Tierseuche
Die Hasenpest ist auf dem Vormarsch
Spaziergänger sind nach Medienartikeln verunsichert: Die ansteckende Hasenpest grassiert am deutschen Bodenseeufer. Wie gefährlich ist die Situation wirklich? «Tierwelt online» hat nachgefragt.
Bei den Überschriften konnten es einem Angst und Bang werden: Die für Menschen tödliche Hasenpest grassiere am deutschen Bodenseeufer, war letzte Woche mehrfach in den Medien zu lesen. Vor möglichen besonders gefährlichen Mutationen des Bakteriums wurde gewarnt, gegen die es keine wirksamen Impfstoffe und Medikamente gebe. Darauf meldeten sich besorgte Spaziergänger und Hundebesitzer bei den Redaktionen, in Angst um ihre Gesundheit und diejenige ihrer Lieblinge. Die «Schwäbische Zeitung» beispielsweise gab in ihrer Online-Ausgabe vom 24. März zahlreiche Tipps: Passanten dürften kranke oder tot aufgefundene Hasen und andere Wildtiere nicht anfassen, war zu lesen. Vielmehr sollte der Jagdrevierinhaber – zum Beispiel über die örtliche Polizei – informiert werden.
Eine globale Epidemie?
Doch wie stark grassiert die Hasenpest, die Tularämie, wirklich? Von einer globalen Epidemie, wie stellenweise der Anschein erweckt wurde, sei man in der Schweiz im Moment – soweit beurteilbar – weit entfernt, beruhigt Marie-Pierre Ryser-Degiorgis, Leiterin Gruppe Wildtiere am Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI). Zugleich hält sie aber fest: «Wir beobachten regelmässig Fälle bei Feldhasen, und zwar deutlich mehr als noch vor 15 oder 20 Jahren.» Genaue Zahlen besitzt das FIWI nicht, man verweist auf Forschugnen des Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV, siehe Box unten). Denn nicht alle nicht alle toten Tiere werden gefunden und untersucht.
Auch nicht restlos geklärt ist die Art und Weise, wie die Tularämie übertragen wird. Was jedoch über den Erreger bekannt ist, hat unter anderem das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einem Merkblatt zusammengetragen. Darin ist zu lesen, dass die Hasenpest durch blutsaugende Arthropoden wie Zecken übertragen werden kann. Eine weitere Ansteckungsgefahr besteht durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren beziehungsweise deren Blut oder Ausscheidungen sowie durch verunreinigtes Wasser.
Das Bakterium Francisella tularensis
Verursacht wird die Krankheit durch verschiedene Unterarten des Bakteriums Francisella tularensis, das sich als robust erweist. Es kann in der Umwelt, speziell unter feuchten und kühlen Bedingungen im Erdboden, in Gewässern, Kadavern und Tierhäuten über mehrere Wochen überleben. In gefrorenem Fleisch wird es sogar über Jahre konserviert. Wer den Erreger abtöten will, muss ihn auf über 60°C erhitzen.
Dass gerade Hasen von der Krankheit befallen sind, ist kein Zufall: Die Tiere sind hochempfindlich. Die Krankheit verläuft bei ihnen in der Regel tödlich. Laut Ryser-Degiorgis vom FIWI befällt die Infektion vor allem hasenartige Tiere und Nagetiere. Raubtiere und Aasfresser kommen ebenfalls immer wieder mit dem Bakterium in Kontakt. Zu einer Erkrankung komme es bei ihnen aber verhältnismässig selten. Auch vergleichsweise selten ist die Ansteckung von Haustieren wie Schafen.
Der Krankheitsverlauf
Die Tularämie befällt Organe wie Lunge und Niere. Auf ihnen ruft die Krankheit entzündungsbedingte, knotenartige Gewebeneubildungen hervor, sogenannte Granulome. Bei untersuchten Tieren, die an der Krankheit gestorben sind, waren die Milz und teilweise auch die Leber stark vergrössert und die gesamten Organe – speziell die Innenauskleidung der Luftröhre – stark blutig.
Panik ist zwar nicht angebracht. Aber ganz so auf die leichte Schulter nehmen wie laut der «Schwäbischen Zeitung» viele Spaziergänger und Hundehalter, die so tun, als wäre nichts geschehen, sollte man die Krankheit auch nicht. Denn die Tularämie ist auch auf den Menschen übertragbar. Laut FIWI besteht ein Ansteckungsrisiko «vor allem für Personen, die sich oft im Freien aufhalten oder vermehrt Wildtieren exponiert sind (Jäger, Wildhüter, Wildbret-verarbeitende Personen, Wildtierveterinäre)».
Wie bei einer Grippe
Die Symptome der Tularämie sind bei allen Verlaufsformen ähnlich. Sie äussern sich wie bei einer Grippe, mit Fieberschüben, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen. Zudem sind die Lymphdrüsen oft geschwollen. Weiter unterscheidet man laut FIWI zwischen inneren und der äusseren Formen, je nach Eintrittsstelle des Bakteriums. Bei den äusseren Formen können sich an der Eintrittsstelle, meistens einer Wunde, Hautgeschwüre bilden. Selten ist hingegen, dass der Erreger die Augen befällt und eine Bindehautentzündung hervorruft.
Die inneren Formen der Krankheit hingegen entstehen, wenn der Erreger eingeatmet wird. Dann kann er Lunge, Mund und Verdauungstrakt befallen. Das FIWI rät in jedem Fall, zur Abklärung einen Arzt aufzusuchen, sollten die oben genannten Beschwerden nach einem Kontakt mit einem toten Hasen oder einem Zeckenbiss auftreten.
Bei Wildtieren wird in der Regel die Diagnose erst nach dem Tod festgestellt. Beim Menschen ist sie heilbar, sofern sie rechtzeitig erkannt wird. Einen Impfstoff gebe es zwar nicht, erklärt Ryser-Degiorgis vom FIWI. «Aber da die Tularämie eine bakterielle Krankheit ist, kann man Antibiotika einsetzen.»
Mit anderen Arten der Pest hat das Tularämie-Bakterium übrigens nichts gemeinsam. Laut Ryser-Degiorgis ist es ein ganz anderer Erreger: «Ein anderer Erreger, der auf andere empfängliche Tierarten übergreift – und auch das Krankheitsbild ist anders als beispielsweise bei der Schweinepest».
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