Gewisse Ergebnisse von Studien sind eigentlich nur noch das Schleifchen um das Wahrheits-Päckli. So zum Beispiel, die, dass Katzen psychopathische Wesenszüge haben können. Besitzer*innen so mancher Fellnase werden nun mit den Schulterm zucken und sich fragen: «Dafür brauchten die eine Studie — hätten ja nur zu mir heimkommen müssen.» Aber irgendwie ist es auch nett, wenn studierte Menschen eine Erklärung dafür finden, warum Herr und Frau Büsi sich erst am Bauch kraulen lassen, nur um im nächsten Moment den Todesgriff anzuwenden und einem den Arm zu zerfetzen.

Jetzt gilt es erst einmal zu klären, was man beim Menschen unter psychopathischen Wesenszügen versteht. Das Wissenschaftsmagazin «Siencexx» beschreibt Psychopathie folgendermassen: Was genau einen Psychopathen auszeichnet, hat der kanadische Psychologe Robert Hare vor rund 40 Jahren erstmals näher untersucht und in einer noch heute gültigen «Checkliste» (PCL-R) zusammengefasst. Demnach fühlen sich Menschen mit psychopathischen Zügen anderen überlegen und halten sich nicht an soziale und moralische Normen. Sie empfinden kaum Empathie oder tiefgreifende Emotionen und leiden nicht unter Reue oder Gewissensbissen.

Gleichzeitig jedoch sind Psychopathen oft geschickte Manipulateure der Gefühle anderer. Sie sind häufig durchaus charmant, charismatisch und geschickt darin, andere für ihre Zwecke auszunutzen. Nach Hare gehört auch das pathologische Lügen zu diesen Kernmerkmalen – der primären Dimension – einer psychopathischen Persönlichkeit. Interessanterweise scheinen selbst psychopathische Gefängnisinsassen von ihrer Fähigkeit zur Manipulation und zum «Blenden» anderer zu profitieren. Denn einer Studie zufolge werden sie dreimal häufiger vorzeitig entlassen als ihre nicht psychopathischen Mithäftlinge.

Video: Kommen Ihnen diese Szene bekannt vor?

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Checkliste für Psychopathie

Die Forschenden rund um die Psychologin Rebecca Evans, Leiterin der Studie, haben sich die von Robert Hare erstellte Checkliste (Link auf Englisch) für Katzen abgeändert und tausende Halterinnen und Halter zu ihren Tieren befragt. Dabei mussten diese das Verhalten ihrer Büsi anhand von Aussagen auf einer Skala beurteilen. Die Aussagen sind in drei Kriterien unterteilt. 

Boshaftigkeit: z.B.: «Meine Katze spielt lange mit ihrer Beute, anstatt sie zu töten.»

Desinhibition — das Fehlen von Hemmungen: z.B.: «Meine Katze legt sich auf Dinge, die andere nutzen wollen. Laptops, Bücher, etc.»

Mut: z.B:: «Meine Katze setzt sich Gefahren aus. Rennt auf die Strasse, etc.»

Bedürfnisse der Katze erfüllen

Je höher die Punktzahl, desto wahrscheinlicher hat der Stubentiger psychopathische Züge. Jetzt geht es nicht einfach nur darum, dass man als Besitzer*in weiss, dass man mit dem tierischen Pendant zu Charles Manson zusammenlebt. Vielmehr wollen die Forscher*innen das Verständnis zwischen Mensch und Tier verbessern. Rebecca Evans sagt: «Es ist wahrscheinlich, dass fast jede Katze psychopathische Züge hat. Je mehr Punkte das Tier aber auf der Checkliste hat, desto eher kann man seine Bedürfnisse erfüllen. Katzen einem hohen Ergebnis im Bereich «Mut» brauchen zum Beispiel hohe Kratzbäume, Spiel-, Versteck- und Auslaufmöglichkeiten, denn sie erkunden und klettern gerne.» 

Und wie die Evolution das so macht, sind unsere felinen Begleiter nicht einfach so wie sie eben sind. «Für ihre Vorfahren waren diese Eigenschaften hilfreich, um Futter, Fortpflanzung und Territorium zu sichern», erklärt Evans.