Im Stall ist es jetzt ruhig. Die Zuchtsaison beginnt bei den meisten Züchtern erst wieder gegen Frühling. Damit den Kaninchen die Zeit nicht lang wird, brauchen sie etwas zusätzliche Beschäftigung. In Zoos hat man verschiedene Strategien zur Verhaltens- und Umweltanreicherung entwickelt. So wird das Futter beispielsweise nicht nur im Napf serviert, sondern das Tier muss es sich zusammensuchen oder etwas dafür tun. Für Kaninchen wickelt man zur Abwechslung ein Stück Banane oder Apfel fest in Heu und überlässt dem Tier das «Auspacken».

Auch WC-Papierrollen eignen sich gut: etwas Leckeres hineinlegen, vorn und hinten mit Heu zustopfen und dem Langohr geben. Unter Umweltanreicherung versteht man die Strukturierung des Geheges. In Kaninchenställen gehört die erhöhte Ebene inzwischen fast zum Standard. In geräumigen Ställen sorgt eine zeitweise hineingelegte Röhre für zusätzliche Unterhaltung. Als «Wanderröhre» wird sie den Kaninchen reihum für einige Tage in den Stall gelegt. Freilauf bringt ebenfalls Abwechslung und mehr Bewegung. Nicht zuletzt dient er der Kommunikation, wenn mehrere Tiere das Gehege nacheinander benutzen. Da wird mit Kinndrüse und Kötteln markiert, der Nachfolger «liest» interessiert die geruchlichen Botschaften und hinterlässt seinerseits wieder Geruchsmarken. So wirkt ein Auslaufgehege als Drehscheibe, um Visitenkarten und vielleicht auch tierischen «Klatsch» auszutauschen. Schnee macht den Kaninchen nichts aus; sie lieben es, darin herumzutollen. Starken Wind mögen Kaninchen hingegen nicht und auch bei Nässe lässt man die Tiere besser im Stall.

Abwechslungsreiches Futter und Kräuter, die vor Krankheiten bewahren
Grünfutter ist im Moment Mangelware, dennoch kann man die Tiere abwechslungsreich füttern. Neben Heu und Kraftfutter sind Futterrüben, Äpfel, Karotten, Randen, Bodenkohlrabi, Kartoffeln roh oder gekocht und Topinamburknollen beliebt. Silage ist gesund und bringt weitere Abwechslung in den Futterplan. Wichtig ist, dass regelmässig – täglich oder mindestens alle zwei bis drei Tage – eine Schicht aus dem Fass entnommen wird; das beugt dem Verschimmeln der Silage vor.

Frischfutter regt den Appetit an, das Gleiche gilt für getrocknete Kräuter vom Sommer, die man nun übers Futter streut. Knabberäste sorgen für Beschäftigung; sie werden gerne benagt und sind durch ihre gesunden Wirkstoffe in Rinde und Knospen besonders wertvoll. Tannen und Fichtenäste stärken darüber hinaus die Atemwege. Auch trockenes Brot ist beliebt. Wegen seines Salzgehalts sollte es aber nicht im Übermass gegeben werden. Das Tränken der Tiere ist im Winter oft mühsam. Bei Minusgraden friert das Wasser schnell ein. Reicht man es lauwarm oder als Tee, steht es den Tieren etwas länger zur Verfügung. Bei starker oder länger andauernder Kälte ist es sinnvoll, Wasser in Näpfen anzubieten. So können die Kaninchen ihren Durst rascher löschen als an Nippeltränken. Die Ausstellungssaison ist nun in vollem Gang; für die Kaninchenzüchter ist es die Stunde der Wahrheit. Die Bewertungen zeigen, ob sie ein glückliches Händchen beim Zusammenstellen der Zuchtpaare hatten. Sind Ausstellungskandidaten noch ein bisschen knapp im Gewicht, reicht man ihnen täglich ein paar Sonnenblumenkerne. Diese sind kalorienreich, aber gesund. Weitere pflanzliche Helfer in der Ausstellungssaison sind Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Sonnenhut (Echinacea), Dost (Origanum vulgare) und Birkenzweige; sie stärken das Immunsystem. Man gibt sie einige Tage vor der Ausstellung und auch noch ein paar Tage nach der Rückkehr in den heimischen Stall. Züchter von Grossrassen sind auf Winterwürfe angewiesen. Falls die Langohren nicht so recht in Stimmung kommen, helfen Sellerie, Hafer, getrocknete Brennnesseln und Bohnenkraut. Ist der Wurf da, isoliert eine dünne Styroporplatte unter der Kotschublade gegen Kälte von unten und beugt auf einfache Weise Jungtierverlusten vor. Kaninchen sind in ihren dichten Winterfellen besonders schön. Dies gilt nicht nur für Ausstellungstiere, sondern auch für Schlachttiere. Ihre Felle sind viel zu schade zum Wegwerfen, sondern sollten so vorbereitet werden, dass die Fellnäherinnen sie zu modischen Accessoires oder warmen Jacken weiterverarbeiten können.