Ob weiss oder schwarz befiederte Kakadus, alle zeichnen sie sich durch verschiedenartige Hauben aus. Die Haube ist ein offensichtliches Signal, das nebst der Körperhaltung und der Pupille den Gemütszustand des Kakadus ausdrückt. Weis­se Kakadus (siehe «Tierwelt» Nr. 13 /2020) sind wesentlich artenreicher als jene mit schwarzem Gefieder, deren Verbreitungsgebiet sich auf Neuguinea, umliegende Inseln und Australien beschränkt.

Unter den schwarzen Kakadus nimmt der Palm- oder Arakakadu eine Sonderstellung ein. Er ist der einzige Angehörige seiner Gattung Probosciger. Meist werden drei Unterarten unterschieden, die sehr ähnlich sind. Es scheint der urtümlichste aller Papageien zu sein. Forscher gehen davon aus, dass das Entstehungszentrum der Kakadus in Neuguinea liegt. Und dort sowie auf benachbarten Inseln kommt der Palm- oder Arakakadu hauptsächlich in Regenwäldern vor. Zudem ist er auf der Cape-York-Halbinsel im Nordosten Australiens verbreitet. Man nimmt an, dass sie einst mit Neuguinea verbunden war, was das Restvorkommen auf Australien erklärt.

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Palmkakadus sitzen meist in den Baumwipfeln – fast unsichtbar im Spiel von Licht und Schatten zwischen den Blättern. Sie ernähren sich von Samen, Nüssen, Früchten, Beeren und Blattknospen, nehmen aber auch Larven im morschen Holz auf. Sie werden eine Stunde nach Sonnenaufgang aktiv und tragen in tiefe Baumhöhlen Zweige ein, die sie bis mehr als einen Meter hoch aufschichten. Darauf wird ein einzelnes Ei gelegt.

Besonders während der Balz färbt sich die Wangenhaut rot. Die Kakadus schreien heiser, halten einen Zweig, Zapfen oder Stein in der meist linken Kralle, trommeln damit auf den Baumstamm, spreizen die Flügel, die Haube aus lauter langen, spitz zulaufenden Federn wird majestätisch aufgerichtet, der Schnabel leicht geöffnet. Auch ein Paar in der Zuchtanlage Roca Negra des Palmitos-Parks auf Gran Canaria zeigte dieses Verhalten.

Dass die Nesthöhlen, die sich oft in abgestorbenen Baumstämmen befinden, so hoch mit Zweigen gefüllt werden, macht Sinn. Sie sind meistens oben offen, und Palmkakadus leben in regenreichen Regionen. Das Ei– und nach einer Brutzeit von 28 bis 30 Tagen auch das Junge – sind so sicher vor dem Wasser.

Papayasaft zur Verdauung
Palmkakadus wurden nur ganz vereinzelt in der Schweiz gehalten, ihre Zucht ist hier nur ausnahmsweise gelungen. In anderen europäischen Ländern glückt sie in wenigen Haltungen regelmässig, etwa im britischen Paradise Park in Cornwall oder im Prager Zoo. Die Tierärztin Helena Vaidlova zog Palmkakadus des Prager Zoos von Hand auf – ein grosses Kunststück. Ihr Mann ist der Vogelkurator des Tierparks, der Aru-Palmkakadus hält und im neu eröffneten Papageienhaus in einer bepflanzten Voliere zeigt. Vaidlova sagt, dass ein Palmkakadu in der Handaufzucht erst nach acht Monaten unabhängig sei und selbstständig Futter aufnehme. Es seien sehr sanfte und anhängliche Vögel. Die Jungen haben eine weiss gestreifte Brust. In Prag wird der Aru-Palmkakadu gehalten.

Das weltweit wohl grösste Zuchtzentrum für den Aru-Palmkakadu lag in Loxahatchee in Florida. Das ehemalige Avicultural Breeding and Research Center von Richard Schubot hielt eine grosse Gruppe Palmkakadus, die meisten paarweise in gros­sen Volieren. Die Vögel erhielten aus Brettern gezimmerte, lange Nistkästen, die natürlichen Höhlen nachempfunden waren. Zudem gab es viel Reisig, sodass sie ihr natürliches Verhalten ausleben konnten, indem sie die Nistkästen damit füllten.

