Parasiten
Milben plagen die Hühner bis aufs Blut
Bei feuchtwarmen Bedingungen fühlt sich die Rote Vogelmilbe wohl im Hühnerstall. Sie vermehrt sich schnell und ernährt sich von Blut. Bei einem starken Befall kann dies zu Blutarmut bei den Hühnern führen.
Grade im Sommer kommt die Gefahr durch Parasiten aus den verschiedensten Ecken gekrochen. Oft erscheint sie in Form der winzigen Roten Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae). Betroffen sind vor allem Geflügelhaltungen mit einem stärkeren Tierbesatz, da sich hier die Schmarotzer am besten vermehren können. Tritt ein Massenbefall ein, sind oft Verluste von Hühnern zu verzeichnen, die in den Stallungen nisten.
Verluste durch die Milben haben in der Rassegeflügelzucht in den vergangenen Jahren zugenommen, da sich bei den kleinen Blutsaugern offensichtlich langsam Resistenzen gegen die eingesetzten Medikamente häufen. Ausserdem haben einige wirksame Präparate zur Bekämpfung von Parasiten durch Gesetzesänderungen ihre Zulassung verloren.
Nach einer Blutmahlzeit ist die Milbe von blossem Auge gut zu erkennen
Die Rote Vogelmilbe gehört zur Gattung Dermanyssus, die vor allem in der Vogelwelt parasitiert. Insgesamt sind bisher 16 Arten bekannt, von denen Dermanyssus gallinae die grösste Bedeutung zukommt. Daneben existiert die Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylvarium), die auf der nördlichen Halbkugel der Erde häufiger bei frei lebenden Vogelarten gefunden wird. Diese Art ist aber auch beim Hausgeflügel in Nordamerika weit verbreitet.
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Rote Vogelmilbe unter dem Mikroskop. (Bild: Luis Fernández García / wikipedia.org /cc-by-sa) |
Die erwachsenen Exemplare der Roten Vogelmilbe sind deutlich mit dem blossen Auge zu erkennen. Besonders nach der Blutmahlzeit, wo sie als bewegliches, kugeliges rotes Gebilde mit einer Grösse von bis zu einem Millimeter in ihren Verstecken bei einer gezielten Suche nicht zu übersehen sind. Sie ballen sich dort in Nestern zusammen.
Die männlichen Tiere sind, ebenso wie die Jugendformen des Parasiten, deutlich kleiner, lassen sich aber durch ihre Massenbewegung erahnen. Diese setzt sich aus den wandernden Parasiten und den Resten der verschiedenen Häutungsstadien zusammen. Man hat das Gefühl, als wenn jemand eine Mischung von feinkörnigem Salz und Pfeffer an bestimmte Stellen im Stall gestreut hat. Bei stärkerem Befall finden sich auf den gelegten Eiern schwärzliche Stippchen, die auf Milben hinweisen können. Bei Jungtieren, die infolge starken Blutverlustes durch Rote Milben verstorben sind, lässt sich leicht auch ein Milbenbefall am toten Tierkörper nachweisen.
Da die Parasiten normalerweise nicht am lebenden Organismus zu finden sind, sondern das Tageslicht in ihren Verstecken überdauern, ist es wichtig, diese zu erkennen und regelmässig zu kontrollieren. Hierzu zählen vor allem die Auflagestellen und Unterseiten der Sitzstangen, aber auch alle Ritzen im Holzwerk der Ställe. Hier finden sich bei gezielter Suche oft Massen von Roten Vogelmilben, die leicht daran erkannt werden können, dass bei einem Druck mit dem Daumen auf die sich bewegenden Massen Blut-spuren aus den zerdrückten Milben auftreten. Zum Nachweis eines geringeren Befalls gibt es auch Fallen im Handel, in denen sich die Milben sammeln oder festkleben können – vergleichbar mit einem Klebestreifen zum Fliegenfang.
Die Vogelmilbe wandert über die Beine
Die Weibchen der Roten Vogelmilbe müssen regelmässig Blut saugen, um eine Vermehrung zu gewährleisten. Die Blutaufnahme erfolgt im Dunkeln am schlafenden Geflügel und dauert etwa eine halbe Stunde, wobei die Parasiten ihr Ziel über die Beine der Vögel erreichen. Auf diesem Wege finden sie die geeigneten Stellen in der Haut und wandern auf dem gleichen Wege wieder zurück.
