Auszeichnung für Forscher
«Dinosaurier explodieren nicht!»
Grosse Ehre für Achim Reisdorf: Der Berner Forscher erhält einen Preis, weil er herausgefunden hat, wieso Saurier-Knochen bei ihrer Entdeckung häufig verstreut liegen. Den Mythos, dass die Kadaver explodieren, hat er widerlegt.
Die Frage, warum Saurier-Knochen bei ihrer Entdeckung häufig verstreut liegen, beschäftigt die Paläontologie schon lange. Nun haben Forscher den uralten Mythos widerlegt, dass Faulgase die Kadaver explodieren liessen. Der am Naturhistorischen Museum Bern tätige Paläontologe Achim Reisdorf ist dem Mythos zusammen mit Fachleuten anderer Forschungsgebiete auf den Grund gegangen. Reisdorf untersuchte das Schicksal von Wirbeltier-Kadavern, die sich im Meer abgelagert hatten.
Um zu verstehen, was vor Millionen Jahren mit den verendeten Tieren geschah, holte sich Reisdorf Rat bei Fachleuten, die täglich mit Leichen zu tun haben: Rechtsmedizinern und Kriminalbiologen. Eigens für die Studie wurde der Faulgasdruck von einhundert menschlichen Leichen ermittelt, wie das Naturhistorische Museum Bern am Montag mitteilte.
Dabei zeigte sich, dass sich bei den bakteriell bedingten Fäulnisprozessen im Körper ein zu geringer Druck aufbaut, um eine solche Explosion auszulösen. Eine Erkenntnis, die sich auch auf die fosslie Tierwelt anwenden lasse, heisst es in der Mitteilung des Museums weiter.
Fäulnisgase lassen Kadaver im Wasser aufsteigen
Reisdorf untersuchte den Zerfallsprozess bei Fischsauriern. Sie liegen als Fossilien in grosser Menge und gut dokumentiert vor. Der Berner Paläontologe kam zum Schluss, dass die toten Körper normalerweise sofort zum Meeresgrund absanken. In grösseren Wassertiefen wurden sie dort in der Regel durch Fäulnis, Aasfresser und andere Vorgänge vollständig zersetzt.
In geringeren Wassertiefen jedoch stiegen die Kadaver durch die sich im Körperinnern angesammelten Fäulnisgase wieder zur Oberfläche auf. Dort trieben sie manchmal kilometerweit und zerfielen. So wurden die Knochen grossräumig verstreut.
Die Ergebnisse dieser interdisziplinären Studie erschienen in der Zeitschrift «Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments». Die Publikation wird mit dem Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis ausgezeichnet. Der Preis ist mit 6000 Euro dotiert.
Ein explodierender Wal als Gegenbeweis?
Im November des vergangenen Jahres machte im Internet ein Video die Runde, das den Mythos der explodierenden Kadaver weitherum schürte: Ein gestrandeter Spermwal auf den Färöer-Inseln wird von einem Biologen aufgeschnitten, um ihn einer Obduktion zu unterziehen. Gut verpackt in Regenkleidung scheint er zu wissen, worauf er sich einlässt. Und er behält Recht: Urplötzlich bricht die Haut des Wals auf und schlagartig platzen Blut und Innereien aus dem Tier heraus.
[EXT 1]
Quelle: YouTube/euronewsEs stimme zwar, dass der Wal im Video mit Fäulnisgasen gefüllt ist und schlagartig auseinanderbricht, sagt Achim Reisdorf auf Nachfrage der «Tierwelt». Doch widerlege das Video seine Forschung nicht. «Das ist keine Explosion, sondern eine Eruption», sagt er, ein Ausbruch also. Doch viel wichtiger: «Es werden zwar Innereien aus dem Wal geschleudert, aber keine Knochen.» Das Skelett dieses Tieres bleibt also in einem Stück und würde nicht erklären, wieso Fischsaurier-Fossilien immer wieder so weit verstreut aufgefunden werden.
Reisdorf sagt auch, eine solche Eruption würde ohne äusseren Eingriff nicht stattfinden. Wäre der Wal nicht aufgeschnitten worden, wären die Gase im Laufe des Verwesungsprozesses allmählich durch die verrottende Haut entwichen. Die Haut werde mit der Zeit rissig und undicht: «Deshalb stinken Leichen auch so.»
Dieser Artikel wurde automatisch auf unsere neue Website übertragen. Es kann daher sein, dass Darstellungsfehler auftreten. Diese können Sie uns mit folgendem Formular melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren