Deutschland
Brücken für Fledermäuse
Fledermäuse werden durch den Aus- und Neubau von Strassen in ihrem natürlichen Territorium beeinträchtigt. Mit eigens für Fledermäuse gebauten Brücken und Unterführungen soll nun Abhilfe geschafft werden.
Im deutschen Biberach sorgten zwei Brücken für Fledermäuse 2013 für Spott und Kritik. Warum fliegen die nicht einfach drüber, hiess es damals? Nun baut ein anderer Landkreis in Baden-Württemberg beim Ausbau einer Autobahn sogar Unterführungen für die Flattertiere.
Eine knappe Million Franken kosteten die beiden Fledermausbrücken, die im vergangenen Jahr in Biberach gut 60 Kilometer nördlich des Bodensees gebaut wurden. Sie sollen die Tiere gefahrlos über die Nordwestumfahrung lotsen. Warum fliegen die Tiere nicht einfach über die Strasse, hatte sich so mancher Kritiker gewundert.
Geht nicht, begründete der Tierökologe Jürgen Trautner, der den Landkreis bei Entwicklung und Bau der Fledermausbrücken beraten hatte, damals die Entscheidung für die Querungshilfen. «Es gibt verschiedene Arten von Fledermäusen. Manche fliegen und jagen sehr knapp über dem Boden.»
Wenn sie dabei eine Strasse überquerten, befänden sich die Tiere direkt auf Fahrzeughöhe – was zu tödlichen Zusammenstössen führt. Also wurden spezielle Konstrukte gebaut, die Ultraschallsignale senden. Nach ersten Ergebnissen eines Monitorings gehe man von 10 bis 30 Überflügen pro Nacht aus, teilte das Landratsamt Ende Juli mit. Ende Oktober sollen abschliessende Ergebnisse vorliegen.
Unterführungen für Fledermäuse
Unten drunter statt oben drüber lautet die Devise nun noch etwas weiter nördlich bei Laichingen: Im Zuge des Ausbaus der Autobahn 8 entstehen zwei Unterführungen für die Fledermäuse. Kostenpunkt: 800'000 Euro pro Durchlass.
Mit den Brücken in Biberach könne man die Tunnel aber nicht vergleichen, sagt der zuständige Projektleiter des sechsspurigen A8-Ausbaus, Arnold Goller. Die Unterführungen gebe es bereits, sie seien bislang vor allem von landwirtschaftlichem Verkehr – und auch von den Fledermäusen – genutzt worden. Da die Unterführung nach dem Umbau zu tief ist, werde nun für die Fahrzeuge zusätzlich eine Überführung gebaut. Die Tunnel wiederum blieben für Fledermäuse und andere Kleintiere erhalten, sie sollen als eine Art Durchlass aus Wellblech angelegt werden. Büsche und Sträucher davor sollen die Tiere, die sich mit Hilfe von Ultraschallwellen orientieren, durch die Tunnel leiten. Ähnlich sind auch die Querungshilfen in Biberach angelegt.
Wenige Daten
Ob das Verfahren wirklich funktioniert, lässt sich wissenschaftlich aber noch nicht genau sagen. Bislang lägen nur sehr wenige empirische Daten zu Querungsbauten vor, schrieb der Tierökologe Robert Brinkmann vom Freiburger Institut für angewandte Tierökologie 2012 in einer «Arbeitshilfe für Strassenbauvorhaben».
Untersuchungen der vergangenen 20 Jahre belegten jedoch, dass fast alle einheimischen Fledermausarten mit Fahrzeugen kollidieren könnten, heisst es in dem Bericht. «Es kann heute als gesichert angesehen werden, dass Fledermäuse in bestimmten Situationen durch den Aus- und Neubau von Strassen beeinträchtigt und in ihrem Bestand gefährdet werden können.»
Kritik an den Fledermausbrücken hatte unter anderem der Bund der Steuerzahler geäussert. «Hoffentlich fangen die Kameras auch Bilder von freudig fliegenden Fledermäusen ein», schrieb er in seinem Schwarzbuch 2013. Sonst seien nicht nur die Baukosten in den Sand gesetzt, sondern auch 35'000 Euro für die Überwachungsmassnahmen.
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