Den überwiegenden Teil ihres Lebens verbringen die Milben in den bekannten Verstecken und Ritzen, wo sie sich in grossen Massen zusammenfinden. Hier verdauen sie das aufgenommene Blut, häuten und paaren sich und legen ihre Eier ab. Etwa 12 bis 24 Stunden nach der Blutmahlzeit beginnen die Weibchen in ihrem Versteck mit der Eiablage, wobei jeweils Pakete mit bis zu zehn Eiern abgelegt werden. Für das nächste Gelege ist dann wieder eine Blutmahlzeit erforderlich. Aus den Eiern schlüpfen nach der Embryonierung in zwei bis drei Tagen sechsbeinige Larven, die sich nach ein bis zwei Tagen ohne Blutaufnahme zu sogenannten Protonymphen häuten. Dann haben sie bereits acht Beine. Diese häuten sich, saugen Blut und häuten sich erneut zu sogenannten Deutonymphen. Nach einer weiteren Blutmahlzeit entwickeln sich aus diesen schliesslich die Milben.
Aufgrund des abgerundeten Körperbaus und der vier Beinpaare gehören die Vogelmilben zur Gruppe der Spinnentiere, im Gegensatz zu den Insekten, die drei Beinpaare und einen gegliederten Körper besitzen. Die Entwicklung von der Eiablage bis zur ausgewachsenen Milbe kann sich bei Wärme und Feuchtigkeit innerhalb einer Woche vollziehen, so dass es vor allem im Sommer innerhalb kurzer Zeit zu einer Massenvermehrung in den Geflügelställen kommen kann. Dabei besitzen die Weibchen eine Lebensdauer von etwa zwei bis drei Monaten und können während dieser Zeit wiederholt Eier ablegen. Während der kalten Jahreszeit legen die Milben eine Ruhephase ein, aus der sie erst erwachen, wenn die klimatischen Bedingungen für die Vermehrung wieder besser geworden sind.
Ein erwachsenes Milbenweibchen nimmt bei jeder Blutmahlzeit rund 200 Mikrogramm Blut auf. Ein Massenbefall kann daher sehr schnell zu einer Blutarmut bei den Hühnern und vor allem bei jüngeren Tieren auch zum Tod führen. Bei legenden Hennen werden als erster Hinweis auf den Milbenbefall die Kämme blass. Blutuntersuchungen beim Geflügel wiesen auf die hohen Blutverluste hin, da die Zahl der roten Blutkörperchen sowie die Menge des Blutfarbstoffes geringer war als in nicht befallenen Herden.
Weil die Milben lange leben, können sie auch Krankheiten übertragen
Die direkten Schäden werden jedoch vielfach übersehen, da die Hühner den Blutverlust zunächst durch eine erhöhte Wasseraufnahme und durch eiweissreiches Futter ausgleichen können. Ein Nachlassen der Legetätigkeit bei gleichzeitiger vermehrter Futteraufnahme sollte ein Warnzeichen sein und Veranlassung geben, gezielt mögliche Verstecke der Parasiten zu kontrollieren.
Neben den direkten Schäden übertragen die Milben indirekt weitere Krankheiten. Aufgrund ihrer obligatorischen Ernährung mit Blut bringen sie auch Krankheitserreger wie Salmonellen und Rotlaufbakterien mit. Durch die mehrmonatige Lebensdauer bilden die Milben ein natürliches Reservoir für potenzielle Krankheitserreger, die von den Hühnern aufgenommen werden können. Die Bekämpfung der Roten Vogelmilben erfolgt mit den bekannten Präparaten, die als Carbamate, Pyrethroide, organische Phosporsäureester und chlorierte Kohlenwasserstoffe im Handel sind. Da die Rote Vogelmilbe aufgrund ihrer Lebensweise vor allem in der Rassegeflügelzucht als temporär lebender Parasit anzusehen ist – sie verbringt einen grossen Teil ihres Lebens frei lebend in der Umgebung des Wirtes –, gelingt es vielfach, alle Parasitenformen durch Schädlingsbekämpfungsmittel zu vernichten. Dabei können zugleich auch andere Hygieneschädlinge bekämpft werden.
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