Angefangen hat alles mit dem Labradoodle. Er ging Ende der 1980er-Jahre aus der vorsätzlichen Verpaarung von Labrador und Pudel hervor. Ziel des australischen Züchters war es, diepositiven Eigenschaften beider Rassen zu kombinieren und so einen allergiefreundlichen Assistenzhund zu «designen». Bis diese Mischlinge allerdings die gewünschten Merkmale verlässlich zeigten, sollten noch viele Hundegenerationen und Zuchtversuche ins Land ziehen. So oder so war der Run auf die wuscheligen Hunde mit dem Teddygesicht nicht mehr aufzuhalten. Labradoodles wurden zunehmend begehrt – und schnell teurer als ihre reinrassigen Vorfahren.

Dieser Trend motivierte Züchter weltweit, neben dem Labrador auch andere beliebte Hunderassen wie Schnauzer («Schnoodle»), Golden Retriever («Golden Doodle»), Malteser («Maltipoo»), Havaneser («Havapoo»), Cocker Spaniel («Cockapoo») oder Australian Shepherd («Aussiedoodle») mit dem intelligenten und nicht haarenden Pudel zu verpaaren. Aber auch Kreuzungen ohne Verwendung des Pudels wurden en vogue, so z.B. «Pomsky» (Pomeranian dt. Zwergspitz undHusky) oder «Puggle» (Pug dt. Mops und Beagle).Gemäss der amerikanischen Journalistin CarolineCoile gibt es inzwischen weltweit 400 Arten vondesignten Mischlingen.

Sind Hybridhunde gesünder? Jein

Einerseits können Hybridhunde der ersten Generation F1 im Vergleich zu ihren reinrassigen Artgenossen gesundheitlich robuster sein. Grund ist der sogenannte «Heterosiseffekt», der durch die Vermischung komplett unterschiedlicher Gene entsteht.

Andererseits läuft die Zucht weniger kontrolliert ab als bei den Rassehunden. So gibt es für Hybridhunde nur in seltenen Fällen verpflichtende Zuchtunter-suchungen. Ihre Züchter brauchen keine Zulassung (Ankörung) und sind in der Regel keinem Verbandangeschlossen. Dadurch können Tiere in die Zuchtgelangen, die gesundheitliche Defizite aufweisen und diese an ihre Nachkommen vererben. Ausserdem sind gewisse rassetypische Anlagen nicht immer gut mit-einander kompatibel. So können z.B. unterschiedliche Gebissformen und -grössen von Pudel und Labrador bei den Nachkommen zu Zahnproblemen führen. Ein weiteres Problem der Hybridhundezucht ist die mangelnde Vorhersehbarkeit der Welpen. Wer z.B. einen Pudel mit einem Irish Setter («Irish Doodle») kreuzt, muss auf alles gefasst sein: krauses, nicht haarendes Pudelfell oder mittellanges, leicht gewelltes, wechselndes Fell eines Setters. Die erste Generation ist zwar noch homogen, muss aber keinesfalls «das Bestezweier Rassen» hervorbringen. Verpaart man wiederum Tiere der F1-Generation miteinander, erhält man aufgrund der Mendelschen Gesetze einen kunterbunten Welpenmix. Kurz: Hybridhunde sind ein Über-raschungspaket!

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Vom Hybridhund zur Rasse

Unter bestimmten Umständen kann aus einem Hybridhund allerdings eine eigene Rasse entstehen. Dies ist z.B. beim Australian Labradoodle der Fall. Anders als Labradoodles der F1-Generation wurden diese über Jahrzehnte systematisch gezüchtet. Um gewünschte Eigenschaften und eine stabile Gesundheit zu erreichen, kreuzte man auch andere Rassen ein. «Der Australian Labradoodle ist über viele Generationen nach einem Standard gezüchtet worden. Er hat in seinem Erbgut je nach Linie auch den englischen und/oder American Cocker Spaniel sowie z.T. den Irish Water Spaniel», erklärt Corinne Groth, eine der ältesten Verbandszüchterinnen von Australian Labradoodles in der Schweiz.

Auch wenn die Hunde also grundlegenden Zuchtkriterien entsprechen, ergeben sich je nach Einkreuzungen gewisse Unterschiede. «Jeder Züchter hatseine eigenen Linien und dementsprechend können die Hunde in Aussehen, Charakter sowie Temperament voneinander abweichen», so Groth. Daher sei es sehr wichtig, dass Interessenten die verschiedenen Zuchten besuchen – dies auch mit Blick auf die Allergiefreundlichkeit: «Obwohl die Australian Labradoodles zu den nicht haarenden Rassen zählen, können sie unterUmständen allergische Reaktionen auslösen. Schliesslich reagieren Allergiker nicht auf die Haare, sondern vielmehr auf die Eiweisse im Speichel», erklärt die Züchterin.

Die Zucht von Australian Labradoodles ist auf-wändig. Der Züchter muss Mitglied bei einem inter-nationalen Verband wie dem ALAEU (Australian Labradoodle Association Europe) oder WALA (Worldwide Australian Labradoodle Association) sein und alle vorgeschriebenen Gesundheitsprüfungen durchführen. Zuchttaugliche Welpen kosten nicht selten zwischen 10 000 und 15 000 Franken. «Wer diese Summenausgibt, meint es ernst mit der Zucht und gibt sein Bestes, die Rasse zu erhalten und zu verbessern», betont Corinne Groth.

Der züchterische Aufwand schlägt sich auch in den Welpenpreisen nieder. Wer einen Australian Labradoodle möchte, muss mit Preisen im mittleren vierstelligen Bereich rechnen. Und auch der Weg ins Ausland

will gut überlegt sein. Welpenbesuche vor oder Hilfestellung nach Abgabe sind hier kaum möglich. Ausserdem können die Preise je nach Zuchtort diejenigen in der Schweiz sogar noch überragen. Das gilt leider auch für die sehr ähnliche Rasse der Australian Cobberdogs, die sich vor allem durch ihre Namensgebung von den Labradoodles unterscheidet. So oder so gilt: Wer einen «Australian» möchte, braucht Geduld. Der grossen Nachfrage stehen in der Schweiz nur rund ein halbes Dutzend Verbandszüchter gegenüber. Manche Wartelisten sind sogar vorübergehend geschlossen.

 

Australian Cobberdog- anderer Name, ähnlicher Hund
- in Rassenmix und Aussehen ähnlich wie der Australian Labradoodle
- trägt zusätzlich den Irish Soft Coated Wheaten Terrier in einigen Pedigrees