575`000 Tiere wurden im Jahr 2021 für Tierversuche eingesetzt. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sind Tierversuche erlaubt, sie dürfen jedoch nur eingesetzt werden, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen.  

Nutzen für die Gesellschaft oder das Leiden der Tiere? 

Die Schweiz hat eines der umfassendsten Tierschutzgesetzte der Welt, deshalb ist der Bereich der Tierversuche strikt geregelt: Forschende müssen einen Antrag an die Tierversuchskommission stellen und diese klärt laut dem Bund ab, ob «der Nutzten für die Gesellschaft grösser ist als das Leiden der Tiere». Wie das BLV informiert, sollten Tierversuche die letzte Möglichkeit für die Forschung sein. Die Anzahl Versuchstiere und die Belastung für diese sollten auf ein Minimum begrenzt sein. 

Um die Anzahl Tierversuche zu mindern, wurde das «3R Kompetenz Zentrum» (Replacement, Reduction and Refinment of Animal Experimentation) 2018 gegründet. Dieses ist dafür zuständig Alternativen zu prüfen und ethische und soziale Fragen zu stellen. 

Trotzdem Zunahme der Tierversuche 

Entgegen dem eigentlichen Ziel Tierversuche zu mindern, wurden 2021 90 Versuche mehr durchgeführt als 2020. Über die letzten zehn Jahre sei die Forschungstätigkeit jedoch relativ konstant geblieben. Deshalb vermutet das BLV, dass einige Tierversuche aus dem Jahr 2020 aufgrund von Corona aufgeschoben wurden und im Jahr 2021 durchgeführt wurden.  

Tierversuche international 

Tierversuche international zu vergleichen ist laut dem BLV schwierig, da die meisten unterschiedliche Vorgaben zu Bewilligungspflichtigen Tierversuchen haben. Seit dem 1.Juli 1994 gilt in der Schweiz jedoch das «Europäische Übereinkommen zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendete Wirbeltiere». Trotz diesem Abkommen, ist unterschiedlich definiert, was unter Tierversuchen zu verstehen ist. In den meisten Ländern sind es erst Tierversuche, wenn das Tier Schmerzen, Leiden oder in Angst hat.  

In der Schweiz sind Tierversuche in die Schweregrade 0 bis 3 eingeteilt. 40% der Tierversuche sind im Schweregrad 0. Bei diesen werden die Tiere nicht belastet. 

Schweregrade: 
Schweregrad 0: Keine erhebliche Belastung für die Tiere 

Schweregrad 1: Leichte Belastung. Die Tiere können kurzfristig leichte Schmerzen oder Schäden haben. 

Schweregrad 2: Mittlere Belastung. Mittel- oder längerfristige Angstzustände oder Schmerzen sind möglich. 

Schweregrad 3: Schwere Belastung. Langfristige und schwere Schmerzen sind möglich. Auch schwere und langfristige Angst sind bei diesem Schweregrad möglich. Zudem kann das Allgemeinbefinden des Tiers schwer beeinträchtigt werden. 

Versuche mit Schweregrad 3 sind zu 93 Prozent für die Erforschung der Krankheiten beim Menschen. Laut dem Bund finden die Hälfte der Versuche mit Schweregrad 3 für die Krebsforschung und die Erforschung neurologischer Krankheiten, wie Demenz oder Multiple Sklerose statt. 

Erfolge von Tierversuchen 

Als Erfolge der Tierversuchsforschung gelten die Impfstoffe gegen Kinderlähmung und Pocken. Auch Antibiotika gehört zu den Erfolgen. Zudem konnten Fortschritte in der Krebsforschung und Multipler Sklerose erzielt werden. 

Unteranderem dient ein Teil der Tierversuche der Tiergesundheit, da Artenspezifische Krankheiten untersucht werden können. So werden Schafe gebraucht, um die Moderhinke – eine bakterielle Klauenkrankheit – besser erforschen zu können.