Niemand kann sich dem Reiz der Edelpapageien der Gattung Eclectus entziehen, so wundervoll sind sie. Das Gefieder der Weibchen leuchtet und schillert rot und blau, das Männchen ist vornehmlich grün gefärbt. Beide Geschlechter haben formvollendete Köpfe mit eindrücklichen Schnäbeln; beim Weibchen ist er schwarz, beim Männchen fleisch- bis elfenbeinfarben. Ein Anblick, der im Gedächtnis haften bleibt. 

Diese Schönheiten führen ein verborgenes Leben in feucht-warmen, dampfenden Regenwäldern auf den Inseln Indonesiens, auf Neuguinea, aber auch auf dem zu Papua-Neuguinea gehörenden Bismarck-Archipel und auf den Salomonen. Auch auf der Cape-York-Halbinsel ganz im Nordosten Australiens kommen sie vor, denn sie war einst durch eine schmale Landbrücke mit Neuguinea verbunden. In diesem grossen inselreichen Gebiet sind zahlreiche Unterarten entstanden; neun werden unterschieden. 

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Erst in letzter Zeit fanden Forscher eine Begründung, warum Edelpapageien so eindeutige Geschlechtsunterschiede zeigen. Die Geschlechter der meisten anderen Papageienarten lassen sich äusserlich nämlich nicht unterscheiden. Das führte dazu, dass frühe Forscher die weiblichen und die männlichen Edelpapageien zu unterschiedlichen Arten rechneten. Bei Feldforschungen am Queensland-Edelpapagei auf der australischen Cape-York-Halbinsel stellte sich heraus, dass die Weibchen fast während des ganzen Jahres ihre Bruthöhlen besetzen.

Keine lebenslangen Paarbindungen
Um Männchen anzulocken, setzen sie sich in das Kronendach ihres Brutbaums und wirken dort mit ihrem roten Gefieder wie Blüten. Verschiedene Männchen erspähen sie, fliegen herbei und paaren sich mit dem Weibchen. Auch diesbezüglich unterscheiden sich Edelpapageien in ihrem Verhalten erheblich von den meisten anderen Papageienarten, die eine lebenslange Paarbindung eingehen. Es scheint, dass Weibchen der Queensland-Edelpapageien mit mehreren Männchen kopulieren und sich füttern lassen.

Die Männchen, die im Regenwald umherstreifen, sind mit ihren grünen Gefiederfarben gut getarnt, die Weibchen, die mehr oder weniger ein Leben um den Brutbaum führen, setzen ihre Leuchtfarbe ein, um Männchen anzulocken und sind oft in der Bruthöhle verborgen. Diese Erkenntnisse wurden aber nur an der australischen Population gewonnen. Es ist nicht erwiesen, ob ein solches Verhalten auch auf andere Unterarten zutrifft, die teilweise in abgelegenen Gebieten vorkommen. Sicher ist, dass auch bei Edelpapageien in Volieren festgestellt wurde, dass sie keine so feste Paarbindung eingehen, wie dies von anderen Arten bekannt ist. 

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Edelpapageien sind beliebt in der Vogelhaltung und erregen an Ausstellungen immer Aufsehen, wie beispielsweise ein Paar der Salomonen-Edelpapageien an der Vogelausstellung Thörishaus BE in vergangenen Jahren. Die Vögel gehören Hans Schwab aus Fräschels FR, der sie seit Jahren erfolgreich züchtet. Stefan Tschanz aus Aeschlen ob Spiez BE züchtet den Halmahera-Edelpapagei. Die roten Weibchen dieser Unterart zeichnen sich durch gelbe Schwanzspitzen aus.

Unter Menschenobhut klappt die Zucht von Edelpapageien durchaus, auch wenn die Paarpartner konstant zusammengehalten werden. Eine Paarzusammenführung muss aber vorsichtig angegangen werden. Tschanz setzte das Weibchen zuerst drei Monate in eine Nachbarvoliere, damit beide durch das Gitter Kontakt miteinander aufnehmen konnten. Später gab er es in einem Käfig in die Voliere des Männchens. Als schliesslich beide beisammen waren, sei das Weibchen sehr dominant gewesen und habe das Männchen gar attackiert. Erst nach mehreren Monaten hätten sie zusammen gefressen und sich gar gegenseitig das Gefieder gepflegt.

2015 glückte Stefan Tschanz die Zucht. Nach einer Brutzeit von 27 Tagen schlüpfte ein Junges. Bis es ausflog, vergingen gut drei Monate. Edelpapageien können das ganze Jahr über in Zuchtstimmung gelangen. In ihrem tropischen Lebensraum stehen Früchte, Samen und Nüsse immer zur Verfügung. Unter Menschenobhut gibt es stets ausreichlich Nahrung, was stimulierend für die Zucht ist. Darum muss bei vielen Paaren phasenweise der Nistkasten entfernt werden, damit sie nicht zu Dauerbrütern werden. 

Kaum mehr in Vogelparks zu sehen
In der Vogelhaltung sind vor allem der Neuguinea-, Halmahera- und etwas seltener der Salomonen-Edelpapagei bekannt. Leider kam es teilweise zu Vermischungen der Unterarten, da es schwierig ist, Männchen der korrekten Unterart zuzuordnen. Edelpapageien beschädigen die Vegetation nur mässig. So kann beispielsweise im Grün des Papiliorama in Kerzers FR unter Schmetterlingen auch Edelpapageien erspähen, wer sich länger in der Halle aufhält und geduldig ist.

