Wenn Forscher an der Universität Oxford etwas untersuchen, dann richtig: über 2000 Vögel haben sie besendert. Kohl-, Sumpf-, Blau- und Tannenmeisen sowie Kleiber mussten daran glauben, dann wurden sie in den Wäldern von Wytham wieder freigelassen. 

101 (!) Futterspender wurden daraufhin im ganzen Waldgebiet aufgestellt, um zu überprüfen, wo sich die Vögel denn verköstigen. Mithilfe der Sender wurde jeweils die exakte Zeit registriert, zu der welcher Vogel sich an welcher Futterstation verköstigte.

Nun haben die Forscher einige dieser Spender umplatziert. Einige am Morgen, andere am Nachmittag. Das Ergebnis: Die Futterstellen, die am Morgen verschoben wurden, konnten von den Vögeln nahezu ausnahmslos ausfindig gemacht werden, diejenigen, die erst am Nachmittag umgestellt wurden, blieben zu weiten Teilen unentdeckt.

Ein Frühstück könnte tödlich sein
Doch die Annahme, die Meisen kämen einfach früh aus den Federn, um sich ein herzhaftes Frühstück zu gönnen, ist laut der Studie der Universität Oxford falsch. Schon in früheren Experimenten hätten die Forscher nämlich herausgefunden, dass sich diese Vögel hauptsächlich am Abend ernähren. 

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  Einer der Futterspender in den Wytham-Wäldern.
  Bild: © University of Oxford 

Gründe dafür gebe es verschiedene, sagt Studienleiter Damien Farine: «Vögel müssen tagsüber flink genug bleiben, um ihren Fressfeinden zu entrinnen. Oder zumindest flinker als das nächstlangsamere Opfer.» Abends jedoch, so die Wissenschaftler, müssen sich die kleinen Vögel gehörig Polster anfressen.

Gerade im Winter würden sie in einer einzigen Nacht gut zehn Prozent ihres Körpergewichts verlieren und würden so durch einen einzigen «schlechten Tag» den nächsten Frühling nicht mehr erleben.

Deshalb, so die Schlussfolgerung der Studie, machen sich Meisen und andere kleine Vögel frühmorgens auf Erkundungstour und finden heraus, wo ihre nächste Mahlzeit stattfinden könnte, um sich anschliessend vor Räuber zu verstecken und auf den Abend – und den Festschmaus – zu warten.