Bienenfresser sind grazil und anmutig, wirken zerbrechlich und exotisch. «Oh, sind die schön!», ruft eine Mutter zu ihrem Kind, als sie an der Aussenvoliere der Scharlachspinte beim Etoscha-Haus im Basler Zoo vorbeigeht. Bläulicher Kopf, dünner, leicht gebogener Schnabel, purpurrote Brust, so sitzen sie da im belaubten Baum. Aber nicht lange. Die Scharlachspinte, die zu den Bienenfressern gehören, sind immer in Bewegung. «Wir haben neun Paare und neun Bruthöhlen sind besetzt», sagt die Vogelkuratorin Friederike von Houwald an einem schönen Vormittag.

Wenn es warm ist, kann eine gesamte Türfront vollständig geöffnet werden, sodass sich die Flugstrecke für die Afrikaner vergrös­sert. Eine ausgezeichnete Idee, auch für private Vogelpflegende. Wenn die Vögel nur durch ein Türchen in die Aussenvoliere können, ist das schlechter für den Luftaustausch im Innenraum. Zudem könnten sie länger am Stück fliegen, wenn sich eine Türe ganz öffnen lässt.

Ein Scharlachspint frisst Bienen und taucht nach Insektenlarven

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Heuschrecken, Termiten und Bienen
Wenn es kälter wird, kann sie geschlossen bleiben und die Vögel können lediglich durch ein Türchen in den Aussenraum. Im Basler Zoo ist auch das Innenabteil so wie ein Ausschnitt aus der Natur gestaltet. Scharlachspinte fliegen in Afrika südlich der Sahara bis etwa auf die Höhe von Tansania oft an sandigen Abbruchkanten, wie sie sich an Flüssen bilden. Wenn man im Basler Zoo das «Trüt, Trüt, Trüt» hört und an die Lösswand blickt, wähnt man sich im tropischen Afrika. Nur noch Gnu­herden und Zebras fehlen. Von Houwald erklärt: «Die künstlich erstellte Wand steht im Wasser, damit sich das Lössgestein stets mit Feuchtigkeit vollsaugen kann.» So bildet sich in den Höhlen, die nicht alle eingesehen werden können, ein ideales Klima. Nisthöhlen in der Natur können zwischen einem und über drei Meter tief sein. Zwei bis vier Eier werden auf den Höhlenboden gelegt und 21 Tage lang bebrütet. Die Jungen fliegen aus, wenn sie etwa 30 Tage alt sind.

BienenfresserEs gibt um die 31 Arten von Bienenfressern. Sie sind in Europa, Afrika, Asien und Australien verbreitet. Auch in der Schweiz lebt in der warmen Jahreszeit einer dieser Exoten. Der Europäische Bienenfresser breitet sich nördlich der Alpen immer mehr aus. Eine Kolonie gibt es beispielsweise bei Susten /Leuk im Wallis. Die Bienenfresser brüten dort an einer sandigen Abbruchkante in der Nähe verschiedener Teiche. Bienenfresser werden nur von wenigen Spezialisten gehalten. In den öffentlichen Volieren des Schlosses Wildegg AG haben sie sich schon fortgepflanzt.

Scharlachspinte in einer Klippenkolonie

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Heuschrecken seien ein ideales Futter, sagt die Tierärztin von Houwald. Doch um die Scharlachspinte zur Zucht zu stimulieren und als Aufzuchtfutter seien Termiten hervorragend geeignet. «Es ist interessant zu beobachten, wie sie die Termiten mit ihrem langen, schwarzen Schnabel bearbeiten, die Extremitäten und die Flügel entfernen und dann den Körper verschlingen.»

Termiten und Bienen werden tiefgefroren und anschliessend aufgetaut mehrmals täglich in grossen Mengen verfüttert. Auch in der Natur ernähren sich Scharlachspinte von einer grossen Vielfalt an Insekten und jagen Heuschreckenschwärmen nach. Der Scharlachspinten-Schwarm im Etoscha-Haus ist eine Augenweide und wird hoffentlich bald noch grösser, wenn die Jungen dann ausfliegen.