Edelpapageien werden auch gerne von Menschen in ihren Ursprungsgebieten gehalten. Etliche Unterarten, wie etwa der Cornelia-Edelpapagei, sind aus der Haltung in Europa ganz verschwunden. Vor 30 Jahren wurde diese Unterart, die auf der Insel Sumba vorkommt, noch im Vogelpark Walsrode in Deutschland gepflegt, heute ist der Jurong Bird Park in Singapur der einzige Zoo oder Vogelpark, der die besondere Unterart zeigt.

Die Weibchen sind fast vollständig rot, ohne Blauanteil im Brustgefieder. Wegen der Zerstörung ihres Lebensraums ist diese Unterart zudem sehr bedroht. Ähnlich verhält es sich mit dem kleinen Riedels Edelpapagei, der von den Tanimbar-Inseln stammt und dessen Weibchen gelbe Unterschwanzdecken hat. Diese Unterart lebt unter Menschenobhut nur noch im Loro Parque auf Teneriffa in Spanien.

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Mit den Edelpapageien sind auch die Grossschnabelpapageien der Gattung Tanygnathus verwandt. Grossschnabelpapageien haben von der Schädelmorphologie her zwar eine Ähnlichkeit zu den Eclectus-Arten, sollen aber in stärkerem Mass mit der Gattung Psittacula, also den Edelsittichen, verwandt sein. Sie fallen durch ihre wuchtigen Schnäbel auf, sind aber leider heute grossteils aus der europäischen Vogelhaltung verschwunden. So wird der Schwarzschulterpapagei heute nur noch im Loro Parque gehalten.

Er kommt in acht Unterarten im indonesischen Inselreich vor. Auch aus dem Freiland ist nicht viel zu diesem im Blattgrün hervorragend getarnten Papagei bekannt. Nur der Schnabel leuchtet korallenrot. Sie flögen auf kleinen, von Tropenwald bewachsenen Inseln, berichteten erste deutsche Forscher Anfang des 20. Jahrhunderts, die im Verbreitungsgebiet unterwegs waren.

Ihr Flugbild würde demjenigen von Edelsittichen ähneln. Aus Berichten von Züchtern, welche diese Art in den 1980er-Jahren hielten, ist bekannt, dass auch bei dieser Art die Weibchen dominant sind und dass sich die Paarbindung lockere, sobald die Brut abgeschlossen sei. Männchen würden sich dann zusammenschliessen, Weibchen würden zueinander Distanz halten.

Philippinische Rarität in der Schweiz
In der Fachliteratur gibt es auch nur sehr wenige Hinweise zum Blauscheitel-Edelpapagei. Die wissenschaftliche Bezeichnung Tanygnathus lucionensis weist auf die Verbreitung hin, nämlich die grösste philippinische Insel Luzon. Es gibt zudem eine Unterart, die auf Mindanao und auf den Talaud-Inseln verbreitet ist. Diese Seltenheit wird auch in der Schweiz gehalten: Stefan Tschanz erwarb den lauchgrünen Papagei mit insbesondere in der Scheitelgegend bläulichen Anflügen im Vogelpark Walsrode sowie in der von den Artenschutzbehörden anerkannten Zuchtstation von Antonio de Dios auf den Philippinen.

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Und zwischenzeitlich hat er auch mehrfach Blauscheitel-Edelpapageien gezüchtet. Die Schlupfzeit ermittelte er bei 25 Tagen, die Jungen seien mit 60 Tagen vollständig befiedert, würden sich dann aber Zeit lassen mit dem Ausfliegen, berichtete Tschanz. Ihm ist es zu verdanken, dass diese Grossschnabel-Papageienart, wenn derzeit zwar auch nur spärlich, wieder in der Schweiz etabliert werden kann. Bereits 1976 gelang dem Schweizer Ernst Hohl die Erstzucht der Exotis, doch die Art verschwand wieder, bis sich ihrer Stefan Tschanz annahm.

Tschanz hält auch den Müllers-Edelpapagei (Tanygnathus sumatranus), der in sechs Unterarten von Luzon bis auf die Insel Sulawesi vorkommt und dessen Gefieder ebenfalls dominierend grün gefärbt ist. Auch diese Art ist ansonsten in der Vogelhaltung eine Seltenheit. Tschanz füttert seinen Edelpapageien handelsübliches Papageienfutter und Pellets. Je nach Jahreszeit reicht er die Körner auch in gequollenem Zustand. Da Edelpapageien aus dem Tropenwald stammen und einen langen Darm haben, ist klar, dass sie sehr viele Früchte und Gemüse benötigen. Aus der Natur ist bekannt, dass sie sich auch von Nüssen ernähren. 

Wenn auch die Augen insbesondere auf die klassischen Edelpapageien in Rot und Grün gerichtet sind, so stehen ihnen die anmutigen Grossschnabelpapageien in ihrer majestätischen, zurückhaltenden Erscheinung in nichts nach. Sicher ist: Edel- und Grossschnabelpapageien sind Exoten par excellence und anspruchsvolle Pfleglinge. Ihre markdurchdringenden Schreie lassen sie nur selten ertönen, doch sie sind dazu da, sich im dichten Regenwald Gehör zu verschaffen, während sanfte Wellen des hellblauen Korallenmeeres über den sonnengelben Strand lecken.