Kaum eine Pflanze hat so viele Namen wie der Löwenzahn: Buggele, Chrottepösche, Sunnewirbel, Ramschfädere, Bettseicher, Chüngelichrut, Tätsche, Weifäcke, Griggele, Furzele und Schwiebluema sind nur einige Bezeichnungen, die man für die Pflanze einsetzt. Eine Umfrage in der Deutschschweiz im Jahr 2008 hat ergeben, dass es hierzulande mehr als 150 verschiedene Namen für dieses lästige Unkraut gibt.

Wer diese Hundeblume mit ihren tiefen Wurzeln im Garten hat, weiss, wie schwierig es ist, sie auszureissen. Und wenn dann dieser Häslistock zur Pusteblume wird, dann hat man bald den ganzen Garten voll davon. Nur die wenigsten wissen, dass der Löwenzahn nicht nur sehr gesund ist, sondern sowohl in der Küche als auch im Hühnerstall wertvolle Verwendung finden kann. 

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Im Frühjahr geben die kleinen Blätter, gemischt mit etwas Bärlauch und einem gehackten Ei, einen vorzüglichen, vitaminreichen Salat. Vor allem Südländer kochen die gros­sen Blätter als bitteres Gemüse. Sie bauen ja auch Catalogna (auf Deutsch Blattzichorie) an, ein löwenzahnähnliches Gemüse. Im Internet findet man zudem weitere leckere Rezepte mit Löwenzahn, sei es Honig aus den Blüten, Tee und Kaffee, letzterer allerdings mit einem gewöhnungsbedürftigen Geschmack, aus den Wurzeln oder verschiedene heilsame Tinkturen.

Wertvoll von der Wurzel bis zur Blüte
Löwenzahn enthält Bitterstoffe, denen man heilsame Wirkungen nachsagt. Zudem enthält er viele Carotinoide, die für eine satte, fast orange Dotterfarbe sorgen. Er ist auch reich an den Vitaminen B, C und E und voller Kalium, Kalzium, Eisen und Omega-3-Fettsäuren, die wesentlich sind zur Regulation von Entzündungsprozessen und das Immunsystem. Kalium ist ein wichtiger Bestandteil zur Regulation des Wasserhaushaltes im Geflügelkörper. Kalzium ist wichtig für verschiedene Stoffwechselkreisläufe und hat einen grossen Einfluss auf die Knochen, die Nerven und die Muskulatur. Kalzium ist ausserdem nicht nur ganz wichtig zur Eierschalenbildung während der Legephase, sondern auch für den Knochenbau der wachsenden Küken. 

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Da Löwenzahn auch eine appetitanregende und leistungsfördernde Wirkung hat, eignet er sich besonders gut für die Jungtieraufzucht. Vor allem in der heissen Sommerzeit ist es wichtig, dass sich die Jungtiere gut entwickeln. Sie sollen fressen, und da wirken sich appetitanregende Kräuter besonders positiv auf das Wachstum aus. Der Löwenzahn sollte dann zerkleinert werden und nur in kleinen Mengen in einer Schale, beispielsweise in einem grossen Blumenunterteller, gereicht werden.

Wer dazu die Möglichkeit hat, sollte mehrmals täglich kleine Rationen reichen, damit sie schnell gefressen werden und der Löwenzahn nicht antrocknet und im Stall herumliegt, wo er mit Kot verunreinigt wird. Damit er etwas länger frisch bleibt, kann man ihn auch mit etwas Wasser bespritzen. 

Will man seinen Gefiederten ein Festtagsmahl bereiten, das einer wahren Vitaminbombe gleichkommt, mischt man in den klein geschnittenen Löwenzahn auch noch Vogelmiere und Schnittlauch hinein. Es ist dann eine echte Augenweide, den Küken und den Hühnern beim Verzehr dieses Super-Menus zuzuschauen. 

Der Löwenzahn ist eine vielseitig nutzbare Pflanze, von der man nicht nur die Blätter verfüttern kann. Die Blüten werden zwar weniger gerne genommen, aber auch sie dienen der Beschäftigung. Viele gesunde Inhaltstoffe finden sich auch in den Samenständen, die man einfach ernten und in einem gut verschliessbaren Behälter lagern kann. Und ganz besonders viele Inhaltsstoffe, teilweise sogar mehr als die Blätter, haben die langen Pfahlwurzeln. Wer also Löwenzahn im Garten aussticht, sollte die Wurzeln keinesfalls auf den Kompost werfen. Allerdings müssen diese dann zerkleinert werden, sei es in einem Allzweckhäcksler, wie er im Haushalt verwendet wird oder, etwas mühsamer, mit einem Messer oder einer Schere. 

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Jetzt für den Winter vorsorgen
Die Inhaltsstoffe des Löwenzahn sind jedoch nicht immer gleich, sondern abhängig vom Tagesablauf und der Jahreszeit. So soll der Gehalt an Inulin – ein Ballaststoff für eine gesunde Darmflora, der auch Joghurt und anderen Speisen Cremigkeit verleiht – im Frühjahr bei 1,5, im Herbst bei 40 Prozent liegen. Im Milchsaft vermutet man zudem einen Schutz vor Pilzen und Bakterien, gilt er doch auch als Wundverschluss. Er beinhaltet unter anderem auch Eiweisse, Gerbstoffe, Fette und Wachse.

Löwenzahn kann natürlich auch getrocknet werden. In kleinen Büscheln an einem trockenen, jedoch schattigen Ort aufgehängt, trocknet er bei gutem Wetter in wenigen Tagen. Man kann dann die Blätter in der Hand zerreiben und in einem gut verschliessbaren Gefäss aufbewahren. Im Winter leisten die getrockneten Löwenzahnblätter dann wertvolle Dienste, sei es im Feuchtfutter oder ganz einfach in einer Schale gereicht. Man kann jedoch auch ganze Büschel in einer Schale geben, die Hühner werden ihn genussvoll selber zerkleinern. Und dank dem hohen Gehalt von Carotinoiden werden sie dann auch Eier mit wunderschön dunkelgelbem Dotter legen. Löwenzahn sollte, wie alle Kräuter, die man trocknen will, keinesfalls der direkten Sonnenbestrahlung aussetzen, denn bei zu hoher Temperatur beginnen die Inhaltsstoffe, ihre Wirkung zu verlieren.

Löwenzahn kann man in der Regel vom Frühjahr bis in den Spätherbst ernten. Dank seiner langen Pfahlwurzeln trotzt er auch trockenen Perioden und wächst fast überall. Er lässt sich einfach und in grossen Mengen ernten und ist für unser Geflügel von unschätzbarem Wert.