier Grubenarealen.» Es seit der tiefste Bestand seit Beginn des Monitorings 1975 gewesen. «Darum ist es besonders erfeulich, dass es nun wieder Bruten im natürlichen Lebensraum gibt.»  

Die schnelle Besiedelung der renaturierten Flussufer an der Thur spricht für die Wichtigkeit solcher Projekte. Und nicht nur Uferschwalben freuen sich: Auch die Eisvögel haben laut Griesser einen überdurschnittlichen Bruterfolg gehabt. Von der Aufwertung profitiert hätte auch der in der Schweiz stark gefährdete Flussregenpfeifer, heisst es auf der Website des Naturzentrums Thurauen. Bleibt zu hoffen, dass die mittlerweile ausgezogenen Uferschwalben im nächsten Frühling wieder zurück kehren und noch einige Gspändli mitbringen.

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Eine junge Uferschwalbe guckt aus der Bruthöhle.
  Bild: Matthias Griesser