Hatte Aristoteles Recht?
Fliegenbabys ähneln Mamas Ex
Stellen Sie sich vor, Ihr Nachwuchs sieht aus wie Ihre erste grosse Liebe. Schockiert? Nun, bei Fliegen läuft das offenbar genau so ab, wie Wissenschaftler nun herausgefunden haben. Nur ohne Liebe.
Alles begann mit Aristoteles. Der grosse griechische Denker ging davon aus, dass das Aussehen von Tieren (also auch Menschen) nicht nur von ihren Eltern vererbt wird, sondern auch von den vorherigen Geschlechtspartnern ihrer Mutter. Genau gesagt: Wer für die erste Trächtigkeit eines Weibchens verantwortlich sei, bestimme den Phänotyp, also das Aussehen, der weiteren Nachkommen.
Der Glaube an diese sogenannte «Telegonie» hielt sich bis weit ins 19. Jahrhundert. Die englischen Königshäuser richteten ihr Handeln danach, und auch Charles Darwin ging von der Existenz der Telegonie aus. Heute ist die Theorie in der wissenschaftlichen Genetik verworfen, auch wenn sie in spirituellen Kreisen noch einige Anhänger hat.
Doch jetzt verkündet ein australisches Forscherteam plötzlich, es habe den Beweis für die Telegonie gefunden – bei Fliegen. Die Wissenschaftler um Angela Crean von der University of New South Wales haben für ihr Experiment zunächst kleine und grosse Fliegen derselben Art produziert, indem sie ihnen unterschiedlich nahrhaftes Futter gaben. Anschliessend liessen sie die Männchen unterschiedlicher Grösse auf Weibchen los, die noch nicht geschlechtsreif waren. Dabei notierten sie, welche Weibchen von den «grossen» Männchen begattet wurden und welche von den «kleinen».
«Wir müssen noch viel lernen»
Als die Fliegenweibchen dann ausgewachsen waren, ging es in die zweite Runde: Abermals wurden die Männchen einzeln auf die Weibchen losgelassen, diesmal mit dem Ziel, sie effektiv trächtig zu machen. «Wir haben herausgefunden», schreibt Crean, «dass die Grösse des Nachwuchses durch die Grösse des ersten Partners der Mutter bestimmt wurde».
Die Entdeckung der australischen Forscher zeige eine noch nie gesehene nicht-genetische Form der Vererbung. Die genaue Funktionsweise müsse noch erforscht werden, aber die Wissenschaftler vermuten, dass Moleküle in der Samenflüssigkeit des ersten Männchens durch die unreife Eizelle des Weibchens absorbiert werden und so das Wachstum des Nachwuchses von anderen Männchen bestimmen.
Die von der Wissenschaft als falsch erklärte Telegonie-Theorie scheint also bei Fliegen tatsächlich zuzutreffen. Die Forscher relativieren zwar und schreiben: «Wir wissen noch nicht, ob dies auch auf andere Arten zutrifft», doch stellt die Hauptautorin der Studie fest: «Gerade, als wir dachten, die Dinge verstanden zu haben, schlägt uns die Natur ein Schnippchen und zeigt uns, wie viel wir noch lernen müssen.»
Originalpublikation:
Angela J. Crean et al.: «Revisiting telegony: offspring inherit an acquired characteristic of their mother's previous mate». Ecology Letters (2014).
DOI: 10.1111/ele.12373
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