Sie kommen schwanzwedelnd angelaufen, senken freundlich Kopf und Vorderbeine, und springen sie an, um ihnen das Gesicht zu lecken. Aber es sind keine Hunde, sondern von Hand aufgezogene Wölfe. Umso besser sie die Zweibeiner kennen, umso begeisterter ist das Willkommensritual, berichtet ein österreichisch-ungarisches Forscherteam.  

Die Forscher um Dorottya Ujfalussy und Zsofia Viranyi von der Eötvös Loránd Universität Budapest und der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben zehn Wölfe, die in Budapest vom frühesten Welpenalter durch menschliche Zieheltern grossgezogen wurden, beim Begrüssen von Personen beobachtet.  

Zunächst waren die Wölfe dabei im Jugendalter (sechs Monate), und später erwachsene Tiere (ein und zwei Jahre). In einer vertrauten Umgebung durften sie entweder fremde Personen begrüssen, jemanden, den sie zuvor schon einmal gesehen hatten, einen «Freund», der mit ihnen öfters spazieren war und spielte, sowie ihre Zieheltern.

Vorsicht ist geboten
Die an Menschen sehr gut gewöhnten Wölfe begrüssten alle diese Personen, berichten die Forscher im Fachblatt «Royal Society Open Science». Am freundlichsten wurden die Zieheltern umgarnt, etwas weniger Theater gab es bei den Freunden. Bei Fremden und kaum bekannten Menschen war die Begrüssung am wenigsten intensiv. Dies zeige, dass die Wölfe eine Beziehung zu Menschen aufbauen, die bis ins Erwachsenenalter hält, erklären sie. Bisher war dies umstritten.  

Bei den nicht vertrauten Personen hatten die Wölfe zwar grosses Interesse, mit ihnen zu interagieren, sie zeigten aber auch Anzeichen von Angst, berichten die Forscher. Es sei daher einige Vorsicht geboten, wenn man intensiv sozialisierte Wölfe mit fremden Menschen in Kontakt treten lässt.