Die neu entdeckte Art mit dem Namen Vipera walser lebt in einem Gebiet von weniger als 500 Quadratkilometern und kommt nur an zwei verschiedenen Gebieten in den Hochtälern nördlich des Ortes Biella im Piemont vor, wie die Universität mitteilt. Die Art bewohnt bevorzuge offene, von Felsen durchzogene Flächen und scheine Waldgebiete zu meiden. Deshalb profitierte die Vipera walser wohl von der Ausdehnung von Weiden und Heidelandschaften, wie sie in den Alpen bis ins 19. Jahrhundert stattgefunden hat.

Der Rückgang der Viehhaltung auf Naturweiden in den letzten hundert Jahren und die damit verbundene Zunahme von Waldflächen im Alpenraum gefährde heute jedoch den Lebensraum der Viper. Diese Entwicklung bedeute für die neuentdeckte Art eine unmittelbare Bedrohung, so die Forscher. Auch Trophäenjäger und Sammler seien ein Problem. Die Wissenschaftler empfehlen deshalb, die Vipera walser als gefährdete Art einzustufen.

Geografisch isolierte Population
Die Forscher hatten bereits vermutet, dass in den westlichen Alpen kleine und räumlich isolierte Kreuzotter-Gemeinschaften vorkommen könnten, die sich von anderen Populationen unterscheiden. Aufgrund morphologischer und genetischer Untersuchungen konnten die Forscher feststellen, dass es sich bei der Vipera walser um eine Art handelt, die sich sowohl von der Kreuzotter als auch von anderen Vipern in Westeuropa genetisch deutlich unterscheidet. Im Aussehen ist sie der Kreuzotter sehr ähnlich, lässt sich aber in vielen Fällen anhand der Anzahl Schuppen am Kopfschild und um die Augen erkennen.

Detaillierte Untersuchungen zu den genauen Anforderungen an den Lebensraum sollen nun zeigen, wie Veränderungen der Landnutzung die Art tangiert haben und wie die neuentdeckte Spezies geschützt werden kann. An der Studie, die im «Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research» veröffentlicht wurde, waren Wissenschaftler des Museo delle Scienze MUSE (Trento, Italien), des Museo di Scienze Naturali del Collegio Mellerio Rosmini (Domodossola, Italien), der Manchester Metropolitan University (Manchester, UK) und der Universität Basel beteiligt.