In einer Voliere mitten im Wildnisgebiet Dürrenstein, inmitten der niederösterreichischen Wälder, wird der Habichtskauz gerade auf sein Leben in der Wildbahn vorbereitet. Das geschieht unter den Augen von Richard Zink von der Österreichischen Vogelwarte der Veterinärmedizinischen Universität Wien und seinem Team. In einer Mitteilung des Tiergartens Schönbrunn wird Zink mit den Worten zitiert: «Gemeinsam erhalten wir diese gefährdete Eule in menschlicher Obhut und sorgen dafür, dass der Habichtskauz langfristig in unsere heimischen Wälder zurückkehrt.» 

Notwendig ist das, weil der Habichtskauz laut Zink in Österreich vor rund 150 Jahren ausgerottet wurde. Ein Konsortium hat sich zum Ziel gesetzt, den Nachwuchs aus Zoos und Vogelstationen auszuwildern. Eine Kooperation, die seit 2009 besteht und die laut Zink «enorm wichtig» ist. Der Erfolg ist ihr gewiss: Seit Projektstart seien allein 41 Habichtskäuze wiederangesiedelt worden, die im Tiergarten Schönbrunn geschlüpft sind. Das ist der Medienmitteilung des Wiener Zoos zu entnehmen. 

Habichtskäuze aus der Schweiz
Hilfe kommt aber auch aus der Schweiz. Zu Ostern dieses Jahres vermeldete die Greifvogelstation freudig das Schlüpfen der Küken aus den ersten zwei von vier Habichtskauz-Eiern. Kurz darauf vermeldete die Institution aus Berg am Irchel ZH auf ihrer Website: «Inzwischen haben sich bereits alle vier Küken von den Schalen befreit und werden nun fürsorglich von den Eltern aufgezogen. Ende Juni werden die dann etwa 70 Tage jungen Habichtskäuze nach Österreich geflogen und dort im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes ausgewildert.» 

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Das ist mittlerweile geschehen, wie die Greifvogelstation am 21. Juni mitteilte: Wie jedes Jahr seien die Küken nach Österreich transportiert worden, «dank einem grosszügigen Unterstützer schonend per Flugzeug.» Dank solchen Initiativen gibt es in Österreichs Wäldern wieder 30 Brutpaare. Deren Pflege geht weit über Erhaltung dieser Tierart hinaus.

Iris Starnberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Tiergarten, erklärt: «Wenn wir den Habichtskauz und seine Wälder schützen, schützen wir damit auch viele andere, weniger bekannte Tierarten, wie den Weissrückenspecht oder das Haselhuhn.»

Es fehlt an Nistgebieten
Ein intakter Wald ist Voraussetzung, um die ziemlich grosse Eule anzusiedeln. Sie bevorzugt alte Bäume, um zu nisten. In immer mehr Gebieten allerdings fehlen solche Möglichkeiten. In diesen Fällen werden Nistkästen montiert, die auch regelmässig kontrolliert sein wollen. Eine aufwändige Angelegenheit. Doch laut Medienmitteilung besitzt der Tiergarten Schönbrunn nun die Mittel, um 15 solche Kästen zu betreuen.

Die Aufzucht der Habichtskäuze mag man nicht dem Ausland überlassen. Deshalb wurde erst im Februar eine neue Voliere für Habichtskäuze eröffnet. Zum Einstand gab es auch gleich Nachwuchs durch ein junges Brutpaar, das sich hier wohlfühlte. Der Zoo schreibt dazu: «In den nächsten Wochen wird ihr Jungtier schon durch den Wald fliegen. Anfangs wird es noch in der Nähe des Auswilderungsplatzes bleiben und zugefüttert werden. Bis zum Herbst wird sich die kleine Eule zum erfolgreichen Mäusejäger entwickeln und dann selbstständig leben.»