Bereits vor sieben Jahren wies die «Neue Zürcher Zeitung» auf die Gefahr hin, die durch eingeschleppte Krebse ausgeht. Sie würden, wie im Zürcher Katzensee, heimische Arten bedrohen: vor allem als Nahrungskonkurrenten und Krankheitsüberträger. 

Nun haben diverse Medien das Thema erneut aufgegriffen. Die «NZZ» berichtete letzte Woche von einem kleinen Team von Hobbyfischern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Krebse aus ebendiesem See zu fangen du als Delikatessen zu verkaufen. Einer von ihnen lässt sich mit den Worten zitieren: «Diese Plage werden wir wohl nicht wieder los». Ganz offensichltich haben sich die Tiere derart vermehrt, dass sie zum grossen Problem geworden sind.

Doch wer sind diese Krebse, die laut eines Berichts von «Tele Züri» vom Mittwoch vorzüglich schmecken, mit einer Note von Hummer?

Umgangssprachlich heissen die Tiere «Sumpfkrebse» oder Louisianakrebs. Die Wissenschaft derweil spricht vom Roten Amerikanischen Sumpfkrebs (Procambarus clarkii). Bis zu zwölf Zentimetern können die Tiere gross werden, einzelne auch bis 15 Zentimeter. Heimisch sind sie in den USA und Nordmexiko, am Golf von Mexiko und in der Mississippi-Niederung (nördlich bis Illinois). Wie ihr Name schon sagt: Besonders oft trifft man sie in Louisiana an. Von dort haben die nachtaktiven Tiere ihren Weg in alle Welt gefunden: Verbreitet haben sie sich auf Reisfeldern, wo sie sich besonders wohl fühlen, bis hin in stehende Gewässer wie den Katzensee.

Erstaunliche Überlebensfähigkeiten
Entwichen ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs vermutlich aus Speisekrebs-Zuchten, denn auf dem Teller war er schon immer hoch geschätzt. Mit Blick auf die üppigen Niederschläge in diesem Jahr stellt sich das Problem der Austrocknung seiner Habitate in der Schweiz nicht. Sollte es dennoch zu Trockenperioden kommen, sind die Tiere dafür gewappnet. Sie graben Erdröhren, die sie knapp oberhalb des Wasserspiegels anlegen. In ihnen sammelt sich Wasser.

Sollte es dennoch trocken bleiben, überleben die Krebse Perioden von bis zu einem halben Jahr schadlos. Eine Eigenschaft, die mit Blick auf seine Herkunft einleuchtet. Im subtropischen Lebensraum, aus dem die Krebse ursprünglich stammen, herrschen extreme Bedingungen. Die dortigen Gewässer erwärmen sich mitunter stark. 

Robust sind die Tiere auch im Bereich der Nahrungsaufnahme. Wie die meisten Flusskrebsarten ist Procambarus clarkii ein Allesfresser. Als Pflanzenfresser ernährt er sich grundsätzlich von Sumpf- und Wasserpflanzen. Doch er ist auch ein Räuber, der Mückenlarven und dünnschalige Wasserschneckenarten mag, sowie Fischlaich und Kaulquappen. Hinzu kommen abgestorbenes Pflanzenmaterial und bakterienreicher Schlamm.

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs wird in seiner ursprünglichen Heimat ein Alter von bis zu zwei Jahren, kann hierzulande aber auch älter werden. Die Eier werden nicht abgelegt, sondern vom Weibchen am Hinterleib getragen. Der Schwanzfächer, den es klappen kann, dient dabei als Schutz.

Die gefährliche Häutung
Zum Lebenszyklus eines Krebses gehört es, dass er sich häutet. Nur wenn er die Hülle abstreift, kann er wachsen. Der Prozess ist allerdings mit einem hohen Risiko verbunden. Wenn der Krebs im Panzer stecken bleibt, kann das tödliche Folgen für ihn haben. 

Bei uns scheinen sich die Tiere wohl zu fühlen. So wohl, dass sie andere – einheimische – verdrängen. Kein Wunder, ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs seit 2016 auf der «Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung», welche die EU erstellt hat.

Die Krebsfischer im Katzensee sind daher überzeugt: Sie tun in zweierlei Hinsicht Gutes. Einerseits befreien sie das Gewässer von den Eindringlingen – zumindest von einem kleinen Teil. Andererseits bereiten sie anderen denjenigen eine Freude, die gerne Krebs essen. Dankbare Abnehmer in der Gastronomie sind jedenfalls vorhanden.