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Schliesslich gelang die Hand- und Elternaufzucht zu einer Zeit, als man noch keine kommerziellen Handaufzuchtfuttermittel kannte. Affenpellets, Erdnussbutter, Haferbrei mit Banane wurde mit Wasser vermischt. Meist ist die schlechte Verdauung des Futterbreis das Problem. Heute weiss man, dass die Verdauung mit Papayasaft angeregt werden kann. Die britische Papageienspezialistin Rosemary Low praktiziert dies und weist darauf hin, dass Papaya Enzyme enthält, die förderlich bei der Handaufzucht sind. 

Zucht des Banks-Rabenkakadus
Alle übrigen Kakadus mit schwarzen Federn stammen aus Australien. Unter den Eigentlichen Rabenkakadus, der Gattung Calyptorhynchus, werden die Banks-Rabenkakadus am häufigsten gehalten. Männchen haben scharlachrote Schwanzfedern, Weibchen weis­se Punkte im schwarzen Gefieder. Der Name weist auf den britischen Naturforscher Sir Joseph Banks hin, der James Cook auf seiner ersten Weltumsegelung begleitete und in Australien botanisierte und Tiere sammelte.

Die vier Unterarten leben in unterschiedlichen Lebensräumen Australiens, vom dichten Gebirgswald bis zu baumbestandenem Grasland. Den Hauptanteil der Nahrung machen Samen der Baumgattung Banksia aus, nebst Samen von Bäumen der Gattungen Casuarina, Acacia und Grevillea. 

In Europa sind Banks-Rabenkakadus bis heute rar unter Menschenobhut. In der Schweiz gelang dem verstorbenen Züchter Dölf Bischofberger aus Baar ZG die Erstzucht.Er hielt ein vierjähriges Paar, das gut harmonierte. Die Altvögel erhielten Weichfutter, Grosssittichsamenfutter, Apfel, Rüebli, Salat, Baumnüsse, Erdnüsse und Ebereschen. Tagsüber waren sie oft in der Aussenvoliere und fütterten das Junge, dessen Bruthöhle sich im Innenraum befand, nachts. Nach acht Wochen lugte der voll befiederte Jungvogel zum Kasten heraus. Er brauchte dann aber noch zwei Wochen, bis er ausflog. Insgesamt dauerte die Aufzucht zehn Wochen.J

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osef Wey aus Rothenburg LU hält Banks-Rabenkakadus in einer riesigen Voliere auf dem Dach einer Industriehalle in Gemeinschaft von Sitticharten. Beim Flug kommt bei dieser haltungsform die Schönheit der Kakadus zur Geltung. Auch komme es kaum zu Aggressionen gegenüber anderen Arten.

Kaum gehalten werden die Gelbohr- und Weissohrrabenkakadus (Calyptorhynchus funereus), die in vier Unterarten im südlichen und östlichen Australien verbreitet sind. Ein deutscher Züchter, der sich mit beiden Arten beschäftigt und sie züchtet, sagt, dass sie einen unglaublich grossen Nagetrieb haben. Er hat in seinen Volieren Vorrichtungen aus Draht angebracht, in die er in der Höhe Baumstämme, Wurzeln und Äste legt. Innerhalb einer Woche sei alles durchgenagt und zerschnipselt. Australische Züchter beschäftigen sich schon lange mit diesen Arten.

In Europa unbekannt waren Braunkopfkakadus (Calyptorhynchus lathami). Der Paphos Zoo auf Zypern hält sie seit 2018, der Loro Parque auf Teneriffa seit 2019. Kürzlich hat sie auch die deutsche Organisation ACTP in die Region von Berlin eingeführt. Australien erlaubt seit 1960 die Ausfuhr von Tieren nicht mehr. Deshalb bleiben die schwierig zu züchtenden schwarzen Kakadus Seltenheiten in europäischen Volieren.