Den Timor-Zebrafinken widmen sich nur wenige Vogelliebhaber. Einer davon ist Jakob Niederhauser aus dem bernischen Schüpfen. Je zwei Männchen und Weibchen seiner Nachzuchten stellte er an der Vogelausstellung Bern Anfang Oktober in Oberwangen im Rahmen des Championats für Zebrafinken und Japanische Mövchen aus. «Mich fasziniert dieser Wildvogel», sagte er. Timor-Zebrafinken sängen ganz anders und würden sich ruhiger verhalten als die australischen Verwandten. «Sie sitzen manchmal einfach da, während mir scheint, dass die Australier immer in Bewegung sind.»

Der Grössenunterschied zeigte sich an der Ausstellung frappant. Die Schau-Zebrafinken sind fast doppelt so gross wie die Timor-Zebrafinken. «Die australischen Zebrafinken wurden durch Züchter über viele Generationen verändert, der Timor-Zebrafink hingegen wurde erst viel später nach Europa eingeführt und behielt darum seine ursprüngliche Form», ergänzt Niederhauser, der sich seit Jahrzehnten auf die Haltung und Zucht von Prachtfinken spezialisiert hat.

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Er sei erstaunt, dass dieser Zebrafink nicht weiter verbreitet sei. «Er ist nämlich ein idealer Vogel für Leute, die nicht viel Platz haben.» Der Timor-Zebrafink ist klein und ein oft stiller Mitbewohner. Das sind gute Voraussetzungen zur Haltung im Wohnbereich in einer Zimmervoliere oder gar in einer bepflanzten Vitrine, die einen Lebensraumausschnitt darstellt.

Auch die Ernährung sei nicht schwierig. Niederhauser sagt: «Ich gebe ein kommerzielles Aufzuchtfutter und reichere es mit geraffelten Rüebli und Couscous an.» Unter das so krümelige und leicht feuchte Aufzuchtfutter mische er auch trockene Insekten. Dazu erhalten seine Timor-Zebrafinken trockene Sämereien. Das Wichtigste für Niederhauser ist aber das Grünfutter. «Darauf schwöre ich», betont der Vogelfreund, der während der vegetationsreichen Jahreszeit immer durch die Natur streift, um Wildgräser, Hühnerdarm, Löwenzahn und anderes zu ernten.

Problemlose Zucht
Auch Gurke und  Saisonsalat füttert er seinen Winzlingen. Da er noch andere Prachtfinkenarten hält und züchtet, vermehrt er auch Enchyträen, im Volksmund Kompostwürmer genannt. Sie hätten den Vorteil, dass sie den Behälter nicht verliessen. «Die Aufzucht der Jungen gelingt aber auch ohne dieses Lebendfutter», sagt Niederhauser.

Timor-Zebrafinken könne man mit anderen, friedlichen Arten vergesellschaften, beispielsweise mit den aus Afrika stammenden Goldbrüstchen. «Niemals sollten sie aber mit australischen Zebrafinken gehalten werden, damit sie sich nicht vermischen», warnt der Züchter. Er vermehrt seine Timor-Zebrafinken in Boxen. Dort setzt er Paare ein. Erst kürzlich hat er in seinem Vogelraum neue, 3,2 Meter lange Boxen installiert.

Zur Zuchtzeit unterteilt er die Boxen in Abteile von 1,60 Meter. Sie sind 60 Zentimeter tief und 50 Zentimeter hoch. In einer solchen Box, die teilweise mit Naturästen ausgestattet ist, setzt Niederhauser je ein Paar Timor-Zebrafinken und Spitzschwanzamadinen zur Zucht an. «Wichtig ist, dass man mehr Nistkästen anbietet, als es Paare hat.» Halb offene Nistkästen werden besonders gerne angenommen. Als Nistmaterial werden Gräser und Kokosfasern verwendet.

Niederhauser berichtet über das Zuchtjahr 2020: «Ich habe drei Paare Timorzebrafinken eingesetzt und konnte 20 Jungvögel ziehen. Ein Paar hat sogar in einer Brut fünf Junge und in einer zweiten Brut sieben Jungvögel aufgezogen. Alle sind gesund und munter auf der Stange.» Die vier bis fünf Eier werden während elf bis zwölf Tagen bebrütet, die Aufzuchtszeit dauert bis zu 19 Tage.

Niederhauser hält seine Timor-Zebrafinken auch in grossen Flugvolieren, die er nebeneinander angebracht und mit natürlichen Ästen ausgestattet hat. Er tauscht sich regelmässig mit Züchterkollegen im Verein Astrild Thun über fachliche Fragen aus, denn er ist langjähriger Vizepräsident, Sekretär und Ausstellungsleiter des Vereins.