Walhai auf Wanderung
Annes grosse Reise
Obwohl der Walhai der grösste Fisch der Welt ist, ist über ihn noch recht wenig bekannt. Das Weibchen Anne wurde deshalb mit einem Sender ausgestattet – und auf seinem Weg zweieinhalb Jahre lang verfolgt.
Was treibt eigentlich ein Walhai die ganze Zeit? Er schwimmt natürlich, aber wohin? Genau dies wollten Forscher des Smithsonian Tropical Research Institutes in Panama-Stadt herausfinden. Denn je mehr über die Lebensweise des mit 12 Metern Länge grössten Fischs der Welt bekannt ist, desto mehr kann dieses Wissen zu seinem Schutz eingesetzt werden. Und bekannt ist trotz seiner nicht zu übersehenden Grösse leider noch nicht sehr viel.
Deshalb statteten Héctor M. Guzman und sein Team im Rahmen eines Langzeitprojekts 46 Walhaie mit Sendern aus. Am längsten von ihnen war das Weibchen Anne unterwegs. Immer wenn sie in der Nähe der Oberfläche schwamm, übermittelte der Sender ihren Standort an einen Satelliten. So konnten die Wissenschaftler ihren Weg durch die Meere verfolgen. Und das taten sie, ganze 841 Tage lang. Was sie sahen, war erstaunlich. Anne legte während dieser fast zweieinhalb Jahre eine Strecke von über 20'100 Kilometern zurück. Das ist die längste je erfasste Wanderung eines Walhais.
Annes Reise begann allerdings relativ unspektakulär. Besendert wurde sie vor der Coiba-Insel vor der Ostküste Panamas. Diese grösste Insel Mittelamerikas ist ein Nationalpark und Meereschutzgebiet. Anne schien sich dort wohl zu fühlen und blieb die ersten 116 Tage erstmal in panamaischen Gewässern. Danach schwamm sie gen Süden Richtung Galápagos-Inseln, vor denen grössere Ansammlungen von Walhaien bekannt sind. Weiter begab sie sich westwärts zur zu Frankreich gehörenden Clipperton-Insel. 266 Tage nach Beginn der Aufzeichnungen brach das Signal ab. Anne schien in grössere Tiefen hinabgetaucht zu sein – für Walhaie kein Problem, sie können bis zu 1900 Meter tief tauchen. 235 Tage hörte man nichts mehr von ihr, dann tauchte Anne wieder auf – südlich von Hawaii. Von dort schwamm sie zum Marianengraben, in dem auch die tiefste Stelle unserer Weltmeere liegt, wo sie 112 Tage verblieb. Diese Ergebnisse veröffentlichten die Forscher Ende April im Fachjournal «Marine Biodiversity Records».
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Die Karte zeigt Annes Wanderung in Schwarz verglichen mit der eines anderen Walhais (in Rot), der 1995 eine ähnliche, aber kürzere Route schwamm. Bild: Guzman et al. |
Reisegrund unbekannt
Weshalb nahm Anne so eine lange Reise auf sich? Auch das ist Gegenstand aktueller Forschung. «Wir wissen nicht genau, weshalb Walhaie wandern», sagt Studienautor Héctor Guzman in einer Mitteilung seines Instituts. «Suchen sie Nahrung, wollen sie sich paaren oder sind sie von anderen Impulsen getrieben?»
Ältere Studien legen zumindest nahe, dass die Wanderungen etwas mit der Fortpflanzung zu tun haben könnten. So zeigte sich nämlich, dass auch weit auseinander lebende Walhaie eng miteinander verwandt sind. Wie die Karte zeigt, scheinen auch andere Artgenossen Annes Route zu wählen. Auf der langen Wanderung sind sie allerdings vielen Gefahren ausgesetzt: Beim Filtrieren zwecks Nahrungsaufnahme kann es passieren, dass sie Plastik verschlucken. Wegen ihrer Grösse sind sie für Fischer leichte Beute. Sie werden gefangen wegen ihres Fleisches, Knorpel, Flossen und Zähne. Auch das bei Touristen beliebte Tauchen mit den als friedlich geltenden Walhaien scheinen diese nicht besonders zu mögen. «Die Walhaie von Coiba haben ihr Verhalten geändert. Sie meiden mittlerweile die Oberfläche und die Touristen», sagt Guzman gemäss der Mitteilung.
Der Walhai wurde von der Weltnaturschutzunion IUCN im Jahr 2016 als «stark gefährdet» eingestuft. Es wird geschätzt, dass sein Bestand in den letzten 75 Jahren um die Hälfte zurückgegangen ist.
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