Forschung
Das Mysterium der Mystrium-Ameisen
Sie werden «Dracula-Ameisen» genannt und haben Wissenschaftler seit 20 Jahren zur Verzweiflung gebracht. Nun sind die Forscher den Mystrium-Ameisen auf der Spur.
Ameisen leben in der Regel bekanntlich in einem starren Kastensystem: Königin und Männchen besitzen Flügel und können sich paaren, die Arbeiter nicht. In der Regel sind die drei Kasten also relativ gut auseinanderzuhalten. Komplizierter sieht die Sache bei den seltenen Ameisen der Gattung Mystrium auf Madagaskar aus. Sie wollen einfach nicht recht in ein Schema passen.
Die Mystrium-Ameisen gehören zur Unterfamilie der Amblyoponinae. Spannender ist der Trivialname der Gruppe: «Dracula-Ameisen». So werden die Tiere genannt, weil ihre Königinnen – ziemlich Blutrünstig – bei Bedarf die Larven ihres eigenen Nachwuchses «anzapfen» und deren Blut aussaugen. Ein seltener Fall von Kannibalismus unter Ameisen.
Mischwesen zwischen klassischen Kasten
Doch während die Blutsauger-Besonderheit der Wissenschaft keine Rätsel aufgibt, tut dies doch die Geschlechterverteilung bei den Mystrium-Ameisen. Bereits in einer früheren Studie haben Forscher herausgefunden, dass die Tiere nicht über ein definitives Kastensystem verfügen. So gibt es bei einigen Arten flügellose Königinnen, während andere Arten über sogenannte «Intermorphe» verfügen, eine Art Zwischenkaste zwischen Arbeiter und Königin. Sie übernehmen sowohl Arbeiter-Aufgaben als auch – zum Teil – die Reproduktion. Was genau hinter diesem komplexen Kastensystem steckt, konnte die Studie um Mathieu Molet von der Universität Paris nicht beantworten.
In einer Neuen Studie, die im Fachjournal «ZooKeys» veröffentlicht wurde, ist man diesen Antworten nun ein grosses Stück näher gekommen. Das Team um Masashi Yoshimura und Brian L. Fisher von der California Academy of Sciences habe Madagaskar und die umliegenden Inseln 20 Jahre lang durchforstet, um das Mysterium der Mystrium-Ameisen zu lösen. Und sie glauben, das fehlende Puzzle-Teil gefunden zu haben. Es gibt nicht drei Kasten, sondern vier.
Aufstiegschancen für Ameisen
«Die Erkenntnis, dass die Arbeiter in ‹grosse› und ‹kleine› Individuen unterteilt werden müssen, war der Schlüssel, um dieses komplexe Puzzle zu lösen», sagt Yoshimura. Während die «kleinen» Arbeiter auf ewig zu ihrer Rolle als Diener verdammt sind, können die «grossen» bei einigen Arten die Reproduktion – und zum Teil sogar die Position der Königin – übernehmen. Riesige Aufstiegschancen für Ameisen-Verhältnisse.
Mit dem Schlüssel zur Lösung ist es den Forschern gelungen, sechs neue Mystrium-Arten zu identifizieren und beschreiben. Aus allen bisher entdeckten Arten haben sie ein Kompendium inklusive Bilder und Zeichnungen aller Kasten erstellt. Laut den Forschern sieht es eher aus wie ein Bilderbuch als wie eine wissenschaftliche Studie.
Ganz haben die Forscher den Mystrium-Ameisen ihren mysteriösen Reiz übrigens nicht genommen. Um dem Jahrelangen Rätseln zu gedenken haben sie drei der neu beschriebenen Arten passende Namen gegeben: Mystrium labyrinth, Mystrium mirror und Mystrium shadow.
Originalpublikation:
Yoshimura M, Fisher BL (2014) A revision of the ant genus Mystrium in the Malagasy region with description of six new species and remarks on Amblyopone and Stigmatomma (Hymenoptera, Formicidae, Amblyoponinae). ZooKeys394: 1-99.
doi: 10.3897/zookeys.394.6446
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