Man übersieht sie oft, doch ihre Auswirkungen sind unübersehbar: Schimmelpilze können eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen verursachen, etwa mangelnde Vitalität, Leistungsabfall, Fruchtbarkeitsstörungen, geschwächtes Immunsystem, aber auch immer wiederkehrende Verdauungsprobleme. Die Schimmelpilzgifte, auch Mykotoxine genannt, schädigen Mensch und Tier bereits in winzigen Mengen. Die bekanntesten Mykotoxine sind die Mutterkorn-Alkaloide und das stark krebserregende Aflatoxin B1 (siehe Kasten). Wiederkäuer sind gegenüber Mykotoxinen etwas weniger empfindlich, ihre Pansenbakterien bieten ihnen einen gewissen Schutz. Doch Tiere mit nur einem Magen, wie Schweine, Pferde und Kaninchen, erfahren die volle Giftwirkung. Ferkel und Kaninchen sind aufgrund ihres kleinen Körpergewichts besonders anfällig.

Schimmelpilze sind allgegenwärtig in der Erde, auf Pflanzen, in der Luft. Im Kreislauf der Natur haben sie einen wichtigen Platz inne: Als Destruenten helfen sie mit bei der Verrottung von organischem Material zu Humus. Schimmelpilze werden auch gezielt genutzt: Edelschimmel geben Käse- und Wurstspezialitäten den letzten Schliff, gewisse Schimmelpilze ergänzen als Quorn den Speisezettel von Vegetariern. Mykotoxine können sogar heilen: Penicillin wird von Schimmelpilzen gebildet und rettete seit seiner Entdeckung unzählige Leben.

Futter ist ein Gefahrenherd
Doch Schimmelpilze haben auch ihre dunkle Seite, weil sie Lebens- und Futtermittel befallen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass rund ein Viertel aller Getreideprodukte Mykotoxine enthält. Gewisse Pilze (vor allem der Gattung Fusarium) befallen wachsende Getreidepflanzen und Mais auf dem Feld, sodass Körner und Stroh bei der Ernte kontaminiert sind. Spritzmittel helfen wenig; ist der Pilzbefall erkennbar, sind die Giftstoffe bereits in der Pflanze. So versuchen die Landwirte mit geeigneten Fruchtfolgen und Bodenbearbeitungsmassnahmen die Feldpilze einigermassen in Grenzen zu halten.

Feldpilze sind für die Mykotoxine Zearalenon (ZEA), Deoxynivalenol (DON) und Toxin T2 verantwortlich. Diese zerstören die Feinstrukturen der Zellen, schädigen die Nieren und hemmen das Immunsystem, sodass vermehrt Infektionen auftreten und diese einen schwereren Verlauf nehmen. ZEA wirkt ähnlich wie das Hormon Östrogen und führt zu Fruchtbarkeitsstörungen wie Dauerbrunst, Scheinträchtigkeit und Aborten.

Lagerpilze treten erst nach der Ernte auf; sie verbreiten sich in schlecht getrocknetem Heu und Stroh oder in ungenügend konservierter Silage. Auch in Getreidekörnern, die durch Kondenswasser oder durch das Auftreten von Schädlingen feucht geworden sind, machen sich Lagerpilze breit. Unter ihren Giften hat Ochratoxin A (OTA) die grösste Bedeutung; es schädigt ebenfalls Immunsystem und Nieren, führt aber auch zu erhöhter Sterblichkeit bei Föten und Nestlingen. Es wird über die Milch übertragen und ist daher besonders gefährlich.  

Kaninchen sind den Giftstoffen durch ihre spezielle Art der Verdauung (Koprophagie, Fressen des nährstoffreichen Weichkotes) besonders stark ausgesetzt: Die Mykotoxine werden mit dem Weichkot ausgeschieden – und vom Tier gleich wieder aufgenommen. Aus diesem Kreislauf von Giftausscheidung und Wiederaufnahme gibt es kaum ein Entrinnen. Selbst wenn die Toxinquelle ausgeschaltet worden ist, bleibt die Giftbelastung durch die Koprophagie noch längere Zeit hoch.

Die Futtermittelhersteller bemühen sich, mit geeigneten Rezepturen die Mykotoxinbelastung im Futter gering zu halten. Allerdings haben Kaninchen auch hier schlechte Karten: Sie benötigen im Futter einen hohen Rohfaseranteil, der aus Kleie, Spelzen oder Stroh stammt – Ausgangsstoffe, in denen Mykotoxine in erhöhtem Mass vorhanden sind. Selbst wenn daraus bei hoher Hitze Pellets gepresst werden, bleiben die Toxine erhalten.

Der Geruch verrät die Pilze
Doch die grösste Quelle von Mykotoxinen im Kaninchenstall dürften Heu und Stroh sein. Heu muss angenehm riechen, darf nicht staubig sein. In feuchteren Lagen ist überständiges Gras ist oft bereits von Pilzen befallen. Da ist ein zeitiger Schnitt für die Tiere besser. Daraus wird auch klar, dass Herbstgras als Kaninchenfutter nicht optimal ist. Sobald Gras braunfleckig wird, sollte man es nicht mehr verfüttern.

Die Strohqualität verdient ebenso grosse Aufmerksamkeit, denn Kaninchen fressen es gern, liegen darin und Zibben bauen daraus ihre Nester. Stroh soll hell sein, der Geruch frisch, die Ballen müssen leicht auseinanderfallen. Lässt es sich nur schwer auflockern, sollte man kurz daran riechen. Der muffige Geruch verrät die Anwesenheit der Pilze. Schimmliges Heu und Stroh gehören ausnahmslos auf den Mist. Da Pilze Feuchtigkeit zum Wachsen brauchen, müssen Futter und Einstreu luftig und trocken gelagert werden.

Wird ein Stall längere Zeit nicht gemistet, bilden sich in der Einstreu Schimmelpilze – nicht nur in der Kotecke, sondern auch in der scheinbar sauberen Einstreu. Die Feuchtigkeit genügt, um den Pilzen beste Lebensbedingungen zu bieten. Aus diesem Grund müssen auch Doppelställe, in denen nur ein Abteil als Toilette verwendet wird, und Schutzhäuschen in Auslaufgehegen regelmässig ganz ausgemistet werden. 

Toxin und VorkommenWirkung
Aflatoxin B1 kommt in Erdnussschrot vor, in Soja, Baumwollsaat und andern tropischen und subtropischen ImportfuttermittelnStark giftig, leberschädigend, gilt als eine der stärksten krebserregenden Substanzen
DON (Feldpilze der Gattung Fusarium) kommen auf Getreide und Mais vorAppetitlosigkeit, Immunsystem schwächend, Verdauungsstörungen, wachstumsverzögernd, schädigt Föten
Ochratoxin (Lagerpilze der GattungenPenicillium und Aspergillus) in Kraftfutter, Silage, Heu, StrohNierenschädigend, Immunsystem schwächend, schwache und tote Föten, krebserregend
Patulin (Lagerpilz der Gattungen Penicillium, Aspergillus, Byssochlamys und Paecilomyces) in Stroh, Silage, faulenden FrüchtenSchwächt die Zellatmung und mindert dadurch die Vitalität, Immunschwäche, Entzündungen im Verdauungstrakt, leberschädigend
Toxin T2 (Feldpilz der Gattung Fusarium) auf Getreide, Mais, HeugrasStark zellschädigend, Futterverweigerung, Magenbluten, Durchfall, Immunschwäche
ZEA (Feldpilz der Gattung Fusarium) auf Getreide, HeugrasFruchtbarkeitsprobleme durch Östrogenwirkung