Wenn Tiere krank sind, essen und trinken sie oft weniger, verringern ihre Aktivität und schlafen mehr. Dadurch sparen sie Energie für ihre Genesung. Allerdings gibt es Situationen, in denen sie die Erkrankung verbergen – und Gesundheit simulieren.

Insbesondere wenn sich eine Gelegenheit ergibt, sich fortzupflanzen, oder wenn Feinde oder ihre Jungen anwesend sind, geben kranke Tiere gelegentlich vor, gesund zu sein. Dies berichtet die Evolutionsbiologin Patricia Lopes von der Universität Zürich im Fachjournal «PLOS One». Es zeigte sich, dass so unterschiedliche Tiere wie Mäuse, Vögel, Hausschweine und Affen ihr Krankheitsverhalten je nach sozialer Situation verändern.

Energie sparen oder sich paaren?
In einer eigenen Studie konnte Lopes zudem zeigen, dass sich kranke Zebrafinken so verhalten, als wären sie gesund, wenn sich ihnen die Gelegenheit zur Paarung bietet. «Grundsätzlich sollten sich kranke Tiere auch ‹krank› verhalten, da sie dadurch Energie sparen können und schneller wieder gesund werden», erklärte Lopes in einer Mitteilung der Hochschule.

Taucht aber eine einmalige Möglichkeit auf, zum Beispiel sich fortzupflanzen, passen die Tiere ihr Verhalten gemäss ihren Prioritäten an und verbergen, dass sie krank sind. Bei limitierten Energiereserven könne dies für das Tier ein ernsthafter Kompromiss zwischen dem Wiedererlangen der eigenen Gesundheit und anderen Trieben sein.

Verbreitung von Infektionskrankheiten
Laut Lopes könnten die Erkenntnisse für das Verständnis der Verbreitung von Infektionskrankheiten wichtig sein. Wenn bekannt sei, wie der soziale Kontext das Verhalten eines Tiers beeinflusst, liessen sich Modelle zur frühzeitigen Entdeckung und Verbreitung von Infektionskrankheiten verbessern, sagte sie.

Dieses Wissen sei umso mehr von Bedeutung, da gemäss Angaben des US-Center for Disease Control (CDC) rund 60 Prozent aller Infektionskrankheiten beim Menschen ihren Ursprung im Tierreich haben.

Originalpublikation:
Patricia C. Lopes. «When is it socially acceptable to feel sick?» Proceedings of the Royal Society B.
doi: 10.1098/rspb.2014.0218